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Offensichtliche Setzerfehler wurden stillschweigend korrigiert. Die Original-Orthographie wurde ansonsten beibehalten.
Inhalt:
Personal-Chronik der
Univ.-K.-Ztg
Gegenwärtiger Bestand der katholischen Kirche in
England
und
Schottland
. Erstes Schreiben. —
Kirchliche Nachrichten. Schweden. Stockholm; Schreiben des Apostol. Vikars
Theologische Akademie.
Kath. Abth
. Der S. Simonismus. —
Israel. Abth. Ueber die Reform des israelitischen Cultus im Großherzogthum
Literatur.
Kath. Abth. Schleyer, Würdigung der Einwürfe gegen die alttestamentlichen
Literarische Notizen
.
|
Mitarbeiter
78) Professor Dr.
E. F. A. Fritzsche
in
79) Domkapitular und geistl. Rath
Halm
, Stadtpfarrer in
80) Hofrath
Ben.
Schott
, Direktor der Jakobsohnsschule in
81) Professor Dr.
Böhmer
in
(Wird fortgesetzt.)
Aus dem Französischen des
Univers
.
Erstes Schreiben eines Britten an einen Franzosen.
London
, den
Sie verlangen von mir einen umständlichen Bericht über den gegenwärtigen Zustand des Katholizismus auf den brittanischen Inseln. Da ich Ihre innige Anhänglichkeit an unser gemeinschaftliches Glaubensbekenntniß kenne, so kann es mir nur eine große Befriedigung gewähren, diesem nachzukommen, um so mehr, als der Gegenstand stets meine besondere Forschung in Anspruch genommen hat. Jeder von Ihren Landsleuten, der keine Reisen gemacht hat, stellt sich nicht leicht die katholische Religion anders vor, als im Gefolge des regelmäßigen Pompes der Hierarchie, mit den Gebäuden, welche dem Gottesdienste gewidmet sind und den sonstigen religiösen Feierlichkeiten. Und zwar darum, weil er nur eine herrschende Kirche zu sehen gewohnt ist, welche alle ihr zuständigen Prärogativen in vollem Maße genießt. Aber wäre er jemals nach
England
gekommen, so würde es ihm schwer geworden seyn, mit seinen Vorstellungen auf die Wirklichkeit herunterzugehen. Welch' ein Unterschied von
Die englische Mission zerfällt in vier Distrikte; den von
London
, vom Westen, oder
1. Der Ostdistrikt oder
London
, von Dr.
2. Der Westdistrikt oder
Bath
, von Dr.
3. Der Norddistrikt von Dr.
Brigg
s
, Bischof von
4. Das Binnenland von Dr.
Walsh
, Bischof von
5. Der Ostdistrikt oder
Edinburgh
von Dr.
6. Der Westdistrikt oder
Glasgow
von Dr.
7. Der Norddistrikt, oder
Aberdeen
von Dr.
Jedem Apostolischen Vikar steht ein Geistlicher als General-Vikar bei Verrichtung seiner Amtsgeschäfte zur Seite. In jedem Distrikte von
England
besteht ein Seminar oder Collegium, wo die jungen Leute, welche sich dem geistlichen und weltlichen Stande widmen, gebildet werden. Alle Zweige des Unterrichts sind m denselben eben so besetzt, wie in den bessern Anstalten in
In
Schottland
besteht nur Eine Anstalt dieser Art, das
Für dießmal schließe ich, um Sie nicht mit einem allzulangen Briefe zu ermüden. Bald werde ich neue Details folgen lassen, welche dazu dienen werden, die heutigen Mittheilungen zu vervollständigen.
Schweden
.
Stockholm
,
Ich muß im Laufe dieses Jahres mit meiner Gemeinde in die neue Kirche einziehen, ob sie fertig oder nicht fertig sey, weil unser Contrakt für das gegenwärtige, von der Stadt gemiethete, Lokal zu Ende läuft und vor dem völligen Abzuge, gemäß der von meinen Vorgängern eingegangenen Verpflichtung, alles in seine ursprüngliche Gestalt wieder hergestellt werden soll. Fünfzig Jahre ist für diese Interimskirche die Miethe an die Stadt Stockholm bezahlt worden, und obendrein soll alles in seinen ursprünglichen Stand versetzt werden! Mich schaudert, vor den Kosten. Aber die Stadt hat den Buchstaben des unglücklichen, in der Stunde der Noth gemachten Contraktes für sich, und wenn sie auf ihm besteht, so handelt sie nach ihrem Rechte. Ich habe aber Hoffnung, daß sie Gnade für Recht werde ergehen lassen; doch bin ich dessen noch nicht gewiß, und muß mich auf alle Fälle bereit halten. — So habe ich jetzt einerseits eine noch unsichere Hoffnung auf gnädigen Erlaß einer von meinen Vorfahren eingegangenen Schuld, und andererseits eine vollkommene Gewißheit, daß meine gegenwärtigen Mittel zum Anbaue der Kirche nicht hinreichen; der Ueber-schlag des Baumeisters läßt mir keine Ausflucht. Allerwenigstens noch 4000 fl. fehlen uns, und dann, wenn Gott auch diese uns schickt, sollen wir mit den alten, ärmlichen, verbrauchten Kirchenkleidern einziehen!
Sie sehen hieraus, wie es um uns steht. Gegen 20,000 fl. sind bis heute für den Kirchenbau ausgegeben worden und noch fehlt uns zur Vollendung die oben angegebene Summe. Es ist wenig in Betracht dessen, was schon verwendet worden, und doch bin ich mehr, als je in Verlegenheit, weil ich nirgends mehr anzuklopfen wage Man darf wohl zu der theilnehmenden Liebe vermögender Katholiken vertrauen, daß der sprechende Nothstand der schwedischen Katholiken auch jetzt noch, wie seither warme Beherzigung und edelmuthige Bethätigung finden werde. H.
Jetzt habe ich noch eine Bitte, eine dringende, die mir sehr am Herzen liegt. Ich muß aber ausholen, damit E. H. mich recht verstehen. Es ist Rath und That, um was ich Sie abermal in einer ganz eigenen, für uns alle hier sehr wichtigen Sache anzugehen gedenke. Sie wissen aus den frühern Mittheilungen um mein Waisenhaus. Darin sind nun eine Schaar Knaben und Mädchen, die zu frommen, kathol. Christen, zu tüchtigen, arbeitsamen, empfehlenswerthen und in allen Tugenden gutes Beispiel gebenden Dienstboten, Handwerker u. s. w. erzogen werden sollen. Ich habe kaum Zeit mehr, mich des Tages einmal um Sie umzusehen; ich habe vollauf zu thun, ihren Unterhalt zu suchen, weil auch nicht ein Heller Fond für sie da ist. Der eine |Sp.0338| meiner Hilfspriester hat mit mir die Seelsorge zu bestreiten, der zweite allein gibt sich ausschließend mit der Erziehung der Waisenkinder ab. Das geht an, was die Knaben betrifft. Diese kommen, nach empfangener ersten hl. Communion, vom Hause aus zu Handwerkern in die Lehre, oder wohin anders. Aber die Mädchen!? Diese können wir Geistliche nicht erziehen. Dazu bedarf ich unumgänglich einer Missionärinn! Wundern Sie sich ja nicht über mein Ansinnen. Der Mangel einer solchen Person, wie ich sie bedarf, hängt wie eine Bleilast an meinen Füßen; hemmt jeden meiner Schritte, und würde mich in Kurzem zu Boden und in's Grab bringen. Alle meine Mühe sehe ich ohne sie für die Dauer fruchtlos, weil dieses Waisenhaus zugleich auch ein Exempelhaus für alle Katholiken seyn soll und unsere Vertheidigung vor aller Welt. Sie fragen mich wohl, mein hochw. Freund, ob ich denn keine solche, meinem Bedürfniß entsprechende Person hier finden könne? Und ich gestehe Ihnen, nein! Ich hatte eine, aber vor fünfzehn Monaten hat sie Gott heimgeholt. Bedenken Sie, was alles an der guten Erziehung dieser Knaben, und noch mehr dieser Mädchen liegt, die wie in einem Meere von Verderbniß nicht nur sich unbescholten erhalten, sondern auch alle möglichen Fertigkeiten zu ihrer Bestimmung dahin mitbringen sollen. Mit Hinweisung auf den Baum und seine Früchte müssen wir siegen können! Aber eine Heerde, welche erst seit drei Jahren wie aus dem Irrsal der Wüste zusammengelesen wurde, von der keine Familie jemals ein wahrhaft katholisches Leben, einen echt katholischen Haushalt gesehen hat, und die meisten Glieder noch ein und andern Geruch nach der Wildniß, der Wüste haben, kann mir keine Erzieherinn geben, und konnte noch keine hervorbringen, wie ich sie bedarf; und die wenigen, die allenfalls leidlich in Vorschlag kommen könnten, sind durch andere Zeitverhältnisse von diesem Berufe ausgeschlossen. Ihre Erfahrung, Ihr seelsorglicher Weitblick, bei Erwägung, daß diese Heerde mitten in einem protestantischen Lande, mitten in einer mit allen gegen die katholische Kirche nur möglichen Vorurtheilen bis über die Ohren erfüllten Stadt, gleich einer neu aufgegangenen zarten Pflanze im fichtendunkeln Walde ist, wird Sie den ganzen Stand der Dinge und die außergewöhnlichen Bedürfnisse ermessen lassen.
Ich bedarf einer Missionärinn, die in demselben Geiste den Weg antritt, wie ein apostol. Missionär. Ihre Obliegenheit allhier ist, 1) dem ganzen Haushalt, so der Geistlichen, als der Waisenkinder vorzustehen; 2) die Erziehung der Mädchen gleich einer Mutter zu übernehmen; 3) Allen, so in, als außer dem Hause mit dem Beispiele eines echt katholischen Lebens voranzugehen.— Daran hängt nun zu einem großen Theil unser Aller Wohlseyn. Eine solche Person müßte von — nicht unter dreißig und nicht über vierzig Jahren seyn, um sich noch eingewöhnen und die Sprache erlernen zu können. Es muß eine Deutsche seyn, weil diese am leichtesten der verwandten Sprache in der kürzesten Zeit habhaft wird. — Die Reise macht keine große Schwierigkeit; bis Lübeck bringt jeder Eilwagen, und zwischen Lübeck und Stockholm gehen zuverlässig Dampfschiffe in 2-3 Tagen. — Vor drei Jahren habe ich Ihnen meinen Nothruf übergeben, und Gott hat mir durch Sie geholfen. Ich übergebe Ihnen nun diesen meinen andern Nothruf, und überlasse es wieder Gott, in kindlichem Vertrauen, durch Sie mir Rath zu schaffen. Er hat gewiß schon ersehen, wen Er senden will.
(Bemerker)
† —
Gothenburg
. Die
(Evang. Mag.)
Rußland
.
Petersburg
, den
(Allg. K.-Ztg.)
— den 11. Februar. Einer allerhöchst bestätigten Verfügung des Minister-Comite's zufolge, ist es den griechisch-unirten, den römisch-katholischen, den armenischen und protestantischen Gemeinden, die nicht die Mittel zu Erbauung steinerner Kirchen haben, erlaubt worden, dieselben von Holz aufzubauen. — Die Lehr-Anstalten der griechisch-unirten Kirche sind, wie diejenigen der herrschenden Kirche, unter die Ober-Aufsicht des geistlichen Synods gestellt worden.
(Schwäb. M.)
— In Rußland sind alle evangelischen Missionsstationen aufgehoben worden auch die schottische in
Karaß
und die
(Bremer Kirchenb.)
Polen
.
Warschau
, den
— Auch die evangelische Kirche zu Warschau erfreut sich unter dem Schutze der Behörden und der Theilnahme der dort wohnenden Deutschen in neuester Zeit eines gesegneten Aufblühens.
(Hanauer Ztg.)
— Im Monat Januar ist ein Ukas erschienen, kraft dessen fürderhin kein römisch-katholischer Unterthan der westlichen Provinzen (des ehemaligen Polen) weder in den Ministerien noch in der höheren Verwaltung des Reichs ein Amt solle bekleiden können, wenn er nicht vorher 5 Jahre in Altrußland gedient haben würde. Bloß die Polen, welche sich zur russisch-griechischen Religion bekennen oder bekennen werden, sollen mit den übrigen Bewohnern des Reiches gleiche Vortheile genießen.
(Münch. pol. Z.)
Griechenland
.
Athen
(Köln. Z.)
— Griechenland gibt in diesem Augenblick der ganzen christlichen Welt ein so merkwürdiges Beispiel, wie es bisher die Weltgeschichte noch nicht aufzuweisen hatte. König
Otto
ist der römisch-katholischen Kirche zugethan und die junge Königinn ist bekanntlich Protestantin; doch sollen, laut des Heirathsvertrages, die aus dieser Ehe entstehenden Prinzen oder Prinzessinnen weder der Religion des Vaters, noch der der Mutter folgen, sondern in der griechisch-katholischen Kirche erzogen werden. Dieses erhält besonders von Seiten des katholischen Königs
(Würzb. Ztg.)
—den 6. Jan. Am meisten Aufsehen hat die geistliche Reaktion gemacht, deren Organ die
evangel
i
sche
Trompete
ist, Ein fanatisches Journal im Dienst und im Interesse einer fremden Intrigue, welches darauf ausgeht, den ganzen Zustand der Kirche als ungesetzlich, die Sicherheit der orthodoxen Lehre als bedroht , und Katholiken wie Lutheraner und Anglikaner gegen sie verbündet darzustellen. Ihm hat man auch die Bewegungen gegen die anglikanisch-amerikanische Schule, und gegen die aufgegeklärten Geistlichen an der Spitze einiger griechischen Schulen beizumessen, in Folge deren jene sich geschlossen und diese, unter ihnen auch Bambas in
(Allg. Ztg.)
— Der zeitherige Redacteur der „
evangelischen Trompete
“, der Mönch
(Münch. pol. Ztg.)
Nauplia
, den
(Würzb. Z.)
Deutschland
.
Hannover
.
Hannover
, den
(Preuß. Staats-Ztg.)
— Die in der zweiten Kammer unserer Stände in den Sitzungen im Januar gepflogenen Debatten über den Art. 48 der Anträge der Regierung: „Die Ehe zwischen Christen und Juden bleibt verboten“ waren nicht ohne Interesse. Dieser Antrag wurde von mehreren Mitgliedern bekämpft, von Dr.
Freudenthal
aber aus religiösem Gesichtspunkte in Schutz genommen, weil solche Ehen nur den Indifferentismus beförderten. Hr. J. R.
Hr. General-Syndikus. Er halte sich verpflichtet, ausdrücklich zu erklären, daß er durchaus gegen den Antrag stimmen müsse. Er pflichte vollkommen den Gründen bei, welche in voriger Berathung in religiöser, wie in politischer Hinsicht dagegen vorgebracht seyen. Allerdings hätten wir in unserem Lande ein positives, solche Ehen verbietendes Gesetz nicht, das Verbot habe vielmehr im römischen Rechte seinen Grund, und das kanonische Recht untersage die Ehe zwischen Katholiken und Andersglaubenden, und folge aus dem katholischen Begriffe der Ehe, daß solche von Nichtchristen durchaus nicht eingegangen werden könne. In Deutschland sey durch den westfälischen Frieden die Ehe zwischen Katholiken und anderen Christen gestattet, allein der Juden sey dabei gar nicht gedacht. Nach protestantischen Grundsätzen sey die Schließung einer Ehe mit religiösen Einrichtungen verknüpft, denen ein Nichtchrist sich nicht unterziehen könne. Er glaube auch, daß die Juden selbst eine Bestimmung dieser Art nicht wünschen könnten, welche ihre Religion geradezu vernichten müsse, und wenn gar von einem christlichen Prediger die Trauung geschehen solle, so könne das einem Juden, der auf seine Religion halte, niemals lieb seyn, er könne sich diesen Gebräuchen nicht unterziehen.
Hr. Dr.
Freudentheil
: Der Gegenstand sey, seiner Ansicht nach, von solcher Wichtigkeit, daß die dafür hervorgehobenen Gründe wohl eine Erwiderung erforderten. Religiöse Vorschriften sollten der Ehe zwischen Juden und Christen nicht entgegenstehen. Das Alte Testament enthalte nun allerdings ein solches Verbot nicht; was aber das Neue Testament anlange, so müsse er dem daraus hergenommenen Grunde entgegentreten. Denn, wenn auch in der ersten Zeit des Christenthumes Ehen zwischen Christen, Juden und Heiden stattgefunden hatten, so habe man |Sp.
Hr. S.
Lüntzel
.
Gewissens-Skrupel könne man haben, sowohl bei der Verhinderung, als bei der Gestaltung solcher Ehen. Neigung lasse sich nicht verbieten, sie werde stattfinden, und wenn nun Personen verschiedenes Glaubens in ein solches Verhältniß eintreten, welches einem ehelichen ganz ähnlich sey, nur daß die Einsegnung fehle, so werde daraus am Ende nur ein unsittlicher Zustand hervorgehen. Hr. S.
Lang
. Er müsse sich ganz entschieden gegen den Antrag erklären, weil er in der Ehe nicht bloß einen bürgerlichen Contrakt erblicke, sondern weil er von der Ehe verlange, daß sie eine christliche sey, die ihre Unverbrüchlichkeit neben Gründen der Moral auch im Christenthume finde. Wenn aber der eine Theil nicht Christ sey, so entstehe ein Widerspruch. Es mögen zwischen Personen beider Religionen den ehelichen ähnliche Verhältnisse vorkommen, aber eine wahre Ehe sey es nicht, und das Concubinat dürfe man doch nicht befördern.
Hr. J R.
Wiesen
. Was die unglücklichen Verhältnisse angehe, deren Erwähnung geschehen sey,
Hr. Dr.
Freudentheil
. Grade durch die zuletzt vorgeschlagene Bestimmung, daß die Kinder im christlichen Glauben erzogen werden sollen, werde das Verhältniß verrückt, oder man müsse glauben, daß die Jüdinn im Herzen ihren Glauben schon verlassen habe, und nur nicht Muth genug besitze, dieß öffentlich zu bekennen. Es komme nur darauf an, welchen Begriff man mit der Ehe verbinde.
|Sp. 0344| Hr. H. C.
Serme
s
. Ein Jude, der etwas auf seine Religion halte, werde die Ehe zwischen den Juden und Christen nicht billigen. Sein Votum müsse er dahin abgeben, daß er sich unbedingt gegen den Antrag erkläre, und daß er ihn mit den kath. Grundsätzen über die Ehe durchaus unvereinbar halte. Es habe ihn deßhalb um so mehr befremdet, wie ein katholisches Mitglied dieser Versammlung sich für den Antrag habe aussprechen können, als selbst der kleine Katechismus auf die Frage, warum die Taufe das
Hr. R.
Bueren
. Das geehrte Mitglied habe ihn aufgefordert, zu sprechen, und deßhalb müsse er sich vertheidigen. Er habe seinen Antrag nicht als Katholik gemacht, und nicht als Protestant, sondern als Mitglied dieser Versammlung, und er habe seine Gründe im Allgemeinen auseinandergesetzt. Ein so großer Theolog sey er nicht; ihm sey es in der Schule nicht so gelehrt. Er habe von seinem Antrage als Katholik nicht gesprochen, und denselben zurückgenommen, weil er geglaubt habe, daß derselbe doch nicht durchgehen würde, sondern denselben beschränkt. Was übrigens die Juden angehe, so glaube er, daß dieselben noch Alle zu uns übertreten würden, weil sie einsehen würden, daß der Messias schon gekommen sey, wenn auch nicht in der Weise, in der sie es erwartet haben.
Die Anträge der Herren J. R.
Wiesen
und
(D. Bl.)
Göttingen
. Der
Eine Deputation seiner Zuhörer, Hr. Stud. Theol.
Bartel
s
an der Spitze überreichte ihm mit ihrem Glückwunsche ein deutsches, mit einem Lorbeerkränze umwundenes, Gedicht.
Demnächst erschienen die Mitglieder der theologischen Fakultät, und übergaben ihm, ihm glückwünschend, eine werthvolle Ausgabe der hebräischen Bibel, nebst den Glückwunschschreiben der theologischen Fakultäten zu Breslau, Marburg, Gießen, Halle, Kiel, Rostock, so wie von Tübingen.
Der akademische Senat stattete seinen Glückwunsch durch eine Deputation ab, bestehend aus den HH. Hofräthen
Bergmann
,
Ihnen folgten die Herren Professoren der Theologie
Rettberg
,
Auch das hiesige Repetenten-Collegium bezeigte seine Theilnahme mit Ueberreichung einer Schrift des Hrn. Dr.
Bertheau
Nachdem auch die hiesigen Stadtbehörden, sowohl die Geistlichen beider Confessionen, als auch der Stadtmagistrat und die |Sp. 0345| Steuerdirektion, so wie viele einzelne Collegen und Freunde des Jubilars ihre Glückwünsche dargebracht hatten, erschien Se. Magnif. der Prorektor, Hr. Hofrath
Dahlmann
, und überreichte ein in den gnädigsten Ausdrücken abgefaßtes Glückwunschschreiben des k.
Am nächsten Sonntage, am 8. Jan., sprach unser Universitätsprediger Hr. Prof.
Liebner
noch die frommen Wünsche aus, mit denen wir die unsrigen verbinden, daß Gott den ehrwürdigen Jubilar auch im Greisenalter uns noch lange in voller Rüstigkeit erhalten möge.
(Göttingische gelehrte Anzeigen)
— An der Georgia Augusta-Universität zu
Göttingen
studiren in diesem Winter-Semester 198 Theologen.
(Hamb. Unpart. Corr.)
Preußen
.
Berlin
. Das neueste Stück der Gesetzsammlung enthält folgende Allerhöchste Kabinetsordre, betreffend die äußere Heilighaltung der Sonn- und Feiertage: Zur Beseitigung der Zweifel, welche nach dem Berichte des Staatsministerii vom
— Dem Vernehmen nach, ist von des Königs Majestät befohlen worden, daß keine neue Untersuchungen gegen lutherische Separatisten ohne Zustimmung des geistlichen Ministeriums eröffnet, auch die Vollstreckung der, durch Erkenntniß festgesetzten Strafen, nur auf besondern königlichen Beschluß erfolgen soll. Wo noch kein Straferkenntniß erfolgt ist, soll die Sache vor das breslauer Obergericht gebracht werden, um Einheit des Verfahrens zu bewirken. Sollte dieß gegründet seyn, so würden damit gewiß viele bisher gehegte Besorgnisse verschwinden, und von der Weisheit und Milde des Königs eine glückliche Beseitigung der traurigen Zerwürfnisse in der schlesischen Kirche zu erwarten .seyn.
(Der Kirchenfreund f. d. nördl. Deutschland.)
Trier
, den
(Aachner Ztg.)
— den 6. März. Heute Morgen fand hier der Leichenzug des am 3. d. Mts. verstorbenen Herrn
Vi
k
tor
Joseph Dewora
, Domkapitulars und Stadtdekans, auch Ritter des rothen Adlerordens 3ter Klasse, statt. Um 10 Uhr bewegte sich der Zug unter feierlichem Glockengeläuts und unter dem Andrängen einer großen Menschenmenge, der
(Rhein- u. Moselztg.)
Burtscheid
, den
(Köln. Ztg.)
*
Der St. Simonismus
Von allen Irrlehren, welche die letztern Jahrhunderte hervorgerufen haben, ist keine an umfassender Tendenz dem
St.
Zuerst ist es schon denkwürdig, eine so tiefe Kenntniß der Geschichte des Menschengeschlechts, eine so ernste Spekulation bei Franzosen des 19. Jahrhunderts zu finden. Der Geist der Liebe und Gemeinschaft, der in den Schülern St. Simon's herrscht, empfiehlt eine Lehre, die zugleich die längste und consequenteste Gedankenreihe darzubieten und jedes leibliche und geistige Bedürfniß zu erfüllen scheint.
Der Grundgedanke, daß alle menschliche Thätigkeit und Erkenntniß sich auf einen Glauben, ein Religionsprinzip gründen müsse, daß dieses allein das Schöpferische in der Geschichte sey — die Scheidung der Zeiten in organische und kritische Perioden — die Charakterisirung der gegenwärtigen Zeit — die Polemik gegen den Liberalismus — alles dieses ist von der tiefsten Wahrheit und von den St. Simonisten ganz vortrefflich ausgeführt. Daß dieses das Ziel der Menschheit in ihrer Gesammterscheinung sey, daß die geistige und leibliche Vereinzelung der Individuen immer mehr in Unterordnung unter eine höhere Gemeinschaft übergehen solle, kann Niemand bezweifeln, und es ist dieses die Richtung gewesen, welche die Kirche jederzeit verfolgt hat. |Sp. 0347| Selbst die Einwürfe, welche gewöhnlich gegen den St. Simonismus vorgebracht werden, halten nicht Stich. Die Rehabilitation des Fleisches schließt nicht nothwendig die Auflösung des Sittengesetzes in sich, sondern kann in ihrer theologischen Bedeutung füglich neben der strengsten Handhabung desselben bestehen. In der Annahme der Rehabilitation liegt sogar ei tiefer und wahrer Kern, was aber davon wahr ist, ist eben im Christenthum bereits realisirt, wo Gott im Fleische erschienen, und verkündigt hat daß auch die Leiber auferstehen und die Herrlichkeit Gottes schauen werden. Kann die Materie wohl in einem unermeßlicheren Sinne rehabilitirt werden, als daß der Herr sich selbst, sein Fleisch und Blut stets noch unter der Gestalt der Erzeugnisse dieser Erde genießen läßt? Die St. Simonisten sind keine Christen, aber sie fassen das Wesen des Christenthums tiefer auf, und würdigen seine Segnungen immer noch ernster, als die meisten unserer Zeltgenossen.
Gütergemeinschaft und Zerstörung des Eigenthums ihnen anzumuthen, ist eine grobe Verwechselung, und sie haben ganz recht, zu sagen, daß die Professionen oder Civilfunktionen darum nicht vernichtet worden seyen, daß ihre erbliche Manifestation in den Kasten oder Feudalämtern aufgehört habe. Auch dieser Einwurf ist ein sehr schiefer, der aus der geringen Zahl obscurer Subjekte hergenommen ist, die mit ihrer Lehre die Welt umgestalten wollen. Gerade dasselbe sagte man gegen den Heiland und seine Apostel; sie wurden verschmäht und verspottet und haben dennoch die Welt umgestaltet.
Der Hauptpunkt des Streites geht darauf hinaus, ob man das Daseyn des Menschen mit diesem Leben abschließe, oder es bloß als engen Durchgang zu einem endlosen Jenseits betrachte.
Ersteres ist implicite der Gedanke der St. Simonisten, denn für ein jenseitiges Leben ist in ihrem System eigentlich nirgends Platz. Wenn die Seligkeit in dieses Leben verlegt wird, so ist es allerdings nothwendig, Geist und Materie in diesen Begriff mit aufzunehmen, und zu diesem Ende letztere von dem ihm nach der christlichen Lehre anklebenden Verderben zu rehabilitiren. Die Unsterblichkeit, die dem Einzelnen genommen ist, wird dann in die Menschheit als Ganzes gelegt, und hieraus entwickelt sich ohne Weiteres das System, sowohl in seiner religiösen, als politischen Richtung von selbst.
Ist aber mit der ganzen Fülle und scheinbaren Consequenz dieser Lehre das Räthsel des Daseyns wirklich gelöst, das tiefste Sehnen der Menschenbrust nach dem Worte des Heiles wirklich erfüllt? —Nein, St. Simon gibt auf die Frage nach der Bedeutung dieses Menschenlebens keine Auskunft, er stillt nicht das Bedürfniß, das sich, wenn auch noch so unwillig zurückgewiesen, doch in Jedem fühlbar macht, wenn er an seinen Tod denkt. Und hierin liegt der Hauptunterschied; nach St. Simon ist das Leben sich selbst Zweck, nach der Lehre Christi ist es Mittel. Weiset aber die Bestimmung des Menschen auf ein Jenseits hin, ist es seine Aufgabe in diesem Leben, sein Heil für eine Ewigkeit zu wirken, dann tritt auch das Diesseits in ein ganz anderes Licht und es ist hienieden ganz anderes zu thun, als nach einer politischen Associrung zu streben. Es bedarf dann keiner proportionellen Vertheilung der Glücksgüter und der Werkzeuge der Arbeit, sondern Jeder, er werde reich oder arm geboren, hat alles, was er bedarf, um dieser seiner einzigen Bestimmung hienieden, nachzukommen. R.
* Ueber die Reform des israelitischen Cultus im Großherzogthum
Sachsen-Weimar
Von dem großh. Landrabbiner Dr.
M .
Heß
I. Erklärung.
Es ist gewiß auch im Auslande bekannt geworden, welche wesentliche Umgestaltung der jüdische Gottesdienst im Großherzog- |Sp. 0348|thum
Weimar
dadurch erhalten, daß deutscher Choralgesang eingeführt ist, die sämmtlichen Gebete in deutscher Sprache gesprochen und auch die Abschnitte aus dem Pentateuch, nachdem sie hebräisch vorgelesen, in's Deutsche übersetzt werden.
Es läßt sich denken, daß die stabile Partei im Judenthume großen Anstoß an dieser Reform nehmen und den Unterzeichneten im Stillen nicht dafür segnen werde. Ich lasse dieses gern über mich ergehen, wie ich es längst nicht gescheut, mich frei und offen zu der bessern Richtung im Juden-thume zu bekennen. Allein, wie ich höre, beurtheilt man selbst von Seiten meiner bessergesinnten Glaubensbrüder diese Reform in Beziehung auf mich, deßhalb nicht günstig, weil ich, obgleich wissend, daß sie die Gewissen meiner Gemeinden beunruhige, sie dennoch der Staatsbehörde vorgeschlagen und nun ihrer Macht mich bediene, um sie zur Ausführung zu bringen. Dieser Irrthum verdient Berichtigung. Ich erkläre daher hiemit, daß die fragliche Reform nicht von mir ausgegangen, daß sie vielmehr schon in der vor meiner Anstellung erschienenen Judenordnung vom 20. Juni 1823 angeordnet und trotz der Vorstellung der jüdischen Gemeinden deßhalb nicht zurückgenommen worden, weil die geachtetsten jüdischen Gelehrten, selbst unaufgefordert, dem Gouvernement die Zulässigkeit derselben erklärten. Zuletzt bin ich noch mit einem Gutachten (von welchem ich dasjenige, was ein allgemeines Interesse haben dürfte hiebei mittheile) in der Sache gehört worden, und habe, obgleich meine Zustimmung mit der Reform an sich nicht verhehlend, doch auch gewissenhaft die Bedenken angedeutet, welche mir dieselbe wegen des Widerspruchs der jüdischen Gemeinden zu haben schien.
Allein in Erwägung, daß der Staat doch nun einmal positiv das Recht habe, den jüdischen Gottesdienst zu ordnen, daß eine Einwirkungs- und Bevormundung Seitens desselben bei den Israeliten des Großherzogthums Weimar umso nöthiger sey, als diese von selbst auch nicht einmal unwesentliche Verbesserung gen in ihrem Cultus vornehmen würden; daß die fragliche Reform von allen erleuchteten Rabbinern gebilligt und von den bessergesinnten Israeliten schon jetzt sehnlichst gewünscht, daher auch von den Israeliten des Großherzogthums
Weimar
in der Folge gewiß mit Dank anerkannt werden wird, glaubte unsere Staatsregierung auf dem einmal gegebenen Gesetze beharren zu müssen. Also nur
Stadt
-
Lengsfeld
, im
Dr. M.
Heß
, großherzogl. Land-Rabbiner.
(Das Aktenstück folgt.)
Literatur.
Würdigung der Einwürfe gegen die alttestamentlichen Weissagungen an dem Orakel des Jesaja über den Untergang Babels, C. 13-14, 23. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte der Chaldäer. Von
Peter
Schleyer
, Lehramtscandidaten (jetzt Professor) der theolog. Fakultät an der hohen Schule zu
Beurtheilt von Dr.
Loehni
s
, Professor der Exegese und der morgenländischen Sprachen am Lyceum zu
Das Institut der Univ.-K.-Ztg. hat mir genanntes Werk vorgelegt, um mein Urtheil darüber abzugeben. Es freut mich sehr, unsere Leser mit einer Schrift bekannt zu machen, welche ihrem gelehrten Verf. in Absicht seines Bestrebens, seines Fleißes und seines Erfolges große Ehre bringt, und uns überdieß noch zu den schönsten Hoffnungen berechtiget, indem das äußerst günstige Vorwort, durch welches der rühmlichst bekannte Veteran der theologischen Schriftsteller, Herr Ritter
von
Drey
diese Schrift in das gelehrte Publikum einführt, großes Vertrauen erweckt.
Den Kern des Werkes bildet eigentlich eine Abhandlung über die Chaldäer, von welchen mit den triftigsten Gründen dargethan wird, daß sie in Babylonien nicht eingewandert, nicht als Eroberer eingedrungen, und auch nicht von andern Königen hierher verpflanzt worden, sondern ursprünglich da einheimisch sind. Diesen Satz wendet der Verf. dazu an, um die Echtheit des jesajan'schen Orakels über den Untergang Babel’s Cap. 13-14, 23. zu erweisen. Und diese Thesis machte es wieder nothwendig, die Wahrheit und Göttlichkeit der Weissagungen überhaupt gegen alle Angriffe der Gegner sicher zu stellen.
Der Ideengang des Verf's. aber verdient genauer in's Auge gefaßt zu werden. Er geht von dem ganz richtigen Grundsatze aus, daß der katholische Geistliche wissenschaftliche Ueberzeugung von den Lehren seiner Kirche haben müsse, um mit Wahrheit und Begeisterung von denselben vor dem Volke sprechen zu können, und um in all' seinen Funktionen von dem Geiste Gottes durchdrungen zu seyn. Nebstdem will er katholische Theologen anfeuern zu gründlichem Betreiben der Exegese. Die Rationalisten haben sich viel gegen die Bibel erlaubt, und sie gehen immer weiter, um dieses heilige Buch in den Augen der Menge herabzusetzen. Der Theologe soll also an dieser Arbeit des Verf’s. gleichsam lernen, wie er in einem einzelnen Falle den Streit gegen die Widersacher zu führen habe. Die Waffen, womit der gelehrte Verf. streitet, und den Sieg über seine Gegner erringt, sind aus den verschiedensten Hallen der wissenschaftlichen Rüstkammer entnommen, und das Buch verdient, mit großer Aufmerksamkeit gelesen, und wieder gelesen zu werden, besonders von jungen Theologen, um dem gewandten Kämpfer die Kunst abzulernen, wie er die Streiche seiner Gegner abwendet, ihre Schlauheit vernichtet, und die Niederlage derselben vollendet.
Die rationalistischen Ausleger der Bibel erklären sich durchaus gegen die Lehre, welche die katholische Kirche von jeher, auf die Auktorität Jesu Christi hin, angenommen hat, daß es im A. T. wahre Weissagungen gebe, an welche man glauben müsse.
Um die Gegner recht gründlich und wissenschaftlich zu widerlegen, holt der Verf. etwas weiter aus, und läßt sich auf eine dogmatische Entwickelung von der Möglichkeit der Weissagungen ein, wobei er besonders die Vorarbeiten
Drey
’s über Inspiration (
Der Verf. definirt die Weissagung als durch göttliche Inspiration vermittelte Vorherverkündigung einer wichtigen Begebenheit, welche auf natürlichem Wege nicht berechnet werden kann. Er vertheidigt diese Definition gegen
Hitzig
Diese bisher vorgetragene Theorie wendet der Verf. auf das Orakel des Jesaja, Cap. 13-14, 23, an, dessen Inhalt er |Sp. 0350| zuerst darlegt. Dieses Orakel bezieht sich auf „die Zerstörung Babel's, welche durch die Meder und Perser vollzogen wird. Das Reich der Chaldäer nimmt ein Ende, ihr König findet seinen Tod in einem schrecklichen Blutbad. Babel wird eine Wüste, und die Israeliten ziehen aus dem Exil wieder in ihr heimisches Land.“ Dieses Thema war dem Propheten von Gott mitgetheilt. Die Einkleidung mit all' ihrer Farbenpracht und Eindringlichkeit ist das Werk des Schriftstellers.
Die Gegner, unter welchen der Verf. besonders die Herren
Geseniu
s
und
Von einem Volke, das in der Geschichte noch nicht bekannt ist, kann ein Prophet nicht weissagen. Was könnten sich denn seine Zeitgenossen für einen Begriff von einem solchen Volke machen! Nun existirten aber die Chaldäer zu den Zeiten des Jesaja noch nicht als ein historisch merkwürdiges Volk. Denn erst um 625 v. Chr. sind sie aus den armenischen Gebirgen nach Babylonien versetzt worden. Folglich konnte Jesaja nicht von ihnen weissagen, und daher gehört dieses Orakel in eine spätere Zeit, und ist nicht jesajanisch.
Gegen den Mittelsatz dieser Argumentation entwickelt nun der Verf. all' seine Thätigkeit, um die Autochthonie der Chaldäer in Babylonien zu erweisen. Um diesen Zweck zu erreichen, widerlegt er zuerst alle ihm entgegenstehenden Behauptungen, und dann führt er positive Beweise an für den Satz, daß die Chaldäer die ursprünglichen Bewohner Babylonien's waren, daß sie zur Zeit des Jesaja schon wirklich dieses Land inne hatten, und sonst Jesaja dieses sein Orakel gegen sie richten konnte.
Der Verf. stellt alle Meinungen der Gelehrten über die Chaldäer zusammen. Michaelis erklärte die Chaldäer für ein aus dem Norden herstammendes Volk, dessen Nomina propria keine Verwandtschaft mit semitischen Wörtern erkennen ließen. Er hielt sie bald für Slaven, bald für Scythen und bald für Chalyber, ohne seine jedesmalige Meinung hinlänglich historisch gründen zu können.
Schlözer
erklärt die Chaldäer ursprünglich für Kurden, die erst später nach Babylonien herabgekommen seyen. Ihm schlössen sich
Nun beseitigt der Verf. alle jene Ansichten, durch welche der fremde Ursprung der Chaldäer begründet werden sollte. Herr C. R.
Geseniu
s
wollte a) aus den Namen für Personen, Hofämter, Oerter u. dgl. b) aus dem religiösen Cultus und c) aus einer Stelle des
Dagegen zeigt der Verf. ad a) die Nomina propria kommen so verschieden geschrieben vor, daß man jetzt ihre wahre Gestalt nicht mehr wird ausfindig machen können. Dann haben wir zu wenig schriftliche Denkmale aus der hebräischen und chaldäischen Literatur, um ein allgiltiges Urtheil fällen zu können. Indeß lassen sich sehr viele Namen aus dem Semitischen erklären, welches in Beispielen gezeigt wird. Uebrigens hatten sich die Chaldäer nicht abgeschlossen, sie standen im Verkehr mit andern Völkern, und nahmen von ihnen für Aemter, musikalische Instrumente, für nomina propria die geeigneten Wörter an. Daraus folgt aber nichts für ihren fremden Ursprung, so wenig, als man uns Deutsche zu den Franzosen, Spaniern oder andern Völkern rechnen wird, obschon wir für Hofämter für das Kriegswesen, für Moden auswärtige Namen haben.
(Forts. folgt.)
Die in München seither unter der Redaktion der geistreichen HH.
von
Besnard
und
Die Bibelgesellschaften von
London
Buchhandlung: F.
Varrentrapp