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Offensichtliche Setzerfehler wurden stillschweigend korrigiert. Die Original-Orthographie wurde ansonsten beibehalten.
Inhalt:
Personal-Chronik der
Univ.-K.-Ztg.
Eine Bitte aus
Nordamerika. —
Kirchliche Nachrichten. Australien. O'Taheiti
Theologische Akademie.
Protest. Abth
.
Der Fluch und nicht der Segen? Eine Stimme aus Osten an alle Gelehrte. Mitgetheilt von
Kathol. Abth
.
Die
Israelitische Abth.
Ueber die Reform des israel. Cultus im Goßherzogthum
Anzeigen.
|
Mitarbeiter
82) Chorherr
Franz
Geiger
in
83) Professor Dr.
de
Wette
in
84) Professor Dr. Krabbe in Hamburg.
85)
Ludwig
Hofaker
in
86) Pfarrer
Lichter
in
(Wird fortgesetzt.)
Eine durch verschiedene Staaten Nordamerikas von mir unternommene Reise, in der Absicht, milde Beiträge für den Bau einer deutsch-evangelisch-protestantischen Kirche in
St.
Louis
, im Staate
Meine Collectenreise durch einen Theil der
Vereinigten Staaten Nordamerika's etc. Zum Besten der deutsch-evangelisch-protestantischen Gemeinde in St.. Louis, Missouri, erscheinende Reisebeschreibung jeden Deutschen einladen zu dürfen. Zugleich bitte ich die Herausgeber von Zeitungen, diese Anzeige in ihre resp. Blätter aufzunehmen, durch Subscribentensammeln das Unternehmen zu fördern, und die Subscriptionslisten an die |Sp. 0352| Redaction der
Allgemeinen Kirchenzeitung
in Darmstadt einzusenden. Prediger finden hier Gelegenheit, ihren Eifer für den Anbau des Reiches Christi auch in fremdem Lande an den Tag zu legen. Wer zehn Subscribenten sammelt, und für die Zahlung bürgte erhält das elfte gratis. Das Buch wird entweder in
* Die unterzeichnete protestantische Special-Redaction der
Universal
-
Kirchenzeitung
hat, vorstehender Bitte entsprechend, zur Förderung des dadurch beabsichtigten Zweckes, die Auflegung einer Subscriptionsliste im Bureau der Redaction (am Dom, Hainerhof Lit. L No. 181, im Hause
Frankfurt
a. M., im
Prediger
Gollhard
,
Pfarrer Dr.
Kirchner
.
Australien
.
O'Taheiti
.
† In dem „
Missionary Magazine
“ (Januar-Heft) wurde bereits die glückliche Ankunft der
„Als wir auf O'Taheiti anlangten, ward uns von Seiten Mr. und Mrs.
Pritchard
der herzlichste Empfang, und wir |Sp.
(Missionary-Mag. and Chron.)
Asien
.
Korea
.
† Es wird nun ein anderer Missionär die Pläne verwirklichen, welche der Bischof
Bruguière
in seinem heiligen Glaubenseifer entworfen hatte, und die er mit unerschütterlichem Muthe, trotz aller Hindernisse, verfolgte. Derselbe ist bereits in
(Univers)
Anam
.
† Aus
China
und den angränzenden Königreichen sind die tröstlichsten Nachrichten über die Früchte der apost. Arbeiten der Missionäre, die mit immer steigendem Eifer ihrem hohen Berufe obliegen, eingelaufen. Die Freunde der Religion werden mit uns die Freude theilen, welche wir bei der Nachricht empfanden, daß Hr.
(Univers)
Spanien
.
Madrid
, den
(Schwäb. Merk.)
|Sp. 0354| — Eine Berechnung, die die Regierung publizirt hat, enthält die Zahl der Klöster und Konvente, die durch das Gesetz vom 8. März 1836 aufgehoben worden sind. Die Zahl der Klostergebäude beläuft sich auf 1937, die der Mönche auf 3510, worunter 283 Jesuiten, die Zahl der Weltgeistlichen auf 20,149, von denen 7219 noch die verschiedenen Weihen nicht erhalten hatten. Die jährlichen Bezüge aller dieser verschiedenen Geistlichen betrugen 37,923,500 Dollars.
(Karlsr. Ztg.)
Barcelona
. Man liest in dem
Deutschland
.
Bayern
.
*
Passau
, den
Von den neuesten literarischen Leistungen des Diöcesan-Klerus will Referent nur einige anführen: Vom Hrn. Domcap.
Rotermundt
haben wir eine „Synopsis quatuor Evangeliorum graeco-latina. Passavic. Ambrosi. 1835.“ Hr.
Hr. Dekan und Pfarrer
Schneid
in
Hr. Dr. Carl
Schrödl, Professor der Theologie am Lyceum |Sp. 0356| in Passau, hat auserlesene Briefe der h. Katharina von Siena aus dem Italienischen übersetzt, und dadurch den Freunden der christlichen Ascese in Deutschland eine höchst willkommene Gabe dargebracht. Diese Briefe zeugen von dem hohen und erleuchteten Geiste jener gefeierten heil. Jungfrau, welche die höchsten und angesehensten Personen, selbst Päpste, mit Staunen erregender Offenheit und Klarheit auf ihre Pflichten aufmerksam gemacht hat. Sie sind erschienen unter dem Titel: „Der wahre Weg zur christlichen Tugend, gezeigt in ausgewählten Briefen der h. Katharina von Siena“, Landshut, Manz. 1835.“ Hr.
Kaspar
Man muß alle diese wissenschaftlichen Leistungen um so höher schätzen, als die Zeit der kathol. Professoren und Seelsorger durch tausend Geschäfte, die Andere nicht kennen, in Anspruch genommen wird.
Würtemberg
.
Stuttgart
. Die evang. Kirchenbehörden arbeiten gegenwärtig an der Entwerfung eines andern Spruchbuches (einer für die Schulen bestimmten Sammlung biblischer Sprüche). Es wird dadurch einem dringenden Bedürfnisse abgeholfen, da das bisherige Spruchbuch, insbesondere seiner Eintheilung wegen, sehr mangelhaft war. Der als geistreicher religiöser Dichter bekannte hiesige Diakonus
(Nürnb. Corresp.)
— Unter der Aufschrift „Volkswünsche“ lies't man in untenbenanntem Blatte als eingesendet: Die vaterländische Bibel-Gesellschaft hat sich in der Zeit ihrer bisherigen Wirksamkeit große Verdienste erworben, und die h. Schriften, in einer größern und in einer Hand-Ausgabe, überall hin, in die Hütten der Armuth, wie in die Häuser der Reichen und Vornehmen versendet. Aber noch größer wäre ihr Einfluß, noch dankenswerther ihr Bemühen, und noch gesegneter, besonders für den gemeinen Mann und für die Jugend des Volkes, der Gebrauch des Buches, das sie verbreitet, wenn sie sich entschließen würde, unverständliche Stellen durch beigedruckte kurze Erklärungen zu erläutern und falsche Uebersetzungen durch berichtigte zu verbessern, kurze Einleitungen in die bibl. Bücher und einige kleine Geschichts-Tabellen hinzuzufügen, und aus der ersten Ausgabe vom Jahre 1815 eine Aufzählung und Erklärung veralteter Redensarten und Ausdrücke aus Luther'
s Zeiten wieder aufzunehmen u. s. w. Allgemein wird auf dem Lande das Bedürfniß einer solchen Bibel empfunden, und ihre Erscheinung würde einem allgemeinen Wunsche entgegenkommen. Wir sehen nicht ab, was für giltige Bedenken der Ausführung dieses allseitigen Wunsches entgegenständen, und verweisen die Aengstlichen auf den Vorgang der ältern Zeit, welche uns ohne Vergrößerung des Buchs mehrere zweckmäßige Bibel-Ausgaben in obigem Sinne, wie z. B. die von Sartorius, Storr und Anderen, aufweist, die ohne Anstand zum Muster genommen werden, und in aller Welt keinen Anstand erregen dürften. Gute Bibel-Ausgaben sind wie die Verbesserung des Gesangbuchs, ein wahres Volks-Anliegen, und in Bezug auf die äußere Ausstattung würde die Regel aufgestellt werden dürfen: Lieber etwas weniger Bibeln, aber diese auf gutem und hellem Papier. Erschweren Stereotyp-Ausgaben eine Veränderung obiger Art, so ließe sich durch einige Anhangbogen helfen. Möchten diese frommen Wünsche freundlich gehört werden!
(Schwäb. Merk.)
— In
Würtemberg
ist von jeher der im Stillen meditirende, oft grübelnde Volksgeist zu religiösen Privatandachten geneigt gewesen. Man gibt den Anhängern derselben gewöhnlich den umfassenden Namen
(Allg. Kirchenztg.)
— Hr.
F. V. Hoffmann
erzählt in seiner Schrift: „
(Der Pilger aus Sachsen.)
— Dr.
Strauß
genießt durch seinen ernsten Charakter, seine untadeligen Sitten und eifrigen Studien allgemeine Achtung in allen den Kreisen, welchen er bisher sich genähert, wiewohl er dem größern Leben sich entzieht, und auf einen kleinen Kreis von Freunden sich beschränkt. Niemand würde in dem einfachen, bescheidenen, harmlosen Wesen, das ihn auszeichnet, den neuen Berengarius Turonensis oder Moses German, oder wie man ihn nennen will, kurz den furchtbaren Gegner der orthodoxen Dogmatiker, und noch mehr der frommen Frauen im Lande erkennen, denen er ein Grauen und ein Gräuel ist. Er bereitet sich vor, seinen Bekämpfern, nämlich solchen, die er seiner Waffe würdig hält, eine entscheidende Schlacht zu liefern, während er zugleich mit einem neuen großen Werke sich herumträgt, welches nicht geringeres Aufsehn erregen dürste, als das „Leben Jesu.“ Man würde diesem jungen und doch so früh erstarkten Gelehrten Unrecht thun, wenn man seinen Bestrebungen eine von vornherein glaubensfeindliche Tendenz unterschöbe, und das Werk, welches eine so allgemeine Revolution hervorgebracht, und ein Ereigniß, wie wenige Dinge in neuester Zeit, bildet, für etwas anderes betrachtete, als eine aus innerer Ueberzeugung begonnene und verfolgte wissenschaftliche Forschung. Seine Zurückgezogenheit von jedem öffentlichen Beruf ist auch keineswegs eine gezwungene, wie man häufig ausgestreut hat, sondern durch den Wunsch vollkommener Muße und Unabhängigkeit, zum Behuf der Ausarbeitung seiner, alle Kraft des Geistes ansprechenden Werke. Auch hat die Regierung ihn durchaus nicht für eine Wiederanstellung in irgend einem Lehramt unfähig erklärt, sondern es ist |Sp.
(Karlsr. St.-Ztg.)
Tübingen
. Der Professor v.
(Allg. K.-Ztg.)
Rotweil
. Hr. Prof.
(Kathol. K.-Ztg.)
Spaichingen
. Am
(Bemerker.)
*Den Fluch, und nicht den Segen?
Eine Stimme aus Osten, an alle Gelehrte, besonders germanischen Stamm's.
Die Stimme des Rufers in der Wüste:
Bereitet dem Jehova einen Weg, und ebnet in der
Oede eine Bahn für unsern Gott! Esaias 40,3.
Mitgetheilt von
Ludwig
Hofaker
Vorwort des Einsenders.
(Aus dem Schreiben desselben an die Redaktion.)
Ich darf wohl annehmen, daß in dem so erfreulichen Universalplan Ihres Blattes auch eine Dem bei der Ankündigung dieses Blattes vorangestellten Grundsatze gemäß, nach dem einer jeden Ansicht, sofern sie mit wissenschaftlichem Ernste und in würdigem Tone behandelt wird, die Gelegenheit, sich auszusprechen oder zu rechtfertigen, billiger Weise nicht versagt werden darf, können uns die Arbeiten des Herrn Verfassers, der mit Eifer und Liebe für seine Sache streitet, nur willkommen seyn, und wir machen unsere Leser auf ein Gebiet aufmerksam, das bisher zu den stilleren und entlegeneren im Bereichs der Kirchs gehörte, nun aber, durch sonderbare Zeitrichtungen begünstiget, an den Bewegungen des religiösen Lebens regeren Antheil nehmen zu wollen scheint, und mithin jedenfalls das Recht, beachtet und durchforscht zu werden, für sich fordern darf. K.neue Kirche, nämlich die Neue Kirche des Herrn, oder das Neue Jerusalem, mit bescheidenen Ansprüchen seine Stelle findetVersöhnungs- und Einigungsmittel |Sp. 0360| der drei Bekenntnisse liegt, welchem Sie dasselbe widmen, und die neue Kirche die, einer mächtigen Erschließung nahe église unitaire et régénatrice in Frankreich und, im Großen, die ebendort, vorzüglich aber in der Schweiz, in England und in Amerika vorherrschenden Gesellschaften des Unitarismus als Tochtergemeinden betrachtet, indem dieselben alle in dem philosophisch-theologischen System der neuen Kirche die Begründung ihrer Glaubensansicht finden.
Nachdem nun in England und in Nordamerika Köpfe der ersten Bedeutung, wie z. B.
Noble
,
Ich glaube Sie denn zu verbinden, indem ich Ihnen einen Aussatz hier übermache, welche mir zur Veröffentlichung zugekommen ist, und der, wenn ich recht urtheile, nicht nur in ansprechender, sondern auch in gediegen bündiger Fassung einige der wesentlicheren Ansichten darlegt, welche die Werke der neuen Kirche ihren Lesern eröffnen. Kann Ihnen meine Stimme für etwas gelten, so setz' ich die Versicherung bei, daß von der Sache nicht zu viel, sondern eher zu wenig darin versprochen ist; denn mit guter Gewißheit läßt sich sagen, daß in der neuen Kundgebung aller alte Sektenstreit und alle neue Gefährdung des Christenthums leise und sicher ausschwanken werden. — Der Verf. des Aussatzes ist ein geachteter Gelehrter in einer der ersten Städte Deutschland's.
„Das entschwundene Wort ist wieder gefunden“ — so rufe ich Euch zu, lieben Brüder, und könnt' ich es doch auf den Flügeln des Windes mit tausend Stimmen allen Völkern der Erde zurufen; könnte ich sie alle, die da sitzen in der Nacht des irdischen Jammerthals und händeringend nach Licht und Erlösung seufzen, könnte ich wenigstens Euch alle, die nach Gerechtigkeit hungern und nach Wahrheit dürsten, hinführen zur echten Himmelsspeise, zum wahren Lebensquell, dessen Wasser in Jedem, der davon trinkt, wieder zur lebendigen Quelle wird — zum Urquell alles Guten und Wahren, zu Gott; — aber nicht zu jenem Gott, den Euch falsche Lehren gepredigt, oder den Euch Eure Sinnlichkeit gebildet, Eure Phantasie erfunden, Euer Verstand erdacht hat — sondern zu jenem Einen, wahren lebendigen Gott, welcher Himmel und Erde erschaffen, der den Menschen nach seinem Bild und Aehnlichkeit gemacht hat, folglich selbst der Mensch ϰατ᾽ ἑξοχἠν ist — zu dem alten Gott Jehova, der mit unsern Stammeltern liebreich verkehret, wie ein Vater mit seinen gehorsamen Kindern, der sich dann, auch nach Abkehr derselben von ihm, ihnen doch nie ganz unbezeugt ließ, und durch sein, im Gewissen und in der Natur und in Rede geoffenbartes Wort zu ihnen sprach; der endlich selbst bis in's Letzte, in das sie sich allmählich verloren und festgewöhnt hatten, herabstieg, aus ihnen das gefallene Menschliche annahm, dasselbe mittelst dessen Versuchungen, Leiden und Tod, denen er es freiwillig unterzog, läuternd, zur Göttlichkeit erhob, dadurch die magischen Bande des höllischen Einflusses, der die ganze irdische Menschheit umstrickt und gebannt hielt, zersprengte, und so die Befreiten für das Gute und Wahre seines neuen Reiches zugänglich und empfänglich machte, welches von nun an wieder die Erde mit dem Himmel verband; — zu dem Mensch-Gott Jesus Christus, der am Ende der Kirche wiederzukommen versprach, und nun auch wirklich kommt in der Offenbarung des bisher verborgenen geistigen Sinn's seines mißverstandenen und mißbrauchten Wortes. Und zu dieser Offenbarung, lieben Brüder, hat er sich eines Menschen bedient, weil er's mit Menschen, eines Gelehrten, weil er's nach unsern socialen Verhältnissen vorerst mit Gelehrten, eines Gelehrten germanischen Stamm's, weil dieser Menschenstamm vor den übrigen durch seine geistige Ausbildung, die er größtentheils der Kenntniß des Wortes verdankt, zum Verständniß dieser Offenbarung |Sp. 0361| herangereist ist; — anfangs Wenige zwar, im Fortgang Mehrere, jetzt, Gott geb es, Viele. —
Brüder Menschen, Brüder Gelehrte, Brüder Germanen! Ich bitte, ja ich beschwöre Euch, grabet nicht länger hohle Brunnen, die kein, oder nur wenig trübes, Wasser geben; sondern schöpfet aus dem vollen Brunnen reinsten Wassers; fraget nicht weiter nach alten oder neuen Namen, wie sie täglich auftauchen und untergehen — es gibt nur Einen bleibenden Namen, in welchem wir alle frei, weise und selig werden sollen — den Namen Jesus, und, das merket wohl, es gibt jetzt, am Ende seiner alten Kirche, nur Eine Lehre, die den geistigen Sinn der Schrift aufschließt, das verlorene Wort wieder lehrt; sie ist die vom Herrn selbst in seinem Worte geoffenbarte Lehre der neuen Kirche, genannt das neue Jerusalem.—Lächelt nicht, lieben Brüder, es ist voller Ernst! Wenigstens spöttelt und witzelt nicht, das bitte ich Euch um Eures Seelenheiles willen! Deutelt und vernünftelt nicht länger an dieser Lehre; redet nicht mehr scheu und stolz um sie herum, ohne sie zu kennen; wie so manche von Euch bisher gethan, zupfet und zerret nicht länger an ihrer Gestalt ; sehet ihr muthig in's Gesicht, macht Euch näher mit ihr bekannt; fraget sie kühnlich — und sie wird Euch die ganze Wahrheit zur Antwort geben.
„Wahrheit“, höre ich Einige von Euch befremdet fragen, — „ganze Wahrheit!!“ fragen Alle. — „Ja, lieben Brüder, nur diese kann das Sehnen der Menschenbrust befriedigen.“ Unbeweisbar wiederholt sich seit langen Jahrtausenden die bange Frage: „Wer und woher bist Du, meine Seele, und wohin gehst Du?“ Soll sie immer ohne Antwort bleiben? — Die Einen von Euch fragen mit dem blinden Pilatus: Was ist Wahrheit? während sie leibhaftig vor ihm stand, —und geben sich und ihre getäuschten Anhänger düstern Zweifeln, ängstlicher Ungewißheit, trostloser Verzweiflung zur Beute; — die Andern weisen die ungebildetere Menge auf die alten oder neuen Dogmen der Theologie, die gebildete auf die alten oder neuen Theoreme der Philosophie hin, oder getrösten sie mit der weiseren Zukunft. Allein weder der alte Supernaturalismus Eurer Theologie, noch der neue Rationalismus Eurer Philosophie wollen mehr genügen — weder für das Dießseits, noch weniger für das Jenseits. —Was die dießseitigen drei großen Erziehungsmittel der Menschheit betrifft, wo oder wie lange reichen sie in ihrer jetzigen Gestalt noch aus? — Sehet um Euch, lieben Brüder, und merket wohl auf die Zeichen der Zeit. — In der Kirche ist das religiöse Leben des Glaubens und der Liebe erkaltet, und weder der da hört, noch der da predigt, glaubt an den Herrn, als nur höchstens mit der Bitte „stärke meinen Unglauben“. Die zu sinnlich-warmen, längst veralteten und entgeisteten, oder die zu unsinnlich-kalten Formen des religiösen Cultus von heute, beide sprechen den Geist und das Herz der Gläubigen, je nach ihrer Bildungsstufe, wenig oder gar nicht an; die Verständigeren unter ihnen vermeiden denselben ganz, und die Gemüthlicheren gehen unbefriedigt von dannen, und vereinigen sich in abgesonderten Zusammenkünften zu dürftiger Erleuchtung und Erbauung. Eine Staatskirche nach der andern trennt sich von ihrem weltlichen und Zwillingsbruder, um sich dann früher oder später in immer kleinere, aber freie Kirchlein aufzulösen. Das religiöse Bedürfniß der Völker ahnet und verlanget also nach etwas Besserem, als ihm Eure Theologie und Philosophie bisher geboten: — könnt Ihr es geben? — Der Baum der Wissenschaft ist zu einem monströsen Umfang angewachsen, aber es ist fast eitel Holz und Laubewerk, taube Blüthen, verkümmerte Früchte — meist nur Futter für die grobsinnlichen Bedürfnisse des äußern Thiermenschen; — und die höheren Zweige desselben, welche die zarteren Blüthen und edleren Früchte — nahrhafte Speise für den innern Geistmenschen — tragen sollen, sind dem beschränkten Gesichtskreise seiner Pfleger seit lange schon entrückt, und großentheils verdorrt. Wer deutet uns z. B. die Räthsel der Urwelt in Natur- und Menschengeschichte, mit ihrer Chronologie, Sprache und Mythen? Wer deutet uns die Flammenschrift des gestirten Himmels, welche noch bei Christi Geburt die Weisen des Orients so richtig verstanden? Wer deutet uns die symbolische Sprache der Thier-Pflanzen- und Mineralwelt? Wer deutet uns die trotz
Champollion
und Anderer, noch immer unenträthselten Hieroglyphen, Riesenbauten und andere Denkmale einer wundervollen Vorwelt? Wer deutet uns ferner die Mysterien, die Theo- und Cosmogo- |Sp.
(Fortsetzung folgt)
* Die
Strauß
Von dem Regierungsrath und ritterschaftlichen Direktor
Wilhelm
von
Schütz
Den Lehren der katholischen Kirche diejenige heilige Wahrheit zu entziehen, ohne welche, sich in sie mit der ganzen Fülle des Glaubens zu tauchen, der Grund fehlen würde, haben sowohl frühe wie späte Zeiten versucht. In den Mitteln deren man sich dabei bediente, zeigt sich keine besondere Mannigfaltigkeit; vielleicht ist überhaupt nur mit zweien variirt worden.
Nicht zwar, die Momente des Christenthums selbst zu Mythen zu machen, aber sie mit fremdartigen mythischen Traditionen in Verbindung zu bringen, war eins der früheren Experimente, und die Gnostiker bedienten sich desselben ganz vorzüglich. Darum fordert schon Paulus im ersten Briefe an Timotheus auf, gewisse Personen zu warnen, daß sie sich nicht abgeben mit Mythen und endlosen Mythologien. Freilich standen diese letzteren mit der Person und dem Leben Christi selbst in keiner Verbindung, sondern hatten nur Analogieen zu der christlichen Lehre aufzustellen, in der Absicht. Indessen leuchtet es ein, daß, wenn es den Gnostikern gelungen wäre, in diesem Wege, wie sie bezweckten, die christlichen Lehren mit Mythen zu identifiziren, also in Mythen zu verwandeln, in Folge dessen auch der Urheber derselben allmählich zu einem mythischen Wesen hätte werden, müssen. Um so mehr muß es auffallen, daß der Apostel Paulus auch nicht den leisesten Versuch unternahm, oder nicht den mindesten Anlaß fand, dagegen zu warnen, daß Thaten des Herrn, oder Momente aus seinem Leben so behandelt würden, als ob es nicht wirkliche feststehende Vorgänge, erhaben über jeden Zweifel, sondern als ob es Sagen, theils ausgeschmückte, theils Ungewisse und dunkle, wären. Ein gewissenhafter, geübter und sicherer Alterthums- und Geschichtsforscher würde daraus den Schluß ziehen, daß damals dergleichen Sagen über Christus unmöglich in Umlauf gewesen seyn könnten bei denen, welche nähere Kunde von ihm hatten; und dieß letztere waren einzig und allein die |Sp. 0364| Christen, waren nur die auf seinen Namen Getauften. Alle Andere können hier gar nicht zählen.
Nun aber fallen die drei ersten Evangelien in die Lebenszeit des Apostels Paulus und würden nebst dem späteren des heil. Johannes die Serie derjenigen Schriften bilden, welche sich als die Quelle für die den Herrn betreffenden Mythen betrachten lassen. Was, dem widersprechend, bei anderen Schriftstellern vorkommt, die nicht Hagiographen sind, bleibt außer Anschlag; und daraus ergibt sich denn folgender Schluß, gegen den die historische Kritik schwerlich eine Ausstellung wird machen können.
In den kanonischen Schriften lesen wir beides, Lehren des Herrn und Werke des Herrn. Jene mit Mythen in Verbindung zu bringen, oder sie als Analogieen von Mythen aufzustoßen ist so frühe versucht worden, daß Paulus schon sich genöthigt fand, dagegen zu warnen. Allein dagegen zu warnen, daß auch die Werke des Herrn, und hätten sie sich noch so wunderähnlich erwiesen, nicht möchten als Mythen und Mythologien betrachtet werden, bietet sich ihm nicht der kleinste Anlaß dar. Derselbe muß folglich gefehlt haben, und daß er gefehlt hat, gibt den schlagendsten Beweis davon, daß die in den Evangelien erzählten Werke und Wunder des Herrn, damaliger Zeit, daß heißt zum großen Theil von den Zeitgenossen, stricte für Begebenheiten und Ereignisse anerkannt worden sind, gegen deren buchstäbliche Wahrhaftigkeit auch nicht dem leisesten Zweifel Raum zu geben, war. Hiermit ist bewiesen, daß während des ersten Jahrhunderts gar nichts Mythisches über das Leben Jesu existirt habe welches wäre aufgenommen worden in die Evangelien, die allein diejenige Quelle bilden, aus denen authentisch Mythisches über die Lebensmomente Jesu sich würde schöpfen lassen. Darum muß, wer behauptet, daß die Evangelien Mythen über Christus enthielten, solche Behauptung beweisen, den Beweis aber so führen, daß er jeden einzelnen Mythus, welchen er für Mythus zu erklären wagt, ganz genau angibt, auch die Beweisstücke hinzufügt, welche, seine Behauptung in ein unwidersprechliches Licht stellend, die mythische Entstehung nachweisen. Aber wann entstehen denn die Mythen? — Mäßig bald nach den Zeiten worauf sie sich beziehen? — Oder erst in viel späteren Perioden? —Jenes erstere ist die Regel, das andere die Ausnahme. Die den trojanischen Krieg betreffenden, sich der geschichtlichen Wahrheit zu meist nähernden Sagen, sind auch bald nach der Begebenheit selbst entstanden. Was von späterem Datum ist, gehört hauptsächlich der Ausschmückung, der Allegorisung der Dichtung an. Nicht anders werden in der Geschichte Rom's die Romulus und Numa betreffenden Sagen schwerlich erst nach Abschaffung der Königswürde, sondern während ihrer Dauer und wahrscheinlich während des ersten Stadiums ihrer Dauer entstanden seyn. Ein späteres Entstehen der Sagen, an sich allerdings möglich und vorkommend, gehört hiernach zu den Ausnahmen, und wer den ausnahmsweisen Ursprung eines Christus betreffenden Mythus in späteren Jahrhunderten behaupten wollte, müßte darüber einen ganz speziellen, historischen Beweis führen, wenn anders das ganze Verhältniß in Beziehung auf Christus in Betrachtung kommen konnte. Allein dieß ist nicht möglich, schon deßwegen nicht möglich, weil für die angeblichen Christus betreffenden Mythen ja die Evangelien allein, als Quelle gelten können, später erzählte oder entstandene Mythen über Christus uns folglich gar nicht berühren dürfen, und Erzählungen, die nicht in den Evangelien aufgezeichnet stehen, uns gas nicht in Betrachtung kommen, für uns gleichsam hors de la loi sind.
Mythen sind stets halbe Fictionen! — Sollte nicht die ganze
Strauß
(Fortsetzung folgt.)
* Ueber die Reform des israelitischen Cultus im Großherzogthum
Sachsen-Weimar
.
Von dem großh. Landrabbiner Dr.
M. Heß
Auszug aus dem gutachtlichen Bericht an die Landesdirektion, vom 26. Oktober 1834.
Hochpreisliche Landesdirektion!
Den von mir in der rubricirten Sache geforderten gutachtlichen Bericht ermangle ich nicht, dahin zu erstatten:
Ueber die Zulässigkeit einer anderen, als der hebräischen Sprache bei'm jüdischen Gottesdienste sind die Ansichten der israelitischen Gottesgelehrten getheilt. Diejenigen, welche sich dagegen aussprechen, stützen sich ungefähr auf folgende Gründe:
1. Liege in den hebräischen Worten selbst, besonders in den Bezeichnungen der Namen der Gottheit, außer dem gewöhnlichen, noch ein geheimer Sinn, der durch die Uebersetzung verloren gehe.
2. Sey die hebräische Sprache, als diejenige, in welcher sich Gott den Israeliten geoffenbart, und in der ihre heiligen Urkunden abgefaßt seyen, eine heilige Sprache und am meisten zur Belebung des religiösen Gefühles und Erweckung frommer Gesinnungen geeignet.
3. Bestehe der größte Theil der jüdischen Gebete aus Psalmen und anderen Schriftstellen, deren Schönheit auch die gelungenste Uebersetzung nicht wiedergeben könne.
4. Würde die Verbannung der hebräischen Sprache vom Gottesdienste auch ihre Entfernung aus den Schulen nach sich ziehen und hierdurch, da in derselben die Lehren und Gesetze der isr. Religion abgefaßt sind, die Anhänglichkeit an diese selbst sehr geschwächt werden.
5. Sey zur Erhaltung der jüdischen Religion durchaus nöthig, daß auch der Gottesdienst ein eigenthümliches Colorit habe. Mit dem Verschwinden dieses Bildungsmittels würde daher auch die isr. Religion selbst ihren Bekennern nicht mehr so heilig bleiben, und endlich
6. Sey der Gebrauch der hebräischen Sprache bei'm jüdischen Gottesdienste von der Synagoge mayna, der selbst der gottbegeisterte Esrah und die Propheten Chagai Secharja, Malachai, vorstanden, angeordnet worden und der Beschluß jener Synode könne nicht von den Rabbinern späterer Zeit aufgehoben werben. Das Verstehen der hebräischen Gebete aber könnte durch einem guten Unterricht in den Schulen bewirkt werden.
Die, welche sich für den Gebrauch einer anderen, als der hebräischen Sprache, bei'm jüdischen Gottesdienste aussprechen, behaupten hingegen,
1. ein mystischer Sinn liege in den so einfachen und populären hebräischen Gebeten nicht, würde wenigstens nicht von den Betenden aufgefaßt, und sey diesen von keinem Werthe.
2. Wenn auch die Landessprache nicht die heilige (in dem obigen Sinne) genannt werden könne und die Gebete in ihr der |Sp. 0366| Schönheit des Ausdrucks in der Ursprache nicht gleich kämen, so sey letztere doch vorzuziehen, da sie Jeder verstehe, während die hebräische Sprache nur von den Wenigsten verstanden würde und selbst der beste Unterricht in den Schulen nicht hinreiche, die vielen Gebete Jedem und namentlich dem Frauenzimmer, verständlich zu machen.
3. Fehle es jetzt nicht an Schriften in der Landessprache, welche die Lehren und Gesetze der isr. Religion, soweit sie dem Laien nothwendig sind, enthalten; das Studium der hebräischen Sprache sey daher nur dem Gelehrten, der tiefer in die Religion eindringen wolle unentbehrlich.
4. Das wahrhafte Bindungsmittel für die Bekenner der isr. Religion seyen ihre erhabenen Lehren und ihre auf die Förderung echt religiöser Gesinnung wirkenden Gebote. Dieses verliere seine Wirkung nicht; möge auch die hebräische Sprache nicht mehr bei'm Gottesdienste herrschend seyn und ein eignes Colorit würde derselbe noch immer behalten.
Die entgegengesetzten Ansichten über diesen Gegenstand brachten einen heftigen Federkrieg unter den jüdischen Theologen hervor, der so lange nicht enden wird, als man sich nicht über den Begriff und das Wesen des Judenthums selbst vereinigen kann. Es ist nämlich klar, daß diejenigen, welche sich gegen die Einführung der deutschen Sprache bei'm jüdischen Gottesdienste erklären, dabei (bewußt, oder unbewußt) von der Idee, die sie über das Judenthum selbst haben geleitet werden. Es ist dieses die streng mystische, nach welcher sie nicht nur der Schrift einen geheimen Sinn unterlegen, sondern auch die isr. Religion selbst, als den Inbegriff derjenigen Handlungen ansehen, mittelst welcher man nicht nur (auf eine geheime übernatürliche Weise) sein Seelenheil befördere, sondern auch auf Gott und die Geisterwelt einwirke, ihm diene. Sie sehen daher auch das Gebet (wie jede religiöse Ceremonie) als einen Dienst Gottes an und läugnen dessen Wirksamkeit, sobald ihm eine (wenn auch, wie eben der Gebrauch der hebr. Sprache, unwesentliche) der vorgeschriebenen Formen fehlt.
Die Gegner sehen aber das sittliche Element, als das Wesen der jüdischen Religion an, und setzen deren Zweck darin, durch die strengsten religiös-sittlichen Wahrheiten und Vorschriften und durch äußere, sie fördernde und belebende Gebräuche den Israeliten zur höchst möglichen sittlichen Vollkommenheit und Aehnlichkeit mit Gott, dem Urquell alles Wahren, Guten und Schönen zu führen. So habe das Gebet auch nur den Zweck, uns in religiös-sittlicher Gesinnung zu stärken und da dieser Zweck nur dann erreicht werden kann, wenn, wie eben bei'm Gebrauch der Muttersprache, das Gebet ganz verstanden wird, so sey es nicht nur erlaubt, sondern sogar Pflicht, sich derselben bei'm öffentlichen Gottesdienste zu bedienen.
Viel ist darüber von beiden Theilen gestritten worden, ob nach dem Talmud eine andere, als die hebräische Sprache bei'm jüdischen Gottesdienste zulässig sey. Beide Theile berufen sich auf die Aussprüche desselben, und führen sie als Belege für ihre Behauptung an. Die Gegner des hebräischen Gottesdienstes gingen jedoch in der neuesten Zeit weiter und beriefen sich nicht mehr auf den Talmud selbst, den sie als ein in das Judenthum später gepfropftes Reis erklärten, sondern suchten ihre Ansicht durch die rein-mosaische Lehre zu begründen, was ihnen natürlich leichter gelang.
(Schluß folgt.)
(18) Das Bureau der Redaction der Universal-Kirchenzeitung ist von nun an am Dom, Hainerhof L 181, im Hause des Hrn. Majors
Schneider
, und an Wochentagen von 8-12 und 2-6 Uhr offen.
Buchhandlung: F.
Varrentrapp