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Offensichtliche Setzerfehler wurden stillschweigend korrigiert. Die Original-Orthographie wurde ansonsten beibehalten.
Inhalt
:
Personal-Chronik der
Univ.-K.-Ztg
Das Miserere in der sixtinischen Kapelle zu Rom, am Charfreitag. —
Kirchliche Nachrichten. Asien. Anam; betrübende Berichte aus
Theologische Akademie.
Kathol. Abtheil
.
Ueber die Verdächtigung des Philalethes. Vom Chorherrn
Protest. Abtheil
Literatur.
Kathol. Abteil. Schleyer, Würdigung der Einwürfe gegen die alttestamentl. Weissagungen. Rec. vom Professor Dr.
Anzeigen.| Sp.
0367|
Mitarbeiter
87) Landrath Adolph Gottl.
von
Bülow
auf
88) Domkapitular J.
Hohmann
, Regierung-Schulreferent und Stadtpfarrer in
89) Landrabbiner S.
Hirsch
in
(Wird fortgesetzt.)
Durch ein Versehen ist in der Ankündigung unseres Blattes der Name M. A.
Hugue
, im Verzeichnisse der Mitarbeiter und Correspondenten mit aufgeführt worden. Diese Erklärung hat nicht etwa darin ihren Grund, als wenn derselbe unser Unternehmen mißbilligte, sondern ist nothwendig, weil in dem Orden der Liguorianer, gemäß ihrer, Statuten, kein Glied desselben ohne zuvor erlangte Erlaubniß des General-Obern, thätigen Antheil an einem lit. Institute zu nehmen berechtigt ist.
In
Rom
wird an diesem Tage
Wenn so alle Empfindungen aus der untersten Tiefe aufgeregt sind, wenn vor dem Menschen das große Weltgericht in lebendigen Gestalten schwebt, beginnt das Miserere. Die Sänger stehen oben am Anfang des Gewölbes auf einer Gallerie. Sie werden nicht gesehen, und die Töne scheinen wie in der Luft zu schweben, als Sinnbilder jener Laute, die aus dem Herzen Aller schweigend emporsteigen. Mit jedem Augenblicke sinkt der Tag in seinen dunkeln Schooß hinab, und in der Kapelle wird es immer düsterer. Was hier gehört wird, ist eine heilige Musik, die zum Himmel mit sanfter und gewaltiger Kraft zugleich die Gemüther emporzieht, und das Irdische zu verachten mahnt. Der Tod scheint wünschenswerth zu seyn, weil er von der Welt erlös't und zum Himmel führt.
Das Miserere ist ein Psalm, der aus verschiedenen Versen zusammengesetzt ist, die man abwechselnd singt und spricht. Bei einem Vers ertönt eine heilige Musik, und der folgende wird von tiefen, beinahe rauhen Stimmen gesungen, wie eine harte Antwort des sündigen Menschen an den geistigen Menschen, des Irdischen an das Ewige, der Sinnlichkeit an die nach göttlichem Frieden sich sehnende Seele, wie das weltliche Leben das Gelübde der erhabenen Seelen feindlich zurückstößt.
Fängt der sanfte Chor wieder an, dann geht im Gemüthe, wieder neue Hoffnung auf; aber bei dem sogleich darauf folgenden, bloß hergesagten Verse wird die Seele von einer starren Kälte ergriffen, nicht vom Entsetzen, sondern vom gesunkenen Muthe der Begeisterung. Das Irdische scheint gesiegt zu haben über das Ewige im Menschen. Aber während Jenes seines Sieges sich zu freuen scheint, und die für Gott geschaffene Seele trauert, siehe! da wird es mit einmal wieder anders, es kommen wieder himmlische Töne, rührender und erhab'ner noch, als die vorhergehenden, und sie überlassen die Hörenden einem sanften und reinen Gefühle. So hat endlich das Göttliche im Menschen gesiegt über die rauhe Stimme der Sinnlichkeit, der Geist sieht sich mit dem Himmel ausgesöhnt, und ist wie in dem Augenblicke eines seligen Todes.
Die Kerzen werden ausgelöscht, und immer wird es finsterer. Die Gestalten der Propheten und Sybille erscheinen dunkel verhüllt, wie Geister. Ringsum tiefe Stille. Mit dem letzten in |Sp. 0369| den Räumen der Kapelle erschallenden Tone geht Jeder langsam und leise hinaus. Man hat himmlisches Leben gefühlt, und scheut sich, in das gemeine wieder einzutreten.
Nun geht man in einer Prozession in die Peterskirche. Dieser unermeßliche, majestätische Tempel ist zu dieser Zeit von keinem andern Lichte erhellt, als von einem erleuchteten Kreuze. Dieses Leidenszeichen, allein strahlend durch die weiten dunklen Räume des unermeßlichen Gebäudes, ist das einzige Licht in der Nacht des Lebens. Die große Menge der Lebendigen und die Statuen der Gräber bilden zusammen recht eigentlich die Welt, der Christus Licht geworden ist. Unter dem Kreuze, wo die Erleuchtung durch dasselbe am stärksten ist, kniet im weißen Gewande der heilige Vater; hinter ihm die Kardinäle. Da beten sie still und mit Inbrunst für sich und die Christenheit. (Vergl. Corinna, v. Stael.)
Asien
.
Anam
.
† Aus
Cochinchina
sind betrübende Nachrichten in
(Ami de la Religion.)
Ostindien
.
†
Coromandel
. Man hat in
(Ami de la Religion.)
Schweiz
.
Luzern
. Die Prozession, bei einem Maskenballe in
Aber auch in der Gemeinde
Hitzkirch
, hiesigen Kantons, wurde am letzten Hirsmontag ein ähnliches Spektakel aufgeführt, welches auf's neue darthut, wie sehr man bemüht ist, den Unglauben durch Verspottung des Heiligen unter das Volk zu verpflanzen.
Das Spektakel, welches in der Gemeinde Hitzkirch gegeben wurde, galt vorzüglich der berühmten Wundermedaille von der unbefleckten Empfängniß Mariä. Es wurden drei Wagen hiefür bestimmt. Auf dem ersten befanden sich Schmiede, welche diese Medaille verfertigen mußten; auf den beiden andern waren Geistliche, Aerzte und Kranke verschiedener Art zu sehen. Die Geistlichen wurden am Krankenbette so zum Spotte gemacht, daß der Anstand uns gebietet, davon zu schweigen. Selbst die barmherzigen Schwestern, deren Aufopferung für die leidende Menschheit sonst allgemeine Anerkennung findet, entgingen der |Sp. 0370| herzlosesten Verspottung nicht. Auch das Oberhaupt der katholischen Kirche soll auf höchst lächerliche Weise dargestellt worden seyn, wie er mit einem Seile die Gläubigen zu umschlingen suche, um dieselben mit Gewalt an sich zu reißen. Als Beweis, in welchem Maße man Unfug getrieben hat, mag der Umstand dienen, daß sich der allgemein als sehr friedliebend bekannte Ortspfarrer bewogen fand, am darauf folgenden Sonntag den gottlosen Skandal auf der Kanzel öffentlich und ernst zu rügen, so wie daß selbst ein Einsender des „Eidgenossen“ das Vorgefallene „nicht Alles“ billigen kann, obwohl er seine Freude darüber nicht gänzlich zu unterdrücken vermag, vermeinend: „es sey der Zeitpunkt eingetroffen, den der Eidgenosse prophezeit habe, daß die Wunderblechgeschichte mit dem verdienten Spotte enden werde.“ — Allein diejenigen, welche glauben, daß sie dem Christen seinen frommen Glauben durch dergleichen Spott rauben können, irren sich gewaltig; denn jedem Wohlunterrichteten ist bekannt, wie zur Zeit auch die Heiden das Christenthum in öffentlichen Schauspielen u. s. w. lächerlich zu machen suchten, wie aber eben dadurch dasselbe nur immer mehr und mehr Anhänger gewann, und sich endlich über den ganzen Erdboden ausbreitete. Daß solche Heiden auch in unserer Zeit wieder leben, zeigen nebst andern traurigen Thatsachen die Beispiele von Wohlen und Hitzkirch. Das traurigste bei allem diesem ist aber, daß katholisch seyn sollende Regenten solchem schändlichen Unfuge gleichgiltig zusehen, oft sogar noch Wohlgefallen darüber bezeigen und selbst Hand dazu bieten.
(Waldstätter Bote)
Schwyz
, den
„Kaum hatte der
Waldstätter-Bote
die allerwärts bekannten, und durch Gerüchte in alle Gaue verbreiteten skandalösen Auftritte im Harmonie-Ball zu
Man sollte wirklich meynen, daß es nicht nur einem Kirchenrath, sondern jedem schlichten Katholiken und Reformirten, ja dem Juden selbst, absolut unmöglich wäre, so Etwas zu begehen, zumal da wir in einem Lande leben, wo die katholische Religion garantirt ist, folglich unangefochten bleiben, und wo eine solche verfassungswidrige Handlung von der Obrigkeit, die sich Beschützerinn der katholischen Religion zu nennen beliebt, streng bestraft werden sollte. Wenn aber die
Aargauer Zeitung
das Mithalten
So haben in Nr. 17 und 18 gl. Z. ein Theilnehmer und zwei nicht Anwesende darzuthun versucht, Hr.
Keller
wäre dazumal wirklich nicht in
Es liegt auch weniger daran, zu wissen, wer derjenige war, der bei der empörenden Religions-Verhöhnung das Symbol des Glaubens getragen, als, ob sich die Sache denn wirklich so zugetragen, wie sie der W. Bote Nr. 15 erzählt hat.
|Sp. 0371| Schreiber dieses war nicht am Balle, findet sich nichtsdestoweniger bewogen, folgende auf Gründen beruhende Behauptungen nochmals zu wiederholen und zu bekräftigen:
Es ist und bleibt wahr, und wir behaupten es wiederholt, daß man die Symbole des katholischen Ritus in einer After-Prozession verhöhnt und verspottet hat.
Es ist Thatsache, daß
Weibel
, dieser schwarze Vor-Engel, dem Zuge auf einer Geige vorspielte, mit eigenen Grimassen als Hanswurst vor Kreuz und Fahne einhergaukelte.
Es ist Thatsache, daß das Kreuz nebst mehreren Fahnen vorgetragen wurde. Auf der ersten Fahne war die Aufschrift: „Pfaffen- und Aristokraten-Religion“; auf der andern: Mittel zur Aufrechthaltung der Pfaffen- und Aristokraten-Religion“; auf einer dritten: „Zweck der Pfaffen- und Aristokraten-Religion“, (als Zweck war angegeben) „Geld, Staatsämter und Regentschaft“; auf der vierten waren die der kathol. Religion feindseligsten Blätter hingezeichnet.
Es ist Thatsache, daß diesen verhöhnten Glaubens-Symbolen eine Schaar Priester höhern und niedern Ranges, Mönche vom Benediktiner-, Bernhardiner- und Kapuziner-Orden und Nonnen folgten, daß die Arche des Bundes, auf welcher zu lesen war: „Bundeslade“, wie eine Reliquien-Kapsel auf Schultern getragen wurde, daß Aristokraten, Krautstirzler u. a. m. den Zug schlossen, daß selbst
Montebello
, der jetzige neu bestätigte Gesandte des Königs der Franzosen in der
Es ist Thatsache, daß, als die Bundeslade geöffnet ward, man aus derselben geweihte Gegenstände, unter andern eine große Anzahl jener berühmten Wundermedaillen der unbefleckten Empfängniß der seligsten Jungfrau Maria, u. a. m. mit mehreren conservativen Blättern,
Aargauer Zeitungen
,
Es ist Thatsache, daß, nachdem die geweihten Sachen sammt der Bundeslade zerstört waren, man sich über Kreuz und Fahne hermachte, und das Siegeszeichen des göttlichen Erlösers über Tod und Hölle in den Staub warf.
Es ist Thatsache, daß zu fernerer Verspottung der Geistlichkeit, der heiligsten und ältesten Institute der katholischen Religion, zum Schimpfe des Katholizismus und der Kirche — der Mönch mit der Nonne, der Priester mit der Köchinn tanzte — auf eine Art und Weise, welche zu beschreiben, edlere Gefühle verbieten.
Es ist Thatsache, daß ein ärgerlich gekleidetes Frauenzimmer, oder, wie es das
Volksblatt
nennt, der
Thatsache ist es endlich, daß der skandalöse Ball bis gegen 8 Uhr Morgens dauerte, und daß das Geläute zum und im Gottesdienst ihn keineswegs zu stören vermochte.
Demnach, wenn der
Schw. Bote
und das
„Herr! bleibe bei uns, denn es will Abend werden! Es werden von den neuen Freigeistern, denen Gott und Ewigkeit Nichts mehr ist, Sachen getrieben, die ungestraft bleiben, vor denen aber jedes Christenherz zurückbeben muß. Worte fehlen, den Gräuel zu schildern, der im Maskenball zu Wohlen wider Religion und Priesterschaft verübt wurde; ja, Herr Dr. H. v. B. soll sich sogar vermessen haben, die heil. Beichte, dieses von Jesu Christo gestiftete Sakrament der Buße, zur Zielscheibe des Gespöttes zu machen, und als Ordensmann verkleidet Beichte zu hören... Die Nachwelt wird über ihn und seine Konsorten richten! — Herr! sende uns Deine Hilfe in der Trübsal; denn Menschen-Hilfe ohne Dich ist eitel!!“
(Waldstätter Bote.)
Deutschland
.
Churhessen
.
Schmalkalden
, den
Unsere Staatsverfassung sichert uns völlige Freiheit m Sachen des Glaubens zu, und deshalb dachte man auch, trotz der gedachten Hindernisse, bis zu den Tagen des 24. und 25. Febr. die Vereinigung zu Stande zu bringen, und dadurch die Feier dieser Tage zu erhöhen. Der Stadtrath bildete deshalb ein Comitê, welches diese Feier anordnen und leiten sollte. Von dieser Behörde wurde es sofort erkannt, daß zu einer angemessenen Feier außerordentliche Mittel erforderlich seyen, und sie stellte mittelst des Stadtraths und der in Cassel anwesenden ständischen Abgeordneten, Bürgermeister
Wolf
von hier, und Bürgermeister
So entmuthigend die Nachricht hiervon auch war, so wurde dennoch von Seiten der Geistlichkeit zu Schmalkalden ein Antrag an churfürstl. Consistorium gestellt, die Feier des 24. und 25. Febr. zu gestatten, und eine Bittschrift Sr. Hoh. dem Churprinzen und Mitregenten unmittelbar übergeben. Die wichtigen Tage erschienen aber, ohne daß auf beide Anträge eine Entschließung eingetroffen war. Die Bürgerschaft unserer Stadt drängte deshalb unsere geistlichen und weltlichen Behörden, dieselben festlich zu begehen, und es war unter diesen Umständen wohl der Klugheit angemessen, nachzugeben.
Wenn die Feier der beiden wichtigen Tage so hätte ausgeführt werden können, wie man erst beabsichtigte, und wie sie den weltgeschichtlichen Begebenheiten, welche sie uns in's Gedächtniß zurückrufen sollte, wohl angemessen gewesen wäre, so würden Schmalkalden's Bewohner an den Glanz erinnert worden seyn, Welcher vor 300 Jahren durch die Gegenwart so vieler Fürsten, geistlichen und weltlichen Gesandten in unsern Mauern sich zeigte. So ist dieselbe aber nur einfach und ohne Prunk, darum jedoch nicht weniger herzerhebend ausgefallen. Denn wer ist wohl ohne jene so schwer zu schildernden Empfindungen geblieben, die uns über alles Irdische erheben, als am Vorabend des Festes das Geläute aller Glocken unserer Stadt ertönte, und Tausende von Menschen ihre Wohnungen verließen, um Gott den Allmächtigen unter freiem Himmel zu preisen, wozu der hiesige Gesangverein durch Absingung von Choralgesängen auf verschiedenen Stellen der Stadt hinzog. Und wie am ersten Tage des Festes die große Osten (die größte unserer Glocken) durch ihre feierliche Stimme dazu aufrief, dem Lenker der Welten zu danken, da versammelten sich alle Stände, und auch die Mitglieder aller Confessionen auf dem Neumarkte, um, dem dritten Glockenrufe folgend, im Zuge den Tempel des Herrn zu betreten. Diesem Zuge voran wurde Luther
's wohlgetroffenes Bildniß (von dem berühmten Cranach) getragen, ihm folgte der Gesangverein und dann die Geistlichkeit des ganzen Kreises und die Behörden der Stadt, und als er sich unter Gesang und Musik dem Hause näherte, in dem vor 300 Jahren Luther gewohnt und gewirkt, und das mehrmals zur Versammlung der Gesandten gedient hat, machte er Halt und der Gesangverein stimmte das Lied an: „Eine feste Burg ist unser Gott“, was er später auf dem Altmarkte wiederholte, von wo der ganze Zug in die Kirche ging. Gern möchte ich hier die Worte wiederholen, welche der erste Prediger der lutherischen Gemeinde, Inspektor Habicht, an heiliger Stätte mit Herzlichkeit und Wärme sprach, wenn ich sie wieder zu geben vermöchte, und wenn es der Raum erlaubte. Er schilderte das Wirken Luther
's und erinnerte an die hohe Wichtigkeit des Festes für alle protestantische Christen, denen auch andere Glaubensgenossen eine bessere Lage verdanken, und ermahnte, was von allen Zuhörern mit inniger Freude vernommen wurde, ja nicht müde zu werden, an dem Werke der Union zu arbeiten, bis es glücklich vollbracht sey. Still und ruhig neigte sich nach dieser religiösen Feierlichkeit der Tag, und der Abend erschien, um den Bewohnern Schmalkalden's eine neue Gelegenheit zu verschaffen, ihre Freude kund zu geben; — nur wenige Häuer blieben unbeleuchtet. |Sp. 0374| Am Morgen des zweiten dieser Jubelfeiertage weihete der hier bestehende Verein das von ihm als Denkmal für die Reformatoren gestiftete Armen-Arbeitshaus ein, bei welcher Gelegenheit der erste Prediger der reformirten Gemeinde, Inspektor
Eichenberg
, als Mitglied dieses Vereins, eine allgemein ansprechende Rede hielt, und darin die Verdienste der Reformatoren schilderte. Hierauf wurde die Schuljugend im Zuge durch die Stadt geführt, dann neben der Kirche eine Eiche gepflanzt und die Kinder auf dem Rathhause mit Bretzeln beschenkt. Wie freudig aufgeregt die Stadt durch diese Jubeltage war, zeigte auch der folgende Tag, welcher die Feier mit einer nochmaligen allgemeinen Erleuchtung beschloß. Eine später eingetroffene Ministerialverfügung war des Inhalts, daß es der hiesigen lutherischen Gemeinde, da sie am 24. Febr. doch öffentlichen Gottesdienst habe (der 24. fiel auf einen Freitag, und jede Woche halten die Lutheraner an diesem Tage eine Betstunde) unbenommen bleiben sollte, und auch angemessen gefunden werde, in der Predigt das Andenken an die Schmalkalder Artikel zu begehen, daß hingegen eine außerordentliche, von der lutherischen und reformirten Gemeinde gemeinschaftlich vorzunehmende kirchliche Feier nicht schicklich gefunden werden könne, da die Schmalkalder Artikel zwar für die Lutheraner, nicht aber für die Reformirten eine symbolische Schrift, als solche von der reformirten Kirche in
(Allg. Anzeiger.)
*
Gelnhausen
, den
Die Katholiken in Gelnhausen können indessen zur Realisirung jenes schönen Vorhabens bei ihrer bekannten Dürftigkeit fast Nichts thun; die Staatsregierung aber hat sich nur zu einem Beitrage für die Schule verstanden, und die Diözese bietet keine Fonds dar, die zu derlei Zwecken eine namhafte Unterstützung liefern könnten. Der Bischof muß daher mit seiner Geistlichkeit große Opfer bringen, und sie bringen sie gern. Aber schon der Ankauf eines passenden Lokales, des ehemaligen deutschen Hauses, zur Wohnung des Geistlichen, und zur Schule, die dieser halten soll, betrag 4000 Gulden, und die Herrichtung eines daran stoßenden Gebäudes zur Kapelle 1600 Gulden; und dann fehlt es noch an einer bleibenden Dotation; — dazu langen ihre Kräfte nicht aus. Sie sehen sich daher genöthigt, auf fremde Hilfe hinzublicken. Das Beispiel der Apostel und der ersten Christen, die, in die entferntesten Provinzen zerstreut, einander als Brüder ansahen und unterstützten, und das gemeinschaftliche Band des Glaubens und der Liebe, welche gütig ist, rechtfertigt sie darin.
Es dürfte für manchen Katholiken rührend und herzerhebend seyn, in Gelnhausen an dem wieder hergestellten Cultus seiner Kirche, der dort Jahrhunderte lang verstummet war, auf Reisen theilnehmen zu können, und diese erbauliche Theilnahme in einer an der Landstraße gelegenen Stadt auch anderen Reisenden eröffnet zu sehen, und hiezu ebenfalls einen Beitrag geliefert zu haben. Und dürften wohl die Kinder der katholischen Kirche die Erweiterung ihres Glaubens und Cultus vernachlässigen, während andere Confessionen hierin so thätig sind? Oder dürfte bei unserm Eifer für auswärtige Missionen die Beförderung des Christenthums in der Nähe weniger beachtet werden? Es läßt sich daher hoffen, daß wer das Vermögen besitzt, zu diesem schönen Zwecke etwas beizutragen, mit Freudigkeit sich in thätiger Liebe erweisen werde.
Sachsen
-
Coburg
-
Gotha
Gotha
. Der Artikel in No. 15 der
„An die Redaction des
Hamburgischen
unparteiischen Correspondenten
.
Sie haben in dem Hier bemerkt die Redaction des unparteiischen Correspondenten vom 28. Febr. 1837 einen Artikel, aus Brüssel datirt,Hamburger Unparteiischen Correspondenten in einer Note: „Der obenerwähnte Artikel war aus der zu Frankfurt a. M. unter der Redaction des Dr. Julius V. Hoeninghaus erscheinenden Universal-Kirchenzeitung entlehnt, deren Bezeichnung als Quelle durch ein Versehen unterlassen worden; übrigens ist derselbe auch in andere Frankfurter Blätter übergegangen." — Die Redaktion der Universal-Kirchenzeitung hat bereits eine Berichtigung mit Hinweisung auf die französische Quelle, an die Redaction des Hamb. Unp. Corr. abgehen lassen, welche diese zweifelsohne nachtragen wird. Hier lassen wir zugleich die betreffende Stelle aus No. 2771 des Ami de la Religion vom 11. Februar 1837 im Urtexte folgen, um unsere Uebersetzungstreue darzuthun. Un article injurieux pour la cour de Rome, qui a paru dans L'Almanach de Gotha pour 1837, excite avec raison les plaintes des bons journaux belges. Cet article renferme des faussetés notoires et des moqueries déplacées contre les ordres de chevalerie romaine. Des Belges qui ont recu ces ordres ont adressé une réclamation à l'éditeur de l'Almanach de Gotha. On croit qu'une reclamation partira de plus haut, et sera addressée au due régnant de Saxe-Gotha, pour le prier de réprimer la licence du téméraire éditeur.Gothaischen Kalender 1837 erschienener, für den heil. Stuhl beleidigender Artikel habe mit Recht die besseren belgischen Journale zu Beschwerden veranlaßt. Derselbe enthalte notorische Unrichtigkeiten und unpassende Spöttereien über die päpstlichen Orden. Mehrere Belgier, denen dieselben verliehen worden, hätten gerechte Reklamationen an den Herausgeber gerichtet, und man glaube, man werde dergleichen auch an Seine Durchlaucht den regierenden Herzog zu Sachsen-Koburg und Gotha richten, damit der „vorlaute Herausgeber“ in seine Schranken zurückgewiesen werde.
Sie werden, da Sie an der Spitze Ihres Blattes das Wort: „unparteiisch“ führen, sich hoffentlich der Aufnahme gegenwärtiger Entgegnung nicht entschlagen.
Zuvörderst erlauben Sie mir, meine Verwunderung zu bezeigen, daß man von
Belgien
her, wo die Presse nur zu oft eine zügellose Sprache führt, Maßregeln gegen einen Almanach androhen sollte, dessen Sprache niemals aus den Gränzen des Anstandes getreten ist.
Gestehen Sie zweitens, daß kein noch so geschätztes Blatt sich rühmen darf, niemals irrige Nachrichten mitgetheilt zu haben, und daß, wenn solche Nachrichten zu der Beillegung des Epithets „vorlaut“ berechtigen sollen, wenige Redakteure ihm entgegen dürften.
Die beiden Stellen in dem Aufsatze über die Ritterorden in der dießjährigen Ausgabe des genealogischen Gothaischen Almanachs, welche man bezüchtiget, besagen, daß der Orden vom goldenen Sporn und der Orden vom heil.
Gregor dem Großen häufig ausgegeben worden wären, und daß dieß ihr Ansehen gemindert habe. Diese Notiz mag — und sie ist es, was den Orden des heil. Gregor betrifft, gewiß — irrig seyn, aber nicht mehr; nur einem durch zufälliges Eintreffen der Wahrheit Erbitterten kann bei den Worten des Almanachs der Gedanke einer Spötterei beigegangen seyn.
Der hohen Deputation des Ordens des h. Gregor zu Rom ist die kurze Angabe des Almanachs weder als Spötterei, noch als beleidigend für den h. Stuhl erschienen. Dieselbe hat eine Reklamation an die Redaktion des Almanachs gerichtet, aber in den gütigsten, der Redaktion zur größten Ehre gereichenden Ausdrücken. Weil aber eine zweite, aus Gent eingelangte Reklama- |Sp. 0376| tion — bis jetzt die einzige aus Belgien — zugleich in geschichtlicher Hinsicht einige Einwürfe enthielt, wurde vor wenigen Tagen ein Auszug der letztern der genannten hohen Deputation mit dem Gesuche überschickt, darüber zu bestimmen, inwiefern sich sein Inhalt eigene, in den nächsten Jahrgang des Almanachs als Berichtigung aufgenommen zu werden.
Wenn endlich die Redaction noch erwähnt, daß ihr der Artikel über die Orden des Kirchenstaates aus einer stets als lauter erkannten Quelle, welche sie vor einiger Zeit mit Bedauern versiegen sah, zugeflossen ist, so will sie damit nur andeuten, daß hier nicht der mindeste Arwohn, als habe man ehrwürdige Institute herabsetzen wollen, auftauchen konnte, nicht aber, daß sie sich durch diese Angabe der Verantwortlichkeit zu entziehen beabsichtigte.
Zum Schlusse sey noch hinzuzufügen gestattet, daß aus einem Versehen bei'm Drucke die Beschreibung des k. griech. Ordens vom Erlöser aus der dießjährigen Ausgabe des Almanachs weggelassen worden ist, und daß solche im nächsten Jahrgange nachgeliefert werden wird.
Gotha, den 5. März 1837.
Die Redaction des Gothaischen genealogischen Almanachs,
Ewald
.“
Frankfurt
.
*
Frankfurt a. M.
, den
„Als eine Seltsamkeit mag noch das hier und anderswo ausgesprengte Gerücht Platz finden: „es sey die hier seit dem 1.Januar d. J. erscheinende
Universal
-
Kirchenzeitung
in
Je weniger die Redaction der Univ.-K.-Z. glauben konnte, daß selbst die Machinationen unfreundlich gesinnter Gegner zu einer solchen Operation hätten schreiten können, da der Ungrund des Gerüchtes sich doch gar zu bald herausstellen mußte, um so unerklärlicher war es ihr, wie solches hatte entstehen können. Die Lösung dieses Räthsels bringt uns nun die heutige französische Post, indem das Journal „
L'Univers
“ in seiner Nummer 169 vom 17. März selbst die Anzeige gibt, daß es in
* Ueber die Verdächtigung des
Philalethe
s.
Vom Chorherrn
Franz
Geiger
Bei Gebrüder Räber dahier erschien voriges Jahr ein Buch unter dem Titel:
Beleuchtung
der
Voru
r
theile
gegen die
katholische
Kirche. Von
einem
protestantischen Laien
. Ueber dieses Buch eiferten die Zeitungsblätter, besonders von
Im Anfange wollten sie gar nicht glauben, daß der Verfasser ein Protestant sey. Es scheint, diese Kritiker seyen so beschränkt, daß sie glauben, ein Protestant könne die erkannte Wahrheit, wenn sie der katholischen Kirche gilt, gar nicht aussprechen. Wir können versichern, daß der Verfasser wirklich ein protestantischer Laie ist, den wir persönlich, und als einen gelehrten und sehr redlichen Mann kennen.
Sie nennen sein Werk eine veraltete Waare. Wahrheit ist freilich alt; aber veraltet ist sie nicht; und wäre sie bei ihnen veraltet, so wäre dieses ein sehr schlimmes Zeichen.
Ferner beschuldigen sie ihn der hinterlistigen Mystifikation durch Einsendung pseudonymer Inserate. Nun aber wird diese Behauptung in mehreren öffentlichen Blättern nicht nur als „verwegene Lüge“, und ihr Urheber als „boshafter Verläumder“ erklärt, sondern für die Erhärtung solch' dreister Behauptung die Summe von 1000 Schw. Franken, ja sogar der rechtskräftige Beweis des Gegentheils, angetragen.
Sie sagen: „Die Protestanten nehmen von seiner Waare nicht die geringste Notiz.“ Allein da sind diese Herren nicht gut berichtet. Wir wissen, daß viele Protestanten mehr Notiz davon nehmen, als diesen Kritikern lieb ist; die Buchhandlung hat eine starke Auflage veranstaltet, die nun bald vergriffen seyn wird, vorzüglich, wenn die radikalen Blätter fortfahren, sie, wie bisher, mit bitterem Groll zu überschütten. Wir rathen diesen Kritikern, im Archive zu Zürich nachzusehen, wo sie alle die in der Beleuchtung enthaltenen Wahrheiten finden werden, nebst noch anderen Dingen, die der Verfasser nicht einmal berührt hat.
Am stärksten ist mir aufgefallen, daß in der
Schweizerischen
Evangelischen
Kirchenzeitung
von
Insofern obiger Artikel des hochachtbaren Veteranen der schweizerischen katholischen Literatur mich berührt, so glaube ich zwar, in genauer Scheidung meiner Stellung in der Redaction, von jener meiner besondern Autorschaft, eben so, wie ich eine tadelnde Kritik über meine lit. Erzeugnisse aufzunehmen bereit seyn würde, auch die lobende Erwähnung, zumal wo der genannte Verfasser ihren Ursprung verbürgt, zulassen zu müssen. Ich fühle mich indeß doch auch gedrungen, gegen die wohlwollende Ueberschätzung meiner scientifischen Bedeutung, in aufrichtiger Bescheidenheit Einspruch zu thun. Nie könnte es mir in den Sinn kommen, mich den Gelehrten beizählen zu wollen; darf ich mich mit Bewußtseyn einiger Höhe der Erkenntnis erfreuen, so ist es die, in dem weiten Umkreise des wissenschaftlichen Gebietes das geringe Verhältniß des mir zu eigen gewordenen zu ermessen. Dr. J. V. Hoeninghaus.
Luzern
, den
Franz
Geiger
, Chorherr.|
*Den Fluch, und nicht den Segen?
Eine Stimme aus Osten, an alle Gelehrte, besonders germanischen Stamm's.
Die Stimme des Rufers in der Wüste:
Bereitet dem Jehova einen Weg, und ebnet in der
Oede eine Bahn für unsern Gott! Esaias 40,3.
Mitgetheilt von
Ludwig
Hofaker
(Fortsetzung.)
Die ganze Menschheit ist wie in schweren Geburtsnöthen, und das Kind, das da geboren werden soll, drängt gewaltig ein. Mehrere Wehen sind bereits überstanden: aber es stehen deren noch bevor. Die Constitution der Gebärerinn ist innerlich schwach, äußerlich hart und knöchern, und die Beschaffenheit und Dauer der Wehen hängt viel von der Kenntniß und Kunstfertigkeit der Geburtshelfer ab. Die Gelehrten sind die theoretischen, die Regierenden sind die praktischen Hebärzte. Gehen jene belehrend und tröstend, diese mit geschmeidiger Hand, innerlich stärkend, äußerlich sänftigend und nachhelfend, zu Werke, so können die noch bevorstehenden Wehen um Vieles gemildert, und deren Dauer abgekürzt werden: wo nicht, so dürften Blutstürze erfolgen, und erst nach schreckhaften Leiden und erschöpfenden Schwächungen der kreisenden Menschheit das Kind der Zukunft an's Licht treten. Schwül ist, besonders von der Juliushitze her, die politische Atmosphäre, immer schwüler und schwüler gegen Westen hin; und schon steigen hin und wieder düstere, blutstreifige Gewitterwolken am fernen Horizont des neblichten Albion's und der heißen Halbinsel auf, rothe Blitze zucken heraus wider den letzten Hort unserer Ruhe, die kirchliche Friedsamkeit. Gott gebe, daß sie sich nicht in eine große unheilschwangere Wolke vereinigen, und auf die Schwesterreiche des Continents, wo überall Zündstoff ist, Tod und Verderben entladen; Gott gebe, daß sie sich in einen fruchtbaren Regen des Friedens und des Glücks der geängsteten Völker auflösen; Gott gebe Geduld den Völkern, und Weisheit ihren Führern, daß sie die rechten Mittel ausfinden mögen, die Unruhe und den Unmuth jener zu sänftigen, und den Geist der Bewegung in der rechten Bahn vorwärts zu führen. An ein Stillstehen oder gar Rückwärtsgehen soll ja Niemand denken; „der auf dem Felde ist, kehre nicht zurück, und der auf dem Söller ist, steige nicht herab, um Etwas im Hause zu holen.“ Hebet Eure Häupter auf, und merket die Zeichen: die Völker, voll innerer Unruhe und äußerer Aufregung, ahnen und suchen nach einem bessern Etwas; die betrauten Lenker zittern und tappen in ihrer blinden Selbstsucht nach den hundert veralteten Mitteln der Beschwichtigung, unter dem Gelächter der Denkenden; immer steigt die Drangsal; Propheten stehen auf, und sagen den Völkern furchtbar wahre Worte; Seher und Seherinnen, und aus ihrem Munde selige Geister, verkünden die letzte Zeit und eine nahe Wiedergeburt des Ganzen; die Erde erbebt, das Grabesgewölbe des Heilandes berstet, und mitten entzwei reißt eine Hauptkirche Jerusalems, wie einst am Ende der jüdischen Kirche der Vorhang des Tempels, ein deutungsvolles Zeichen, daß das Ende des jüdisch-heidnischen Christenthums in Kirche und Staat mit seinen Opfern und Opferpfaffen etc., herannahe, und die echte Christenkirche mit ihrem Gottesdienste im Geiste und in der Wahrheit unter den Menschen beginne.
Alle diese und hundert, andere Fragen und Bängnisse, Erscheinungen und Zeichen von diesseits und jenseits zumal, drängen sich dem unbefangenen Beobachter und höheren Forscher unab- |Sp. 0379| weisbar auf. Da hilft nun wohl kein zagendes Hinausschieben, kein kluges Ausweichen, kein albernes Läugnen, kein vornehmes Ignorien, kein aftergelehrtes Deuten mehr. Verhehlt es der Welt nicht länger; gehorchet Gott und Eurem bessern Ich, indem Ihr offen gestehet, daß wir mit unsern bisherigen Führern im Wissen und Glauben, Wollen und Thun, stockblind vor lauter Ausgängen stehen. Der veraltete Supernaturalismus in Religion, Wissenschaft und Leben genügt nun einmal für allemal der mündig gewordenen Vernunft nicht mehr — das erkennt die ganze Welt; —auch die Vernunft genügt sich selbst nicht —das weiß der bescheidene Weise von Sokrates bis Schelling nur zu gut. Wie sollte sie es auch? Sie ist ja seit ihrer unseligen Trennung von Gott, ihrem Manne, eine unfruchtbare Witwe geworden; sie zeugt nicht, sie kann nur anerkennen: nur also durch die vollendete Wiedergeburt des innern Menschen, aus dem heiligen Geiste gelangt sie wieder in die befruchtende Umarmung ihres himmlischen Bräutigams, und kann gesunde Kinder der Wahrheit gebären. — Wollet daher, lieben Brüder, Euch selbst und die Welt, die auf Euch horcht, nicht länger, bewußt oder unbewußt, auf gewisses Nichts oder mehr, als zweifelhaftes Etwas weisen. Das Alte, woran die Völker und ihre Führer bisher sich gehalten, ist vergangen, und sucht nur hie und da noch in den Köpfen der Schwachen und Finsterlinge gespenstischen Spuk zu treiben, aber es kann sich nicht mehr zu einer wirklichen und dauerhaften Gestalt beleiben; — und das Neue, was die selbstgenügsame Vernunft für jenes aufstellen oder unterschieben möchte, ist eine wider sich selbst zweifelsvoll zankende Pythia, welche die Frage in trostloser Ungewißheit über ihre wichtigsten Bedenken läßt.
Doch sey fern von mir, ob der Unzuverlässigkeit und Unzulänglichkeit unserer bisherigen Führer Euch selbst, meine Brüder, zu tadeln, oder Eure aufrichtigen Bemühungen zu verkennen. Nur Jene dürfte gerechter Tadel treffen, welche die göttlichen Wahrheiten, die ich Euch hier empfehle, schon seit länger gekannt und gewürdigt, und davon für sich entlehnt haben, um sich mit fremden Federn zu schmücken, ohne auf das himmlische Gefieder hinzuweisen, von dem sie solche geborgt. Es ist und war löblich, nützlich und nothwendig, lieben Brüder, daß wir alle unermüdeten Strebens nach der Wahrheit suchten; die ernsten und unbefangenes Sucher haben sie auch mehr oder weniger gefunden, und ihren Brüdern mitgetheilt. Wir danken den redlichen Kämpfern gegen die Ungethüme von Irrthum und Lastern aller Art, in der älteren und neueren Zeit; wir danken in der neuesten Zeit den französischen Encyclopädisten, den deutschen Bibliothekisten; wir danken einem
Lessing
,
(Fortsetzung folgt.)
* Würdigung der Einwürfe gegen die alttestamentlichen Weissagungen an dem Orakel des Jesaja über den Untergang Babels, C. 13-14, 23. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte der Chaldäer. Von
Peter
Schleyer
, Lehramtscandidaten (jetzt Professor) der theolog. Fakultät an der hohen Schule zu Freiburg i. Br. Mit einem Vorworte von
Beurtheilt von Dr.
Loehni
s
, Professor der Exegese und der morgenländischen Sprachen am Lyceum zu
(Fortsetzung.)
Ad b). Zu dem Punkte in Ansehung des Cultus antwortet der Verf.: Die Chaldäer hatten ihren Cultus mit mehreren asiatischen und afrikanischen Völkerschaften gemeinschaftlich. Wenn also Namen, Wörter und Ausdrücke vorkommen, die sich auf den Cultus beziehen, und die nicht eben aus dem Semitischen, sondern aus dem Persischen erklärt werden können: so folgt daraus doch noch nicht, daß die Chaldäer ein mit den Persern verwandtes Volk seyen. Es folgt nur, daß sie diese Wörter mit den Institutionen und Begriffen aus Persien erhalten hatten.
Um dieses gründlich nachzuweisen, gibt der Verf. einen kurzen Abriß des chaldäischen Religionssystems, wobei er die vortreffliche Schrift von
Münter
„Religion der Babylonier“ benutzt hat. Diese kurze Darstellung ist sehr belehrend, und klärt viele Stellen der heil. Schrift auf.
Wir treffen bei den Chaldäern fast alle heidnischen Culte an; den Gestirndienst, den Heroencultus, den Thierdienst, die Verehrung des Wassers und Feuers u. s. w. Wenn die Römer aus Gründen der Politik die Religionen der von ihnen besiegten Völker mit aufnahmen: so waren es bei den Chaldäern Handelsrücksichten, welche ihnen dasselbe zu thun anriethen. Die Chaldäer nahmen die Culte aller fremden Völker, welche in ihr Land kamen, auf, damit jeder ausländische Kaufmann bei ihnen seinen einheimischen Cultus finden und sich so angezogen fühlen möchte. So mag nun auch von dem persischen Religionssystem manches sammt den persischen Namen von den Chaldäern aufgenommen worden seyn, und es mag aus dem Persischen leichter, als aus dem Semitischen seine Erklärung erhalten. Dieses weist der Vf. umständlich geographisch und historisch nach.
Ad c). Dem Citate aus Stephanus von Byzanz stellt der Verf. die echten persischen Quellen entgegen und belehrt uns aus denselben richtiger, was die Perser über ihre Stammeltern erzählen. Diese Berichte nehmen sich ganz anders aus, wenn man sie der Unwissenheit und Eitelkeit der griechischen Historiker gegenüber erwägt. Und die bessern griechischen Geschichtsschreiber, Herodot und Xenophon melden auch nicht einmal so etwas unstatthaftes von den Chaldäern. |Sp. 0381| Noch eine wichtige Einwendung gegen seine Thesis muß der Verfasser beseitigen, indem die Stelle Jesaj. 23,13. die Verpflanzung der Chaldäer ausspricht. Die Stelle lautet im Original so:
הן ארץ כשדים זה העם לא היה אשור יסדה לציים הקימו בחיניו עררו ארמנותיה שמה למפלה:
Gesenius übersetzt so: „Siehe! das Land der Chaldäer, dieses Volk, welches (zuvor) nicht war, Assur hat es den Wüstenbewohnern angewiesen; das errichtet seine Warten, zerstört ihre Palläste, macht sie zu Trümmern.“ Er findet folgenden Sinn in diesem Verse: Die Assyrier hätten die ציים d. i. Wüstenbewohner, Nomaden, welche Chaldäer waren, in das Land verpflanzt, welches nachher von ihnen das Land der Chaldäer sey genannt worden; und durch ihre Hilfe werde Tyrus zerstört werden. ציים und כשדים hatte Gesenius für ein und dasselbe Volk. Dieses mißbilligt der Verf. und sucht nachzuweisen, daß die Chaldäer in Ansehung der ihnen nachgewiesenen Wohnorte durchaus nicht ציים genannt werden können, indem diese Länderstriche und nach Xenophon's Anabasis und nach Olivier's Aussage gute und angebaute Gegenden weren. Ferner erklärt sich der Verf. gegen die Art, wie Gesenius die Worte הן ארץ כשדים זה העם nimmt. Hr.
Schleyer
faßt ארץ in Bedeutung von
Geseni
u
s
gründet seine Ansicht über das ursprüngliche Vaterland der Chaldäer auf den Bericht, welchen
Nach Beseitigung aller sprachlichen, archäologischen und historischen Schwierigkeiten gibt der Verf. seine eigne Uebersetzung des Verses Jesaj. 23,13: „Siehe! die Nation der Chaldäer, dieses |Sp. 0382| Volk (nicht Assur ist es gewesen) hat sie (nämlich die Stadt Tyrus) den Wüstenbewohnern angewiesen. Es errichtete seine Warten, störte ihre Paläste auf, machte sie zu einem Trümmerhaufen“. Sinn: Die Chaldäer und nicht die Assyrier zerstören Tyrus. — Durch diese Auffassung und Uebersetzung beseitigt der Verf. alle ihm entgegenstehenden Schwierigkeiten, und gibt dem Texte eine solche Wendung, die seinem Zwecke dienlich ist. Der Zusammenhang der Rede, die Absicht des heiligen Schriftstellers und die sprachlichen Verhältnisse stimmen für den Verf. Er hat diese glückliche Interpretation durch eine kleine Verschiebung der Accente bewerkstelligt, — ein Kunstgriff, den sich auch schon
Döderlein
bei dieser Stelle in anderer Weise erlaubt hat. Da die Accente erst späterer Zeit angehören, so darf der Ausleger in schwierigen Fällen auch eine andere Interpunktion anordnen. Der Verf. nimmt die Worte
Der Verf. geht nun auf die positiven Gründe über, welche er für die Autochthonie der Chaldäer in Babylonien aufgefunden hat.
(Schluß folgt.)
(19) In meinem Verlage ist erschienen:
Handbuch der christlich-kirchlichen Alterthümer
in alphabethischer Ordnung mit steter Beziehung auf das, was davon noch jetzt im christlichen Cultus übrig geblieben ist. Von
Mehrere kritische Institute, wie z. B. die Jenaische Literaturzeitung, das Repertorium von Gersdorf, haben auf das zweckmäßig Angelegte, so wie auf den reichen Inhalt dieses Buches aufmerksam gemacht, und es den Freunden des christlichen Alterthums empfohlen. Noch mehr aber wird sich das Buch in seiner Brauchbarkeit und bequemen Einrichtung zeigen, wenn es vollendet und mit mehrfachen Registern wird versehen seyn. Der Druck beginnt sogleich im neuen Jahre wieder und der Verfasser wird sich bemühen, das Ganze in möglichster Kürze zu vollenden.
Vergleichende Mythologie : zum näheren Verhältnissen vieler Bibelstellen. Von
F. Nork
. Mit 2 Kupfern. Preis Thlr. oder 3 fl. 36 kr.
Kein Namensregister mythischer Personen, kein trockenes Referat von Götterhistorien, sondern die Entzifferung jener Räthsel wird hier geboten. Eine zweite Tendenz des Buches ist die ganz neue Beweisführung, daß alle Tausenden von Gottheiten sich auf die sieben Götter der Wochentage zurückführen lassen, weil der Cultus Planetendienst gewesen, daher das Buch in sieben Abtheilungen zerfällt. Endlich noch eine dritte Tendenz vorfolgt diese Schrift: Alle Dunkelheiten biblischer Historien, welche bei Auslegungen nach dem Wortvorstande entweder, gar keinen Sinn geben, oder doch der Würde eines Erbauungsbuches Eintrag thun, durch Vergleichung mit den Sagen des übrigen Orients und mittelst fleißiger etymologischer Nachhilfe aufzuhellen.
Von demselben Verfasser ist früher erschienen:
Mythen der alten Perser, als Quellen christlicher Glaubenslehren. Mit 2 Kupfern. Preis 1 Thlr. oder 1 fl. 48 kr. Leipzig, im Januar 1837.
Ludwig Schumann
.
Buchhandlung:
F.
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