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Offensichtliche Setzerfehler wurden stillschweigend korrigiert. Die Original-Orthographie wurde ansonsten beibehalten.
Personal-Chronik der
Univ.-K.-Ztg
Die katholische Aschermittwoche, gewürdigt von dem protestantischen Philosophen und Dichter
J. G. Jacobi
. —
Kirchliche Nachrichten. Nordamerika. Ver. Staaten von N.-Am. New-York; Rüge, betr. das Journal von
Theologische Akademie.
Israel. Abth.
Ein flüchtiger Blick auf die Bestrebungen der jüdischen Theologie in neuester Zeit. Von M.
Protest. Abth
.
Beiträge zur Würdigung des Apostol. Symbolums. Vom Archidiakonus Dr.
Kathol. Abth
. Ueber das Wesen der kathol. Kirche und die Stellung derselben zum Protestantismus und zum Judenthum. Vom Professor Dr.
Literatur.
Kathol. Abth. Räß und
Anzeigen
.
Mitarbeiter
und
Correspondenten
54) Regierungs-Consistorial- und Schulrath Dr.
G. Mohnike
, Ritter des k. preuß: rothen Adler- und des k. schwed. Nordstern-Ordens, in
55) Consistorialrath Professor Dr.
A
u
gust Hahn
in
56) Diakonus
Wilhelm Hoffmann
in
57) Dr.
Immanuel Wohlwill
,
erster Lehrer der isr. Freischule in
58) Pfarrer
Hermann Joseph Schmitt
in
59) Professor Dr.
Loehni
s
in
60) Consistorial-Direktor
Pelizäu
s
,
Ritter des k. hannöv. Guelphn-Ordens, in
(Wird fortgesetzt.)
Erfreulich für die Katholiken, und ehrenvoll für die Protestanten ist es, daß aus der Mitte der letztern ein gefeierter religiöser Dichter, der berühmte
J. G.
Jacobi
, der sinnvollen Ceremonie, mit welcher die katholische Kirche die heilige Fastenzeit eröffnet, indem der Priester die Stirn der Gläubigen mit Asche, dem Zeichen der Verwesung, bezeichnet, unter den erschütternden Worten: "Gedenke, o Mensch! daß Du Staub bist, und wieder zu Staub werden mußt!" in ihrer erhabenen Bedeutung erfaßt hat, wie die nachfolgenden Strophen beurkunden, welche denn auch eigends einer Bearbeitung für den katholischen Kirchengesang gewürdigt wurden, und in mehreren Gesangbüchern Aufnahme fanden: |Sp.
Weg mit Lustgesang und Reigen! —
Bei der Andacht ernstem Schweigen,
Warnen Todtenkränze hier,
Sagt ein Kreuz von Asche Dir:
Was geboren ist auf Erden,
Muß zu Erd' und Asche werden.
Vom Altar in die Palläste
Dräng' es sich zum Jubelfeste,
Mitten unter'm Göttermahl
Ruft es in den Königssaal:
Was das Zepter führt auf Erden,
Muß zu Erd' und Asche werden.
Wo Trophäen sich erheben,
Sieger jauchzen, Völker beben,
Tön' es aus der Ferne dumpf
In den schallenden Triumph:
Was den Lorbeer trägt auf Erden,
Muß zu Erd' und Asche werden.
Wie sie ringen, sorgen, suchen,
Das Gefund'ne dann verfluchen,
Der umhergetrieb'ne Geist
Felsen thürmt und niederreißt!
Was so rastlos strebt auf Erden,
Muß zu Erd' und Asche werden.
Siehe, durch des Tempels Hallen,
Mann und Greis und Jüngling wallen,
Und die Mutter, die entzückt
Ihren Säugling an sich drückt!
Was da blüht und reift auf Erden,
Muß zu Erd' und Asche werden.
Wie sie kommen, ach, so kamen
Viele tausend,' ihre Namen
Sind erloschen, ihr Gebein
Decket ein zermalmter Stein.
Was geboren ist auf Erden,
Muß zu Erd' und Asche werden.
|Sp. 0179| Aber, von der Welt geschieden,
Ohne Freud' und ohne Frieden,
Blickt die Treue starr hinab
In ein modervolles Grab:
Was so mächtig fühlt auf Erden,
Sollt' es Erd' und Asche werden?
In den schönsten Rosentagen
Füllt die Lüfte banges Klagen,
Jammert die verwaiste Braut
Einem Schatten angetraut:
Liebe kann nicht untergehen,
Muß verklärter auferstehen.
Und das brüderliche Sehnen,
Abzutrocknen alle Thränen,
Das die Hand der Armuth füllt,
Haß mit Wohlthun gern vergilt:
Ewig kann's nicht untergehen,
Himmlisch Muß es auferstehen.
Jene, die gen Himmel schauen,
Ihrer höhern Ahnung trauen,
Diesem Schattenland entflieh'n.
Vor dem Unsichtbaren knie'n:
O, die werden auferstehen,
Glaube kann nicht untergehen.
Die dem Vater aller Seelen
Kindlich ihren Geist befehlen,
Und, vom Erdenstaube rein,
Der Vollendung sich schon freu'n:
Sollten sie wie Staub verwehen?
Hoffnung muß dem Grab entgehen.
Sieh an schweigenden Altären
Todtenkränze sich verklären:
Menschenhoheit, Erdenreiz
Zeichnet dieses Aschenkreuz!
Aber Erde wird zu Erde,
Daß der Geist verherrlicht werde!
Kirchliche Nachrichten.
Nordamerika
Vereinigte Staaten von Nordamerika
†.
Newyork
. Zu
Wenn
Smith
, dieß alles nicht wußte, so zeugt das von großer Unwissenheit, wußte er es aber, so war es eine große Unverschämtheit, gerade das Gegentheil von dem zu sagen, was wahr ist. Ueber
(Ami de la Religion.)
Williamsville
, den
Nachdem ich die erste h. Messe in der deutschen kathol. Kirche zu
New-York
gehalten, mußte ich auf Befehl des hochwürdigen Hrn. Bischofs über
(Der Katholik. Januar-Heft 1837)
— In
Virginien
und
(Karlsr. Ztg.)
Portugal
Lissabon
, den
(Allg. Ztg.)
— Wie wenig bis jetzt die großen Besoldungs-Einschränkungen gegen das große zu deckende Defizit halfen, beweist der Umstand, daß sie nicht mehr, als eine Million Thaler betragen, einschließlich der sämmtlichen Pfarrer der Kirchspiele, deren Besoldungen man gänzlich gestrichen, und die man den Gemeinden zur Bezahlung überwiesen hat. Dadurch sind nun auch die Pfarrer in die größte Noth und in die unangenehmste Lage versetzt, da der |Sp. 0182| größte Theil der Gemeinden sich weigert, ihnen etwas zu bezahlen, oder sie auch nur so zu stellen, daß sie davon leben können.
(Schwäb. Merk.)
Schweiz
Aus der
Schweiz
, den
(Schwäb. M.)
Solothurn
. Der große Rath hat jegliche Unterhandlung mit
Bern
. Die Regierung von
(Schweiz. Kirchenztg.)
Einsiedeln
. Um das Steuerverhältniß des Klosters zu dem Bezirk im Allgemeinen, und jenes der Genossenschaft für ordentliche Fälle, so wie die Ansprüche des Klosters auf das Vermögen der Genossenschaft und dessen Ertrag für alle künftigen Zeiten auszumitteln und festzusetzen, haben der Bezirk, das Kloster und die Genossenschaft einen Vergleich miteinander in dem Augenblick abgeschlossen, als die, für Beurtheilung von Streitfragen gegen Korporationen und Bezirke durch die Verfassung bestellten, Bezirksgerichtspräsidenten aus den unbetheiligten Bezirken schon in
(Waldstätter Bote No. 9 v. 30. Jan. 1837.)
— In der Nacht vor dem Abschluß des in unsrer vorigen Nummer erwähnten Vergleichs zwischen dem Kloster und dem Bezirk über das Steuerverhältniß des erstern zu dem letztern ging es, sicherm Vernehmen nach, zu
Einsiedeln
furchtbar her; Wilder Lärm das Dorf auf und ab hielt die Bewohner des Klosters die ganze Nacht hindurch in Schrecken, so daß sie nicht zu Bette zu gehen wagten; das Kloster und die Anhänger desselben wurden mit Mord und Brand bedroht; gegen den Orts-Pfarrer, einen sehr achtungswürdigen Conventualen, wurden die rohsten, beleidigendsten Ausdrücke ausgestoßen; dem Hrn.
(Waldst. Bote Nr. 10.)
Zürich
. Die Sekte der
(N. K. Ztg. für die reform. Schweiz.)
Ein flüchtiger Blick auf die Bestrebungen der jüdischen Theologie in neuester Zeit.
Von
M. Bierheim
Wie in dem großen Weltall jede Kraft in Wechselwirkung mit einer andern, jedes Phänomen in Verbindung steht mit einem ihm ähnlichen, so daß allenthalben, wenn auch dem Menschenauge nicht immer sichtbar, doch ein Ineinandergreifen, ein Bedingen von Ursache und Wirkung stattfindet; so verhält es sich auch mit der |Sp. 0185| geistlichen Welt. In der Wissenschaft, diesem ungeheueren Gebiete der verschiedenartigsten Doktrinen, gibt es nichts Isolirtes, nichts Vereinzeltes, und die in ihr weit von einander geschieden scheinenden Theile werden dennoch oft einander berühren. Gilt nun dieß im Allgemeinen, so wird sich jene Behauptung besonders an jenen beiden Hauptzweigen am großen Baume der Erkenntniß, an der Theologie und Philosophie nachweisen lassen. Diese beiden Zwillingsschwestern sind es, die im ewigen Bunde nur bestehen, und deren Trennung, so manche lieblose Hand sich auch schon an sie gewagt, nie und nimmer mehr gelingen wird. Ihr inniges Verhältniß kann nicht aufgehoben, wenn auch bisweilen gestört, ihre wohlthätige Coordination in eine verderbliche Subordination verwandelt werden. Daß nun von dieser, der Philosophie und Religion angewiesenen Stellung, die Kultur und die Begriffshöhe sowohl einzelner Individuen, wie ganzer Völker abhängt, ist leicht zu erachten. —
Die mosaische Religion nun trägt sicherlich ganz besonders — wie sehr auch dieß zu so manchen Zeiten verkannt und geläugnet wurde — in ihren großen allgemeinen Institutionen die Prinzipien der wahren und reinen Vernunft, der Philosophie ϰατ᾽ ἐξοχὴν in sich. Nur den Commentaren des Mosaismus, aber nicht dem Grundtexte mag hie und da mit Recht der Vorwurf des Unlogischen und Unphilosophischen gemacht werden. — Wenn nun, mit Uebergehung vieler anderer bedeutenden Männer vor ihm,
Maimonides
es ganz besonders war, durch dessen unsterbliche Verdienste die jüdische Theologie im Allgemeinen ihr eigentliches wissenschaftliches Leben beginnt, wenn er, dieser göttliche Mann, durch seine ernsten Bestrebungen zur Vermittelung der Theologie und Philosophie das zum klaren Bewußtseyn brachte, was vor ihm allgemein nur geahnet, und höchstens von Einzelnen erkannt wurde; so vermochten dennoch die erhabenen Ansichten dieses Mannes sich immer nur als wissenschaftliche Reflexionen geltend zu machen, denen das traurige Schicksal, aus dem Leben verbannt bleiben zu müssen, zugedacht schien. Sein größtes Werk über Philosophie und Theologie war ein Schatz der Wissenschaft, aber lange Zeit auch nur der Wissenschaft, ohne von der praktischen Theologie eigentlich beachtet zu werden.
Und was Wunder, daß die jüdische Theologie, die von außen allenthalben nur von feindlichen Elementen bedroht und deren Träger allenthalben verkannt und mißhandelt wurden, ihr einziges Heil in ihrer Zurückgezogenheit vom Schauplatze der Welt und in der sorgfältigen Entfernung alles dessen, was ihrer strengen Unverletzlichkeit den geringsten Eintrag thun konnte, suchen mußte. — So wurde eine Unzahl von Ceremonien und äußern Gebräuchen aufgeschichtet, bis diese gleichsam zu einem Berge heranwuchsen, welcher die Aussicht nach allen Seiten hin benehmen, und nur den Blick gen Oben übrig lassen sollte. — Endlich erschien in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts ein dritter Moses und schwang mächtig seinen Zauberstab, und ein frischer Lebensquell entfloß dem harten Kieselstein.
Moses Mendelsohn
war es, der die jüdische Theologie aus ihrer langjährigen Lethargie gewaltig herausgerissen, und ihr einen neuen Aufschwung gegeben. An die Stelle des blinden Glaubens und gedankenlosen Handelns sollte ein
Wie wenig sich auch die Rabbiner Anfangs mit den neu organisirten Schulen befreunden mochten, so konnten sie dennoch die heilsamen Früchte derselben — wenn auch nur bedingungsweise — nicht in Abrede stellen. Und so gediehen diese wohlthätigen Institute immer mehr. — Wenn nun dieses bald allgemein gefühlte Bedürfniß einer zweckmäßig eingerichteten Schule die Nothwendigkeit gebildeter und sachverständiger Lehrer hervorgerufen, so wurde hiedurch zugleich auch das Bedürfniß wissenschaftlich gebildeter Rabbiner desto fühlbarer gemacht. Der einseitig beschränkten Richtung der frühern jüdischen Theologie sollte eine größere Ausdehnung zugetheilt werden.
Einer vernünftigen Exegese der heil. Schrift, einem systematisch geordneten Religionsunterrichte mußten jene eitlen Spielereien mit Worten und Bedeutungen, jenes ewige Hinbrüten über den todten Buchstaben entschwundener Jahrhunderte weichen. Das Bibelstudium, das — so paradox auch diese Behauptung klingen mag — so lange eine gewisse Mißachtung in der jüdisch-theologischen Welt zu ertragen hatte, trat nun wieder in seine längst verlassene primäre Stellung zurück.
Mit dem Aufblühen des Bibelstudiums und der, Hand in Hand gehenden, Läuterung des Geschmackes überhaupt, erhob sich auch die Kanzelberedsamkeit, die bis jetzt wenn nicht etwa jene dogmatisch-exegetisch polemischen Spielereien als Predigten gelten sollen — kaum dem Namen nach gekannt wurde, aus ihrem vagen und precären Zustande zur Doktrin, zur Wissenschaft. Das Wort des Herrn sollte von nun an in einen faßlichen und Allen verständlichen Vortrag eingekleidet werden. Durch diese neue unabweisbare Forderung an den jüdischen Theologen, von nun an ernstlicher auf die Belehrung und Erbauung seiner Gemeinde bedacht zu seyn, gewann auch daß Gebiet der jüdischen Theologie an Inhalt und Umfang. Die Kanzelberedsamkeit mit ihren Hilfswissenchaften sollte fortan einen Hauptzweig der jüdischen Theologie ausmachen. Daß sich diese auch bereitwillig zur Aufnahme derselben zeigte, geht aus den seit einigen Jahrzehenden von allen Seiten her der Oeffentlichkeit übergebenen Predigtsammlungen und Erbauungsbüchern hervor, die, wenn auch nicht alle gebiegen, dennoch großentheils brauchbar und von einem ernsten Fortschreiten lautes Zeugniß ablegen.
Die Liturgie nun, dieses aus einer Reihe von Jahrhunderten auf unsre Zeit hereinragende ehrwürdige Denkmal, ist es endlich, welche besonders einer neu bildenden, mit Zartsinn und Schonung verfahrenden Hand harret. Daß aber eine gehörige Würdigung derselben nur auf historischem Wege möglich ist, ist zu evident, als daß es fernerer Beweise bedürfte. Wie durch die neueren historischen Forschungen im Gebiete der jüdischen Geschichte zugleich auch manche Zweige der jüdischen Theologie an Licht und Klarheit gewonnen, ja wie durch jene außerordentlichen Leistungen in diesem Fache, sie gleichsam unbewußt zu einem historisch systematischen Ganzen erhoben wurde; so sind wir auch zu der schönen Hoffnung berechtigt, daß die jüdische Theologie, auf dem bereits betretenen Wege fortschreitend, sich recht bald auch der Bereicherung einer zeitgemäßen Liturgie erfreuen werde.
Ueberhaupt kann sich die Literatur der jüdischen Theologie zu der m neuester Zeit allgemeiner werdenden historisch-philosophischen Richtung nur Glück wünschen, und einer herrlichen Ausbeute für ihre Zukunft mit Zuversicht entgegen sehen. Wer erkennt nicht schon jetzt in den verdienstvollen Leistungen der seit einigen Jahren erschienenen
Wissenschaftlichen Zeitschrift für jüdische Theologie
die erfreulichsten Früchte der ebenbezeichneten Richtung? Nur mit der leuchtenden Fackel der Geschichte in der Hand vermögen wir Licht in jene unfreundlich dunkeln Räume der jüdischen Theologie zu bringen.
Wie aber jede Doktrin in der Hand der einen zur Erkämpfung einer heilsamen Wahrheit, während sie in der eines andern gemißbraucht und zum Spielball der Willkühr und Lüge werden kann, so geschah es auch hier.
So haben wir nur zu beklagen die ganz verkehrte Richtung einer gewissen Schule, die so gern sich in den philosophisch-historisch mystischen Deckmantel hüllend, in einer ewig rotatorischen |Sp. 0187| Bewegung sich herumtreibt, und taub gegen die mächtigen Anforderungen der Zeit und unempfindlich gegen alles Bessere nur neue Fesseln der jüdischen Theologie anzulegen strebt. Wer könnte jene sogenannten Briefe „Aus dem Norden" lesen, ohne sich des innigen Bedauerns zu erwehren, daß neben so viel Geist und Verstand so viel Tolles und Abgeschmacktes zu Tage gefördert wird, und daß ein auf historischem Boden sich bewegender Verfasser so oft unhistorisch wird.
Nur jenes große Wort
Büffon's
: Le style est l'homme, auf die ganz eigene Schreibart unsers ungenannten Verfassers angewendet, kann gewissermaßen als Beleg von dem in ihm selbst noch nicht zum klaren Bewußtseyn Gekommenen dienen, sowie zugleich zur Erklärung der hieraus unvermeidlich entstehenden Widersprüche in sich selbst. Indessen können solche abnorme Erscheinungen sicherlich dem einmal raschen Vorwärtsschreiten der jüdischen Theologie kaum mehr, als einige Augenblicke hinderlich in den Weg treten, und als Ephemeren werden sie eben so schnell spurlos wieder verschwinden als sie erschienen.
* Beiträge zur Würdigung des Apostolischen Symbolums.
Vom Dr.
Constantin Ackermann
Zweite Gabe.
Der Glaube an die Jes. 65,17 ff. Hebr. 9,11 ff. 12,22 ff. Offenb. Joh. 21,1 ff.Schöpfung, Erlösung und Heiligung bildet den eigenthümlichen Kern, der christlichen Lehre. Das Christenthum ist die einzige Religion auf Erden, die diese Ideen vollständig entwickelt hat, und sie in ihrem innern lebendigen Zusammenhang denken lehrt. Alle übrigen Religionen kennen und haben dieselben entweder gar nicht, oder nur bruchstückweise und verstümmelt. Wie hoch sich auch die Geistesbildung im altklassischen Heidenthum erhob, dennoch vermochte sie nicht einmal den reinen vollen Gedanken der Schöpfung zu erreichen, geschweige denn, das Hinüberleiten der Schöpfung zu einem in der Heiligung sich vollendenden Erlösungswerk gewahr zu werden. Einen erhabenem Blick auf die Welt und ihre Geschichte kann es nicht geben, als ihn uns das Apostolische Symbolum eröffnet, indem es uns die sichtbare Welt als den heiligen Boden zeigt, aus welchem ein von der Naturnothwendigkeit freies herrliches Gottesreich über die Schranken der Zeit hinaus seiner Vollendung in der Ewigkeit entgegenwächst.
Ich Hebr. 11,32-40. 1 Tim. 6,12; 2 Tim. 4,7.glaube — beginnt der erste Artikel des Apostolischen Symbolums, und schlägt mit diesem Wort einen reinen hellen Ton im Leben an, der in dieser Stärke und Bedeutsamkeit vorher noch nicht vernommen worden war. Ahnungen, Empfindungen, Ideen des Ewigen und Göttlichen durchdrangen auch die alte Heidenwelt; aber das innige Erfassen und Festhalten der göttlichen Dinge, das sich in dem christlichen Glauben ausspricht, entfaltete und verbreitete sich erst mit dem Evangelium im Leben. Es ist nicht bloß die freudige Zuversicht des einzelnen Christen, die dem Wort: ich glaube — seine volle Stärke gibt; es ist die große Gesammtheit der Christuskirche, die diesen das Erdenrund überschwebenden Ruf erhebt, und ihn dadurch zu einem so inhaltschweren macht; eine Wolke von Blutzeugen ist es, deren Heldentod zu einer heiligen Kraft- und Lebensquelle für den christlichen Glauben wurde.
Ich glaube, — spricht der fromme Mensch, und gibt hierdurch eine Bewegung und Thätigkeit seines innern Lebens zu erkennen, die über allen andern Thätigkeiten desselben steht. Daß er mit Bewußtseyn sagen kann: ich fühle — macht ihn zum Menschen; daß er mit Ueberlegung spricht: ich will — charakterisirt ihn als persönlich freies Wesen; daß er: ich vermuthe, ich weiß, ich denke, ich erkenne u. s. w. von sich auszusagen fähig ist, zeugt für die Hoheit und Entwickelung seines Geistes; aber welche von allen |Sp. Math. 21,21-22. 1 Joh. 5,5. Hebr. 11,1. Apost. 17,27-28. Joh. 3,16. 1 Joh. 2,15-17. 0188| diesen Aeußerungen und Fähigkeiten wäre an innerem Werth dem christlichen Bewußtseyn: ich glaube — gleich? Welche Richtung, welche Erhabenheit, welche Würde, welche Zusammenfassung des ganzen Innern gibt sich in diesem Ausdruck kund! welche Stellung, welche Weise, welchen Zug von stiller Größe bewirkt dieses Wort im äußeren Menschenleben an der Erde! Erhaben ist das Leuchten der Sterne durch die Nacht; feierlich tönt das Rauschen der Wipfel im dunklen Tannenwald; rührend und ergreifend klingt der Lerche steigend Loblied in die Seele; doch erhabener, feierlicher, ergreifender ist die Stimme, die aus der von Gott erfüllten Brust des Menschen spricht: ich glaube!
Ich glaube! — ich irre nicht mehr rath- und Haltlos auf dem geistigen Gebiet umher, das himmelwärts liegt und schaut, frage nicht mehr mit schwankender Pilatusseele: was ist Wahrheit? Joh. 18,39. 1 Cor. 1,22. Pred. 12,8. Matth. 12,39. 1 Cor. 1,22. Jak. 1,6. Col. 2,8. 2 Tim. 1,12.
Mark. 16,13. Luk. 1,20. 1 Joh. 4,16. Joh. 6,35. Matth. 27,42. Apost. 16,31. Röm. 9,33. u. a. m. Ps. 73,26-28.Ich glaube an Gott! —und stehe hiermit in einem ganz andern Verhältniß zu meinem Glaubensgegenstand, als dasjenige ist, in welchem man dieß und jenes dem und jenem glaubt. Etwas glauben und jemandem glauben drückt bloß eine momentan erregte empfängliche Seelenstimmung für einzeln Dargebotenes aus;
Ich glaube an Gott! — an dm lebendigen Gott, — nicht an die eiserne Nothwendigkeit eines blinden Schicksals, nicht an ein launenhaftes Spiel sich trennender und verbindender Atome, nicht an ein todtes herzloses Weltgesetz, nicht an einen unvergänglichen, alles aus sich gebärenden und in sich verschlingenden Urgrund alles Seyns. Die Heiden vergöttern die Natur, die Weltweisen halten das Gebilde ihrer eignen Gedanken für den, den alle Himmel nicht umfassen, in den Stumpfsinnigen erweitert sich das beschränkte Denken nicht einmal bis zum hellen klaren Weltbegriff, der Name Gottes bleibt für sie ein leerer Schall, die Schwachen zweifeln, und die Thoren sprechen! es ist |Sp. Ps. 14,1. 1 Joh. 4,16. Hiob 42,2. Jer. 32,17. Rom. 8,15. Jak. 1,16. Eph. 3,14-15. 0189| kein Gott!
* Ueber das Wesen der katholischen Kirche und die Stellung derselben zum Protestantismus und zum Judenthum.
Von Dr.
F. A. Staudenmaier
(Fortsetzung.)
Von dem Momente der Einheit gehen wir über zum Momente und zum Charakter der Catholica, Symbol. Apost. und Symbol. Nic. Christianus mihi nomen, Catholicus cognomen, sagt Pagianus.Allgemeinheit; die christliche Kirche ist eine allgemeine Kirche.
Es gilt aber vor Allem, den Begriff der Allgemeinheit, d. h. der Katholizität richtig zu fassen. Hier nun ist der Hauptgedanke der, daß die Kirche, in der sich die christliche Offenbarung sammt dem gesammten Erlösungswerke consequent fortsetzt, zur menschlichen Natur, als solcher, dasselbe Verhältniß habe, welches zu dieser Christus hat; das Verhältniß aber, in welchem die menschliche Natur zu Christus als ihrem Erlöser steht, ist ein wesentliches und nothwendiges; eben darum ist aber auch, und zwar wegen Christus und durch ihn, das Verhältniß der menschlichen Natur zur Kirche, in der Christus durch alle Zeit- und Marc. 16,16.Raumgebiete lebendig hindurchgeht, ein wesentliches und nothwendiges. Darin nun ruhet aber eben auch die Allgemeinheit der Kirche, welche Kirche, in Christus, und durch ihn, für den Menschen als solchen zu allen Zeiten und an allen Orten ist. Wie sich daher Niemand, der sich selbst und seine geistigen Bedürfnisse kennt, von Christus wird lossagen können; eben so wird sich Niemand, dem die eigene Natur nicht unbekannt ist, der Kirche, in der Christus als der Erlöser lebendig ist und wirkt, entziehen wollen. Die menschliche Natur ist überall dieselbe, und es ist diese Dieselbigkeit, auf welcher die Universalität des Christenthums und der Kirche beruhet. Darum hatten auch die Apostel und Jünger den Auftrag erhalten, das Evangelium jeder Creatur,allen Völkern
zu verkünden.
Matth. 28,19.
Diese 1 Kor. 12,14.Universalität muß sich daher in der Kirche selbst auf jede Weise bewähren, und vor Allem in der auf der christlichen Wahrheit ruhenden Gemeinschaft des Lebens. Jeder muß in der Kirche nach seiner Weise und nach seiner Individualität Christus finden können, so fern nämlich diese besondere Weise und diese Individualität auf wirklichen göttlichen Gaben beruhet. Ueber alle Individualitäten hinaus zu seyn, alle unter sich, als ihrem schöpferischen Prinzip, zu begreifen, alle |Sp. 0190| gewähren zu lassen und alle zu befriedigen, das ist eben das Wesen des göttlichen Geistes in der Kirche, in welchem die Gaben ihren Ursprung haben, und durch den sie fortwährend in ihren Aeußerungen und Wirkungen vermittelt werden. Der geistige Leib, welcher die Kirche ist, ist, wie die heilige Schrift sagt, nicht Ein Glied, sondern er besteht aus vielen Gliedern.
Eben darin nun erweist sich die Allgemeinheit, die Universalität der Kirche, daß sie, als die Eine, Allen Alles ist, daß sich ihr Einer Geist in Allen, als der wahre und göttliche durch innere Lebenserfahrung eines Jeden zeigt. Das ist die Einheit in der Vielheit, die Allheit und Allgemeinheit bei der größten Mannichfaltigkeit. Darin aber, durch die reichste Fülle der individuellen Bildungen hindurchzugehen, und überall mit Kraft und Macht als den Einen sich zu berühren, besteht die Tiefe und die Energie des allgemeinen Geistes der Kirche.
Es ist somit der ganze und volle Mensch, es ist die Menschheit als Eine Person, welche die Kirche vor sich hat, und welche sie durch und durch kennt, weil alles Besondere ewig in das Allgemeine aufgenommen und in ihm begriffen ist. Es ist hier von einer solchen Einheit und Besonderheit nicht die Rede, die im logischen Begriffe herrscht, und eben so wenig davon, daß diese Einheit und Allgemeinheit der göttliche, allgemeine, absolute Geist sey, der aus der Summe der individuellen Geister bestünde, sondern wir haben hier, fern von aller parteiischen Vorstellung, eine viel höhere und tiefere kirchliche Einheit vor uns, die weder ein leerer logischer Gedanke, noch ein nach physischen Gesetzen entstandenes Naturgewächs ist. In dieser Einheit oder durch diese, ist jede individuelle menschliche Persönlichkeit in ihrem wahren Wesen erkannt und verstanden, welche Erkenntniß und welches Verständniß neben Anderm auch schon aus dem organischen Zusammenhange hervorgeht, in welchem die Individuen als lebendige Glieder zum Ganzen der Kirche stehen. Es gibt daher keine wahrhaft menschliche Kraft, kein geistiges Vermögen, Streben, Fühlen, Wollen, Verlangen und Sehnen, keine in dem tiefern Wesen der Natur haftende, von ihm ausgehende Bewegung und Richtung, die in der Kirche und von ihr nicht zum Voraus schon nach Inhalt und Umfang, Tiefe und Höhe erkannt, begriffen, verstanden und gewürdigt wäre, und wofür nicht jede wahre, volle Befriedigung in ihr bereit läge. So den ganzen und vollen Menschen, nach den verschiedenen Seiten der Intelligenz, des Gefühls und des Willens, nach allen Strebungen und Richtungen des Geistes, nach dem lichten und dunkeln, göttlichen und ungöttlichen Theile des Herzens erfassend und würdigend, kennt sie zugleich die Arten und Weisen alle, durch welche er von dem Verderben, das ihn ergriffen, geheilt, der wahren geistigen Richtung wieder anheim gegeben, im Ganzen aber göttlich erzogen, gestützt, getröstet, gestärkt und erhoben wird. Dasselbe gilt von dem Irrthume, von dem der Geist befreit werden soll; denn, die volle Wahrheit erkennend, richtet und verurtheilt die Kirche zugleich die Unwahrheit und Lüge, welche die Entstellung der Wahrheit ist, und schlägt hiebei mütterlich alle jene von ihr erkannten Wege ein, die dazu führen, daß die Täuschung gehoben, der Schein entfernt, der Zweifel gelöst und Alles in die unendliche Harmonie der göttlichen Wahrheit wieder hergestellt werde.
Die Katholizität der Kirche ist daher ihre Universalität, welche selbst nur die Universalität des christlichen Geistes nach Erkennen und Leben ist.
(Fortsetzung folgt)
*Frankfurt a. M., in der
Jäger'schen Buch-, Papier- und Landkartenhandlung: Neue Bibliothek der katholischen Kanzelberedsamkeit. Herausgegeben von Dr.
Räß
und Dr.
Beurtheilt von Dr.
J. V. Hoeninghaus
.
Es gibt Erzeugnisse im Gebiete der Literatur, welche schon durch die bloßen Namen ihrer Verfasser oder Herausgeber, als |Sp. 0191| eine genügende Bürgschaft für den Werth ihres Gehaltes, jede besondere Empfehlung fast überflüssig machen. Dahin gehören unbezweifelt die reichen Früchte einer umsichtigen und nutzvollen Thätigkeit, mit welcher seit einer Reihe von Jahren die berühmten Domherren Dr.
Räß
und Dr.
Es geht hieraus zugleich hervor, wie verdienst- und werthvoll eine solche Sammlung von ausgezeichneten Reden aus allen Zeiten und so vielen verschiedenen Sprachen sey, was sich dadurch steigert, daß diese Predigten nach dem Festcyklus des katholischen Kirchenjahres geordnet erscheinen.
Es möchte demnach eine einfache buchhändlerische Anzeige genügt haben, um die Fortsetzung einer Sammlung anzuzeigen, deren gewiß niemand wird entbehren wollen, der die Zweckdienlichkeit der früheren Lieferungen in eigener Erfahrung erprobt hat, wie sie denn als eben so nützlich anerkannt ist für jüngere Kleriker namentlich, zur Aus- und Fortbildung für den so wichtigen Kanzelvortrag, wie für fromme Familien, deren gar viele im katholischen Deutschland sich der vorliegenden Predigten zur häuslichen Erbauung bedienen. Beiden Klassen von Lesern wird auch der vorliegende fünfte Band, enthaltend Predigten bei der |Sp. 0192| Feier der ersten h. Communion, und zwar von
Wanside Legras-Duval
Aber der Gegenstand gewinnt noch einen andern Gesichtspunkt durch die Bestimmung dieser Anzeige für die
Universal Kirchenzeitung
: Denn diese zählt ihre Leser unter allen Confessionen, und es kann daher eine anzeigende Würdigung, die für den einen Theil weniger Bedürfniß ist, zugleich für den andern noch von besonderer Bedeutung seyn, wie sie denn ja überhaupt dazu dienen soll, eine mehr allgemeine gegenseitige Kenntniß und daraus beruhende gerechtere Würdigung zu vermitteln.
Gleichwie nun schon öfter gediegene Predigten von Protestanten mannigfach nützlich für manche katholische Prediger gewesen seyn, und ihnen als gute Muster eines würdevollen und salbungsreichen Kanzelvortrags gedient haben mögen, so dürste es wohl keinem Zweifel unterworfen seyn, daß gar manche Rede aus dieser Bibliothek gleichmäßig protestantischen Predigern dienlich seyn, ihre Literaturkunde in diesem Hauptfache werthvoll bereichern und zugleich bewirken könnte, eine bessere Ansicht von der katholischen Kanzelberedsamkeit durch nähere Bekanntschaft mit derselben zu verbreiten, welche hin und wieder einseitig und ungerecht bloß nach zufälligen, persönlichen Erfahrungen beurtheilt worden ist, zu denen freilich im deutschen Vaterlande hin und wieder, wie eben bei andern Confessionen auch, des betrübenden Anlasses wohl noch Mancher vorhanden seyn mag.
(10) Bei Vandenhoeck und Ruprecht in
Göttingen
ist so eben erschienen:
ACTA HERMESIANA quae compluribus G. Hermesii Libris a Gregorio XVI. S.P. per litteras Apostolicas damnatis ad doctrinam Hermesii hujasque in Germania adversariorum accuratius explieandam et ad pacem inter contrarias partes deo juvante restituendam scripsit
P. J. Elvenich
, Philosophiae Doctor ejusdem in Academia Vratislaviensi Professor P. Q. Gymnasii Leopoldini Vratislaviensis Director.
8. maj. geheftet 1 Rthlr. 6 ggr. od. 2 fl. 15 kr. Dieses Werk erscheint schon jetzt nach 3 Monaten in einer neuen unveränderten Auflage; ein Beweis welcher Aufmerksamkeit dieser hochwichtigen Angelegenheit von Seiten des gelehrten Publikums gewürdigt worden ist.
Wie haben sich die von der Hermesischen Rechtgläubigkeit überzeugten Katholiken in Ansehung des Breve Sr. Heiligkeit
Gregor's XV
I
Dum acerbissimas vom 26. September 1835 zu verhalten? Beantwortet von einem Doktor der Theologie. gr. 8. geh. 6 ggr. od. 27 kr.
Buchhandlung: F.
Varrentrapp