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Offensichtliche Setzerfehler wurden stillschweigend korrigiert. Die Original-Orthographie wurde ansonsten beibehalten.
Inhalt:
Personal-Chronik der
Univ.-K.-Ztg
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Die Juden in Malabar. —
Kirchliche
Nachrichten. Südamerika. Argentina; freundliche Aufnahme der Jesuiten in Buenos-Ayres; Regierungs-Dekret zu ihren Gunsten, Ankunft von Mönchen in Montevideo. Kirchenstaat; Rom: Feier der Epiphanie; Rückreise des Grafen Reisach; Ordensverleihung; Ernennung von Bischöfen; Gesetz über Ehesachen; Bologna; Todesfall. — Belgien. Löwen; Chronik der theol. Studien-Anstalt. — England, Urtheil über die Univ. Oxford, in Betreff des Verurtheilens derselben; Gesellschaften zu religiösen Zwecken in London; Bestrafung eines Buchhändlers. — Rußland; Ehegesetz; Uneinigkeit unter den evang. Geistlichen. Dänemark; Religionszustand unter den Lutheranern in Kopenhagen. Wiborg; Denkmal für den Reformator Tausen. — Deutschland. Breslau; Correspondenzbericht, das Jubiläum des israel. Arztes Dr. Henschel betr.; Anstellung eines israel. Religionslehrers; Berlin; Verwechselung der Mucker; Wien; Uebertritte; Mannheim; anglikan. Gottesdienst. —
Theologische Akademie.
Kathol. Abth. Ueber das Wesen der kathol. Kirche und die Stellung derselben zum Protestantismus und zum Judenthum. Vom Professor Dr. Staudenmeier (Forts.) —
Literatur.
Prot. Abth. Wirksamkeit der englischen Missionäre auf der Insel Malta. Von Dr. Wolff. — Benachrichtigung. —
Anzeigen.
Mitarbeiter
und
Correspondenten
:
36) Franz Ferdinand Fritze, Bischof von Hildesheim und Administrator von Osnabrück.
37) Freiherr von Biedenfeld in Weimar.
38) Consistorialrath Dr. Lücke, Professor an der Universität Göttingen.
39) Professor Dr. Rubino in Marburg.
40) Legationsrath Dr. Scharold in Würzburg.
41) Dr. K. P.
Fischer, Docent an der Universität Tübingen.
(Wird fortgesetzt.)
Schon seit Marco Polo ist das Bestehen einer jüdischen Kolonie in Malabar bekannt. Die ersten genaueren Nachrichten erhielt Europa durch Dr. Buchanan in seinen Christian Researches 1811. Derselbe hatte während des Jahres 1806, wo er sich in Indien aufhielt, der britischen Regierung in Betreff der syrischen Christen in Südindien Mittheilungen gemacht, und die Aufmerksamkeit des damaligen Generalgouverneurs, des Marquis Wellesley, auf die Juden von Malabar gelenkt, worauf dieser Anordnungen traf, um die Nachforschungen Dr. Buchanan's zu fördern. Letzterer begab sich demnach im November 1806 nach Cochin, der Hauptstadt von Malabar, wo er ein ganzes Jahr verweilte, und über die Lage und Geschichte der dortigen Juden vollständige Erkundigungen einzuziehen, Gelegenheit hatte. Aus diesen ging hervor, daß die Juden nicht eigentlich in Cochin wohnen, sondern in einer Stadt ungefähr eine Meile davon entfernt, die Matacherry und Judenstadt genannt wird, und fast ganz von Juden bevölkert ist, die hier zwei ansehnliche Synagogen besitzen. "Es befanden sich unter ihnen," sagt Dr. Buchanan, “sehr einsichtsvolle Männer, die nicht ganz unbewandert in der Geschichte anderer Nationen waren. Auch Juden aus entfernten Theilen Asiens waren hier zu |Sp. 0130| finden, so daß dieser Ort die Hauptquelle der Geschichte des jüdischen Volkes in diesem Theile des Orientes ist. Die hier wohnhaften Juden theilen sich in jerusalemitische oder weiße, und schwarze Juden. Jene haben hier ihren Aufenthalt vorzugsweise; auch die schwarzen Juden haben hier eine Synagoge, allein der größere Theil dieses Stammes bewohnt Städte im Innern der Provinz." Die weißen Juden zeigten ihm eine Erzählung in hebräischer Sprache von ihrer Ankunft in Indien, die ihnen von ihren Vorfahren hinterlassen worden, deßgleichen zwei wohlerhaltene Kupferplatten, in altem Tamel beschrieben, die eine auf beiden Seiten, die andere zu drei Viertheilen. Diese enthielten die ihnen von einem alten Könige von Malabar verliehenen Privilegien. Von diesen Kupfertafeln wird weiter unten die Rede seyn. Dr. Buchanan erfuhr aus diesen schriftlichen Urkunden so wie aus mündlichen Ueberlieferungen, daß die Juden nach der Zerstörung des zweiten Tempels in großer Unzahl nach Indien gekommen und Erlaubniß erhalten, sich in Cranganor
niederzulassen. Die ihnen ertheilten Privilegien waren, Buchanan's Ansichten zufolge, im Jahre der Welt 4250 verliehen worden. Gegen tausend Jahre blieb Cranganor der Wohnsitz dieser Juden, die von 72 Aeltesten beherrscht wurden. Andere Juden sollen ihnen, der mündlichen Sage nach, aus Indien gefolgt seyn und die aus der Plünderung geretteten silbernen Trompeten, auf denen der unaussprechliche Name Gottes geschrieben war, mit sich gebracht haben. Später seyen Juden aus Spanien und andern Orten, die von der glücklichen Lage ihrer Brüder in Indien vernommen, dahin gewandert, bis zuletzt unter ihnen Uneinigkeiten ausgebrochen und einer der jüdischen Häuptlinge einen indischen Fürsten zu Hilfe gerufen, der mit einem großen Heere sie angegriffen, ihre Wohnungen und öffentlichen Gebäude zerstört, sie aus Cranganor vertrieben, einen Theil von ihnen getödtet, und einen andern in die Gefangenschaft geschleppt habe. Die übrigen seyen nach Cochin entflohen, wo sie seitdem, wiewohl unter mancherlei Bedrückungen, ansässig geblieben.
Dr. Buchanan schloß aus der indischen Gesichtsbildung der schwarzen Juden, daß sie viele Jahrhunderte vor den weißen Juden, die jene als eine Kaste von niedriger Art verachteten, nach Indien gekommen seyn müßten. Bei seinen Besuchen in den Städten der schwarzen Juden im Innern des Landes fand er viele Manuskripte in hebräischer Schrift, und eine alte Abschrift des Pentateuch auf einer ledernen Rolle von achtundvierzig Fuß Lange aus zusammengenähten Häuten. Dr. Buchanan gab die Zahl der in Cochin, Malla, Parur und andern Städten ansässigen Juden auf 1529 an. |Sp. 0131| Erst im Jahre 1821 wurde Hr. C. M. Whish, der eine ausgezeichnete Kenntniß der tamulischen Sprache besitzt, auf die obenerwähnten Kupfertafeln aufmerksam gemacht, und theilts der asiatischen Gesellschaft in Madras eine Uebersetzung derselben mit, die das Asiatic Journal in einem seiner neuesten Hefte in Folgendem gibt: “Swasti Sri! der König der Könige hat es befohlen. Als Radscha Sri Bhaskarah Iravah Warma das königliche Zepter über hunderttausend Städte führte, im sechsunddreißigsten Jahre des zweiten Cyklus, ward folgende Urkunde ausgefertigt, während der Fürst in seinem königlichen Paläste von Muyil Kottah verweilte: Von Jussuf Rabba und seinem Volke fordern wir den Tribut der unserer hohen Würde schuldigen Ehrfurcht und Unterthänigkeit, und die gewöhnlichen Geschenke für unsere königliche Person. Dagegen verleihen wir ihnen das Vorrecht, fünf Arten von Namen zu führen, sich der Tagslampen zu bedienen, lange Gewänder zu tragen, sich der Palankine und Payons (Sonnenschirme), kupferner Gefäße, Trommeln und Trompeten zu bedienen, Blumenguirlanden zu tragen und über ihre Straßen zu spannen, und wir haben ihnen gegeben 72 einzelne Häuser, und ihnen alle Steuern und Abgaben dafür erlassen, und auf daß diese Urkunde, durch die sie von allen Gebühren (Zehnten) an die Kirche befreit werden, wie alle Bewohner anderer Städte sie zu entrichten haben, ihnen und ihren leiblichen Nachkommen gesichert bleibe, haben wir sie auf diese Kupfertafeln eingraben lassen. Dieser Vorrechte sollen sie genießen nach diesen fünf Arten der Erbfolge: nämlich Jussuf Rabba selbst und seine Nachkommen, seine männlichen und seine weiblichen Kinder, seine Neffen und die Neffen seiner Töchter; und dieses erblichen Rechtes sollen sie genießen, so lange Erde und Mond besteht: Sri!" — Hierauf folgen die Unterschriften von sechs Zeugen.
Die in dieser Urkunde angegebene Jahreszahl: “das sechsunddreißigste Jahr des zweiten Cyklus", ist nach der früher in Malabar und allen indischen Staaten üblich gewesenen Jahresrechnung, nach dem Cyklus von sechzig Jahren, der im Jahre 75 n. Ch. G. begann. Das sechsunddreißigste Jahr des zweiten Cyklus ist also das Jahr 231 unserer Zeitrechnung.
Von diesen Kupfertafeln und ihrem Inhalte hatten auch die Holländer bereits im Jahre 1663 Kunde, als sie zum Besitze der Stadt gelangten. Ihre damals über die dortigen weißen und schwarzen Juden eingezogenen Erkundigungen geben an, daß letztere die Ankunft ihrer Vorfahren in Indien in das Jahr der Welt 3828 oder 68 n. Ch. Geb. setzen. Die weißen Juden erzählten, daß ihre schwarzen Brüder zahlreicher wurden, als sie selbst, und im fünften Jahrhundert sey zwischen ihnen ein Krieg ausgebrochen, durch den der König des Landes sich veranlaßt gefunden habe, mit gewaffneter Hand einzuschreiten. Hierauf habe er die Schwarzen bezwungen, und seitdem sey zwischen beiden Theilen keine Gemeinschaft mehr bestanden. Im Jahre 4130 seyen 70 bis 80,000 Juden von Majorca nach Indien gekommen; die ersten spanischen Juden aber im Jahre 5272 in Cochin angelangt; also kurze Zeit nachdem Albuquerque sich der Stadt bemächtigt hatte. Im Jahre 1584 waren nach van Lingschoten's “Itinerarium” die Juden von Cochin nicht nur angesehene Kaufleute, sondern auch Mitglieder des hohen königlichen Gerichtshofes zu Cochin. Damals, im Jahre 1686, waren nach eigener Aussage der dortigen Juden, nur noch zwei Geschlechter von der ursprünglich eingewanderten Generation übrig, die von Joseph Assar, dem letzten und 72sten jüdischen König von Cranganor abstammen sollen. Nach der Ankunft der Portugiesen in Indien wurden sie, nach denselben Berichten, so grausam verfolgt, daß sie Cranganor verließen, und nach Cochin
flohen, wo ihnen der König einiges Land am Ufer des Flusses anwies, um dort ihre Wohnungen und Synagogen zu bauen. Im Jahre 1770 befanden sich noch 40 Familien weißer Juden in Cochin, und die schwarzen Juden, die im Jahre 1772 in's Innere des Landes zerstreut wurden, zählten 1272 Familien. "Diese waren, sagen die holländischen `Notiçias," Abkömmlinge jener alten Juden, die zuerst ankamen und unter den Eingebornen oder ihren Sklaven Proselyten machten, während die weißen Juden von jenen abstammten, die in spätern Zeiten nach Indien kamen."
|Sp. 0132| Das von einem unserer Mitarbeiter, Herrn Rabbiner S. W. Rosenfeld in Bamberg herausgegebene “Füllhorn”, dem wir vorstehenden Bericht verdanken, enthält in seinen, bedauerlich seit Neujahr vorläufig geschlossenen Heften, ähnliche Darstellungen über andere ferne Länder, woraus wir von Zeit zu Zeit unserem ausgedehnteren Lesekreise weitere Mittheilungen zuführen werden, die gewiß nicht bloß für unsere israelitischen Leser interessant sind.
Südamerika
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Argentina
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† Buenos
Ayres, den 13. August 1836. Ich habe das Vergnügen Ihnen zu berichten, daß sechs Jesuiten in unserer Stadt angelangt, und mit der größten Herzlichkeit und Anhänglichkeit aufgenommen worden sind. Diese würdigen Söhne des h. Ignatius haben als Glieder der Gesellschaft Jesu, welche in der ganzen Christenheit, so wie in der ganzen literarischen Welt berühmt ist, unter uns vielen Anklang gefunden. Ihr Aufenthalt in unserer Stadt wird zweifelsohne neue und eifrige Arbeiter für den Dienst des Evangeliums erwecken, und die Zahl der Diener des Altares vermehren: was von der größten Wichtigkeit für unsere ganze Bevölkerung ist, die in der gesunden und heilsamen Lehre unserer heiligen römisch katholischen Religion erzogen ist, deren getreuer Sohn, und entschlossener Beschützer in der Ausübung ihrer hohen und erhabenen Funktionen, unsere Regierung zu seyn, stolz ist. Die sechs obengenannten Ordensgeistlichen empfehlen sich noch besonders durch ihre Persönlichkeit durch ihre Tugenden, ihre Gelehrsamkeit und ihren frommen Seeleneifer, und wir freuen uns um desto mehr, sie in unserer Mitte zu besitzen.
Es heißt, an der mittäglichen Gränze unseres Landes wolle ein ganzer Völkerstamm sich unter die Leitung der Jesuiten begeben, so daß dadurch 8000 Seelen eingeborner und verbündete Indianer dem Christenthum gewonnen würden.
(Voce della verita.)
† den 26. August 1836. Unter dem Heutigen ist dahier folgendes Regierungs-Dekret publizirt worden:
Da aus Europa sechs Ordensgeistliche der Gesellschaft Jesu in dieser Stadt angekommen und von den Behörden sowohl, als dieser ganzen katholischen Bevölkerung mit allgemeinem Beifall aufgenommen worden sind; da dieselben das Verlangen ausgedrückt haben, den Bewohnern dieser Provinz in allen jenen Functionen ihres Instituts sich nützlich zu erzeigen, die zu deren Wohlfahrt nothwendig erachtet würden; und in Betracht, daß der Augenblick gekommen sey, sich der Wiederherstellung der erwähnten Gesellschaft günstig zu erzeigen, die bei allen unseren Bewohnern in so großer Achtung steht, ob der außerordentlichen Dienste, welche sie ehedem der Religion und dem Staate in all' den Völkerschaften geleistet hat, welche gegenwärtig die argentinische Republik bilden: in Betracht alles dessen, und um die Ausführung dieses hochwichtigen Vorhabens zu erleichtern, so hat die Regierung, von der ihr anvertrauten obersten Gewalt Gebrauch machend genehmigt und verordnet, wie folgt:
Art. 1. Die obenerwähnten sechs Ordensgeistlichen der Gesellschaft Jesu werden, so lange sie in dieser Stadt sich aufhalten, ihre Wohnung in dem alten Collegium nehmen, welches die Gesellschaft schon vor ihrer Vertreibung inne hatte; es werde ihnen zu diesem Ende die Schlüssel desjenigen Theils des Hauses übergeben werden, der auch jetzt noch den Namen Collegium führt, damit sie daselbst nach ihrer Regel in Gemeinschaft leben und auch alle jene Glieder derselben Gesellschaft daselbst aufnehmen können, die etwa noch in Zukunft aus Europa kommen werden, um hier unter uns zu wirken; sie werden ihre Hörsäle für die Studien öffnen, welche die Regierung ihrer Leitung anzuvertrauen Sorge tragen wird: und sollte es alsdann für nöthig erachtet werden, so wird man auch ihre Wohnung noch vergrößern durch die Uebergabe des anderen Theiles des Hauses.
Art. 2. Dieser Beschluß soll dem Hochwürdigsten Herrn Bischof dieser Diözese und den andern dabei betheiltgten Perso- |Sp. 0133| nen mitgetheilt, sodann öffentlich bekannt gemacht, und in die Register der Regierung eingetragen werden. Rosa, General-Offizial der Regierung. Augustin
Garrigo.
(Gaceta de Buenos Ayres)
— den 23. Oktober. In Montevideo sind drei Franziskaner, zwei Carmeliter und zwei Mönche vom Orden des heil. Johannes von Gott, aus Cadiz angekommen, vermuthlich, um sich hieher zu begeben, wo General Rosas die Jesuiten sehr gut aufgenommen hat.
(Courier.)
Kirchenstaat
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† Rom, den 9. Januar. Am Vorabende des Festes der Epiphanie wurde in der Kirche des Vatikans die erste Vesper gehalten, welcher der heilige Vater nebst den Kardinälen und Prälaten beiwohnte. Am folgenden Morgen verkündete der Donner der Kanonen von der Engelsburg das Fest. Der Papst wohnte dem Hochamt in der sixtinischen Kapelle, abgehalten von dem Kardinal Gregorio, Bischof von Frascati, in Pontificalibus bei, mit der Tiare auf dem Haupte. Nach dem Evangelium hielt der Pater Zorino Secchi-Muror die Festrede in lateinischer Sprache.
(L'Univers)
— den 14. Januar. Der Graf von Reisach, Bischof von Eichstädt, wird uns nächstens verlassen, um die ihm anvertraute Diözese anzutreten. Dieser Prälat hat sich durch seine Kenntnisse und Betragen allgemeine Achtung erworben. Das Kollegium der Propaganda Fidei, dessen Rektor er bisher gewesen, besaß in ihm einen vortrefflichen Lehrer. — Der französische Pair Graf Montalembert, befindet sich mit seiner Gattinn hier, so wie der bekannte Lacordaire. Letzterer beschäftigt sich mit einer Schrift gegen das letzte Werk von Lamennais, les affaires de Rome, welches übrigens hier sehr wenig Aufsehen gemacht hat.
(Allg. Ztg.)
— Unter den im Consistorium vom 21. Nov. ernannten Bischöfen befinden sich Joseph Georg de
Torres y Estanz
für das neu errichtete Bisthum Pamplona in Neugranada in Südamerika; Stanislaus Kostka Choromonski für das Erzbisthum Warschau, Walentin Tamaszowski für Wladislaw; Paul Straszynski aus Lublin für Augustow; Anton Ignaz Demeter für das Erzbisthum Freiburg; Peter Richarz für Augsburg; Luigi Sanvitale für Piacenza; Pietro Zanardi für Guastalla, und Franz Arnold Melcher aus Münster für Hebron, In part. infidel.
— Herr Dr. Alertz
von Aachen, dem es gelungen, S. päpstl. Heiligkeit völlig wieder herzustellen, hat unter vielen andern Auszeichnungen auch den Gregorius-Orden erhalten. Seine Rückkehr nach Deutschland wird noch durch einige hohe Patienten, die seine Hilfe in Anspruch nehmen, verzögert; zu dieser gehören der in Rom verweilende Prinz Heinrich von Preußen
und der alte Kardinal Fesch, Napoleon's Oheim.
(D. Bl.)
— vom 15. Dezember. Ein päpstliches Breve an den Prodatario Kardinal Pacca, verordnet, daß in Zukunft bei Heirathen zwischen Verwandten, wobei eine päpstliche Licenz erforderlich ist, diese durch die Bischöfe direkt von der Dataria zu verlangen ist. Die Bewilligung von solchen Gesuchen kann nur erfolgen, wenn die triftigsten Gründe, die Zeugnisse und Beweise von den Bischöfen selbst eingeschickt werden. Dadurch werden die bisherigen sogenannten Commissarien überflüssig, und die Erlaubniß zu solchen Ehen wird nur in außerordentlichen Fällen ertheilt werden. Dieses Breve ist bereits gedruckt, aber noch nicht veröffentlicht und dürfte wohl erst bekannt werden, wenn alle Bischöfe der katholischen Christenheit zugleich durch ein Rundschreiben die näheren Instruktionen erhalten.
(Allg. Ztg.)
— Am 22. Dezember wurde das Denkmal, welches der regierende Papst zum Andenken Leo's XII. hat errichten lassen, in der Kirche des Vatikans enthüllt. Der heil. Vater ist in dem Augenblicke dargestellt, wo er das Jubiläum eröffnet und dem versammelten Volke vor der Peterskirche den apostolischen Segen ertheilt. Er ist mit den päpstlichen Insignien bekleidet, hat die dreifache Krone auf dem Haupte und die Hand erhoben. Vier Kardinäle umgeben seinen Sitz: Pacca, Zurla, Odescalchi und Capellari. Letzterer — jetzt Gregor XVI. — hat eine solche Stellung, welche die ihm bevorstehende Erhebung zum |Sp. 0134| Voraus ahnen läßt. Der Charakter der Figuren zeichnet sich durch Großartigkeit, aus und die ganze Gruppe macht einen schönen Effect.
(Ami de la Religion)
† Bologna, den 3. Januar. Gestern starb hier der berühmte Doctor I. B. Grilli-Rossi, Professor an der hiesigen Universität. Glaube und Frömmigkeit, von denen er in Worten und Schriften so viele Beweise abgelegt, verließen ihn bis zum Augenblick des Todes nicht.
(Univers)
Belgien
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† Löwen. Hier ist ein Jahrbuch für die hiesige katholische Universität, für 1837, herausgekommen. Es zerfällt in drei Abtheilungen, Die erste enthält das Personale der Universität. Woran stehen die Namen der 6 belgischen Prälaten, darauf folgen die der sämmtlichen Professoren. Die theologische Facultät zählt deren 6, nämlich die Herren de Ram, Rector, Lehrer des Kirchensrechts, Thiele der Dogmatik, Verkest der Moral, Wouters der Kirchengeschichte, Beelen der heil. Schrift und orientalischen Sprachen, und Verhoeven, des kanonischen Rechts. Herr Werkest ist Präsident des theologischen Collegiums zum heil. Geist Herr Verhöven Direktor; 7 Studenten der Theologie wurden zu Baccalauren befördert. — Die zweite Abtheilung umfaßt die Vorschriften für die innere Verwaltung der Universität. Wir wollen nur des Reglements für das theologische Collegium erwähnen. Es scheint ganz so abgefaßt zu seyn, um Ordnung und Regelmäßigkeit unter den jungen Leuten zu befördern. Sie sollen jährlich einmal sich zu geistlichen Uebungen zurückziehen, sich in den kirchlichen Gebräuchen ausbilden, fleißig beten und meditiren, so wie die Vorlesungen besuchen. Samstags werden die theologischen Disputationen gehalten. Uebrigens sollen die Studenten theologische Ausarbeitungen nach bestimmten Aufgaben machen, wobei soviel als möglich die scholastische Form zu beobachten ist. In der dritten Abtheilung findet man Gesetze und Vorschriften über den höhern Unterricht, über die Prüfungs-Jury u. s. w. Ein Kupferstich stellt das Universitätsgebaude, die Hallen genannt, dar.
(Ami de la Religion)
England
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London, den 4. Januar. Der Attorney-General und andere Juristen haben kürzlich das Gutachten abgegeben, daß der Beschluß der Oxforder Theologen, dem k. Professor der Theologie, Dr. Hampden, das Recht der Theilnahme an den Untersuchungen über ketzerische Lehren und an der Ernennung auserlesener Prediger zu entziehen, gesetzwidrig sey. Jener Beschluß hat bekanntlich keinen andern Grund, als daß Dr. Hampden
der Reform huldigt; Anlaß genug für die ultrahochkirchlichen Oxforder, denselben des Sozinianismus und anderer erschrecklichen Ketzereien zu bezüchtigen. — Der Erzbischof von Dublin, ebenfalls eine der Ausnahmen von den hochkirchlichen Geistlichen, indem auch er der Reform anhängt, deßwegen aber vielfach von den Zeloten angebellt wird, hat in einem Schreiben an einen andern Geistlichen die Ansicht ausgedrückt, daß die Hochkirche, nicht bloß als dotirte Staats-Anstalt, sondern auch überhaupt als Gesellschaft, nicht länger bestehen könne, ohne eine geordnete Regierung. Der hochwürdige Erzbischof meint hier wohl eine, die Bischöfe, welche bis jetzt abgesondert ihre Sprengel regieren, zu Einem Systeme einigende, Synodal-Verfassung.
(Schwäb. Merk.)
† 13. Januar. Der General-Procurator Dr. Lushington und Dr. Hull haben das richterliche Gutachten abgegeben, daß die Universität Oxford ihren Freibrief verwirkt habe, weil sie den königl. Professor der Theologie, Dr. Hampden, wegen angeblicher Neologie in den Kirchenlehren in einigen seiner Functionen suspendirt hat.
(Morning Chronicle.)
— Laut eines ausführlichen Berichtes in der unten bemerkten Zeitschrift bestehen zu London hauptsächlich folgende 28 christliche menschenfreundliche Anstalten: die Gesellschaft zur Beförderung christlicher Erkenntniß, welche eine außerordentlich große Anzahl von Exemplaren h. Schrift, Erbauungsbüchern und Traktaten verbreitet, — die Wesley-Methodisten-Missionsgesellschaft, welche mit einem Aufwande von mehr, als 700,000 Gulden in allen Erdtheilen Missionare unterhält, — die kirchliche Missionsgesellschaft, von welcher auch zu Islington ein Mis- |Sp. 0135| sionsinstitut gegründet worden, — die Gebetbuch- und Predigt-Gesellschaft, welche es sich zur Aufgabe macht, das englische Kirchen-Gebetbuch und einzelne Predigten in Form von Traktaten in verschiedenen Sprachen, besonders auf den Schiffen, zu verbreiten, — die brittische und auswärtige Bibelgesellschaft, welche seit ihrer Gründung beinahe 10 Millionen Exemplare der heiligen Schrift ausgegeben hat, — die religiöse Traktatgesellschaft, welche seit beinahe 38 Jahren besteht, — die irländische Gesellschaft von London, deren Zweck es ist, hauptsächlich durch Bibelaustheilung und Gründung von Armenschulen das reine Christenthum in Irland zu verbreiten, — die Missionsgesellschaft für die Stadt London, deren 20 Missionare in den entlegensten Revieren der Stadt Leuten mit geistlichem Zuspruchs dienen, welche keine Kirche zu besuchen pflegen, — die anglikanisch-kirchliche Gesellschaft, im Jahr 1834 gegründet, um durch Verbreitung von Traktaten die Kirche gegen die ihr drohenden Gefahren zu beschützen, — die Londoner Gesellschaft zur Verbreitung des Christenthums unter den Juden, welche seit 28 Jahren wirkt und gegenwärtig in Jerusalem eine Kirche bauen läßt, in welcher der englische Gottesdienst in hebräischer Sprache regelmäßig gehalten werden soll, — die Gesellschaft für christlichen Unterricht, welche ihre Nothwendigkeit durch die Bemerkung darthut, sie befinde sich in Mitte einer Bevölkerung von 500,000 Sabbathschändern, 100,000 Brantweinsäufern, eben so vielen offenbaren Sklaven der Unzucht und Sünde, und 30,000 gewerbsmäßigen Dieben, — die Gesellschaft zur Unterstützung der Pfarrer der anglikanischen Kirche, welche im Jahr 1836 gestiftet worden, um den Pfarrern der Landeskirchen auf ihre Bitte hin Geistliche- und Laiengehilfen zu senden, — die brittische und auswärtige Schulgesellschaft, welche aus Christen verschiedener Bekenntnisse besteht und es sich zur Aufgabe macht, christliche Schulen in verschiedenen Gegenden der Erde zu gründen, — die See- und Militärbibelgesellschaft, welche bereits seit 56 Jahren besteht, also längst vor der allgemeinen gegründet wurde, — die indische Mission der schottischen Kirche, welche Missionen und Schulen in Calcutta, Madras und Bombay unterhält, — der protestantische Verein, dessen Zweck ist, die englische Landeskirche zu beschirmen und zu erhalten, namentlich sie gegen Eingriffe von katholischer Seite zu verwahren, — die Distriktbesuchs-Gesellschaft, welche es sich, zur Aufgabe macht, in London und der Umgegend die Armen zu besuchen und sie hauptsächlich in Krankheitsfällen mit Arzneimitteln zu unterstützen, — die Schulgesellschaft für Neuseeland und das brittische Nordamerika, welche 38 Schulen unterhält, mit welchen Leihbibliotheken in Verbindung stehen, — der Sonntagsschulverein, welcher in London allein 551 Schulen errichtet hat, — die brittische und auswärtige Mäßigkeitsgesellschaft, welcher sich 118 andere Vereine für gleichen Zweck angeschlossen, — die Londoner Stadt-Mission, deren 40 besoldete Sendboten sich Besuche, besonders bei Kranken, Halten von Versammlungen auf freien Plätzen und in Häusern, Ausleihen von Bibeln und Schulunterricht angelegen seyn lassen, — die Trinitarische Bibelgesellschaft, deren Mitglieder sich zum Glauben an die Dreieinigkeitslehre bekennen müssen, — die irländische Gesellschaft von London, welche durch Prediger und Schullehrer, die sich der irländischen Sprache bedienen, die Verbreitung christlicher Erkenntniß in Irland befördert, — die europäische Missionsgesellschaft, welche in verschiedenen Ländern 16 Agenten unterhält, — die Rettungsgesellschaft für verunglückte Seeleute, mit welcher zwei andere: die Herberganstalt für unglückliche Seeleute und die Gesellschaft für das Haus der Seeleute verwandt sind, — die Londoner Missionsgesellschaft, welche auf 272 Stationen 111 Missionare, 223 Hilfs-Missionare, 450 Schullehrer und Gehilfen unterhält, — die Hausmissionsgesellschaft, welche in verschiedenen Bezirken 80 Agenten unterhält, — und die Reformationsgesellschaft, deren Zweck ist, dem Katholizismus entgegen zu wirken, und die Grundsätze der reinen evangelischen Lehre durch Ausbreitung hierauf bezüglicher Traktate zu verbreiten.
(Der Christenbote.)
— Der Gerichtshof der Kingsbench hat einen Buchhändler, Stockdale, wegen Verlages von schlüpfrigen Schriften und Bildern zu halbjährigem Gefängnisse und zur Stellung einer Bürgschaft von 100 Pf. Sterl. für die nächsten 3 Jahre verurtheil.
(D. BI.)
Rußland
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Einer neuern kaiserl. Verfügung zufolge, sollen zwar die Sachen wegen Polygamie und Bestimmung der Strafe für dieselbe |Sp. 0136| nach den Kirchen-Gesetzen, nach wie vor, der Jurisdiktion der geistl. Behörden unterliegen; aber nach Beendigung des geistl. Gerichts über den eines solchen Verbrechens Schuldigen muß der Synod ungesäumt und nach der festgesetzten Ordnung eine Kopie des Urtheils dem dirigirenden Senat mittheilen, damit der Verbrecher für die durch die Eingehung mehr, als einer Ehe begangene Betrügerei dem Gerichte, nach den weltlichen Kriminalgesetzen, übergeben werde. Die geistliche Strafe, welche für die Polygamie bestimmt ist, muß an dem Ort, wohin der Verbrecher nach dem Urtheile des Kriminalgesetzes verwiesen wird, an ihm vollzogen werden. Das Schicksal der aus solchen ungesetzlichen Ehen hervorgegangenen Kinder darf, nach Befinden der Umstände der kais. Gnade anheimgestellt werden.
(Allg. Staats-Ztg.)
— Als die im August v. J. in der Stadt Wolk abgehaltene Provinzial-Synode der liefländischen evangel. Geistlichen von einem älteren rationalistischen Geistlichen mit einer Predigt aus der Schule der Kritischen Predigerbibliothek eröffnet worden war, erhoben sich unter 49 Anwesenden 38 dagegen mit dem Protest, daß diese Predigt nicht als Ausdruck der Gesinnung der versammelten Geistlichen angesehen werden dürfe, und bestanden darauf, daß am Schlüsse der Synode in derselben Kirche eine zweite Synodalpredigt von einem andern Geistlichen gehalten würde, der geeigneter sey, die Synode zu repräsentiren und im Sinne ihres Glaubens zu sprechen, was denn auch einige Tage darauf von dem Prediger und Professor der praktischen Theologie Dr. Ulmann aus Dorpat geschah.
(Evang. K-Ztg.)
Dänemark
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Kopenhagen, den 13. November. Der folgende Artikel ist einer protestantischen Zeitschrift entnommen: Es war mit ziemlicher Gewißheit vorauszusehen, daß die freiere Richtung der Ideen in politischen Dingen, die seit einigen Jahren in Dänemark und besonders in Kopenhagen so große Fortschritte gemacht hat, sich bald auch auf die religiösen und kirchlichen Zustände ausdehnen werde. Dieß ist auch unläugbar der Fall, und selbst in den gewöhnlichen Journalen macht sich diese Richtung bemerklich. Auch hier thut sich die "Kjöbenhavnspost" hervor, welche ganz kürzlich "über die Religiosität der Kopenhagener" einen Aufsatz lieferte, der auf jeden Fall Aufmerksamkeit verdient. Es war darin dargestellt, wie die höheren Klassen, Beamte und Kaufleute, in religiöser Rücksicht einem fast vollkommenen Indifferentismus huldigen, größtentheils als Folge philosophischer Systeme oder moderner Aufklärung überhaupt; der mittlere Bürger- und Handwerksstand zeichne sich durch eine gefährliche Unsicherheit in seinen religiösen Ansichten, nicht selten mit einem starken Zusätze von Indifferentismus; die gemeine Volksklasse endlich durch Unglauben oder Aberglauben, zugleich aber durch eine tief eingerissene Immoralität aus. Als Beleg zu der letztem Behauptung wird angeführt, daß es bei diesen niedern Ständen eine ganz gewöhnliche Sitte sey, “sich eine Frau monatweise zu miethen," was der gemeine Mann “eine polnische Ehe" oder “auf polnisch leben" nenne. Nach der Trennung blieben dann die Kinder bei der Mutter, oder fielen dem Armenwesen zur Last. Der Verfasser tadelt nun auch die Regierung, daß sie diesem Wesen mit großer Gleichgiltigkeit zusehe; aber statt, wie so häufig geschieht, die wirksamen Mittel gegen Irreligiosität und Unsittlichkeit in einer orthodoxem Lehre und in Stärkung der alten kirchlichen Bande zu suchen, schlägt er im Gegentheile als die besten Mittel vor, in Schulen und Kirchen eine mehr rationalistische Ansicht herrschend zu machen und zu befördern. “Es ist ein Kampf", sagt er, “zwischen den Forderungen des Glaubens der positiven Religion und dem Skeptizismus, der aus der erhöhten Verstandesbildung hervorgeht. Dieser Kampf bildet die Uebergangsperiode, in welcher wir leben, nicht bloß in der politischen, sondern auch in der kirchlichen Welt. Wie nun unsere Staatseinrichtungen einer Vervollkommnung entgegen gehen, so auch die Religion, welche fortwährend von menschlichen Zusätzen gereinigt werden muß. Eine solche Veränderung der Formen und Ausdrucksweisen im Christenthume steht bevor, aber das Menschengeschlecht scheint noch nicht genug dazu vorbereitet zu seyn. Daher die jetzige Unsicherheit im religiösen Bewußtseyn, welche währen wird, so lange die Uebergangsperiode dauert; aber so gewiß die Vorsehung die Entwickelung des menschlichen Geschlechts leitet, so gewiß wird auch die Zeit kommen, wo sich die einander bekämpfenden Meinungen |Sp. 0137| in Einklang und Klarheit auflösen." Die Regierung, meint der Verfasser, könne und dürfe einer solchen Reform keine Hindernisse in den Weg legen, vielmehr müsse sie solche beförden durch Einführung neuer religiöser Lehrbücher in den Schulen, und dadurch, daß man überhaupt die Religion mit der Civilisation in Einklang bringe. Luther's Katechismus und Balle's Lehrbuch, die, einzigen autorisirten Religionsbücher für die dänischen Bürger- und Volksschulen, seyen keine Bücher mehr für unsere Zeit. Gegen die Behauptung, daß die Wahrheit für den gemeinen Mann gefährlich sey, vertheidigt sich der Verfasser mit Luther, der kein Bedenken getragen habe, Sätze anzugreifen, die Jahrhunderte für sich hatten; "und wir sollen jetzt, dreihundert Jahre nach ihm, im neunzehnten Jahrhunderte, uns fürchten, dem gemeinen Manne zu erzählen, daß es keinen Teufel gibt!"
(Sion)
Wiborg, den 15. Nov. Bei Gelegenheit des Reformations-Jubiläums wurde ein dem Reformator Hans Taufen errichtetes, von dem Bildhauer Freund aus Sandstein gearbeitetes Denkmal enthüllt.
(Kunst-Blatt)
Deutschland
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* Breslau, den 16. Januar. Am 3. d. wurde hier das fünfzigjährige Doktorjubiläum des Seniors der Breslauer Aerzte, Dr. Henschel sen. mit allgemeiner und lebendiger Theilnahme gefeiert. Da der Jubilar jüdischen Glaubens ist, und kein Staatsamt bekleidet, so galten hier alle Beweise von Achtung und Liebe nur dem wirklichen Verdienste, dem edlen Menschen und menschenfreundlichen Arzte, der in den Jahren seiner schönsten Kraft den armen Christen ebenso uneigennützig und liebevoll beistand, als seinen eigenen Glaubensgenossen, und der noch jetzt im ehrenvollen Greisenalter in seinem Berufe thätig ist, und von vielen christlichen Familien als Wohlthäter und Helfer gepriesen wird. Je seltener solche Beispiele sind, um desto mehr verdienen sie öffentliche Erwähnung. Unter den vielen zur Verherrlichung dieser Feierlichkeit erschienenen Schriften, welche größtentheils wohl nur den Aerzten näher bekannt werden dürften, verdient eine, welche mit entschiedenem Beifalle aufgenommen wurde, allgemeiner verbreitet und beachtet zu werden. Es ist die von dem Sohne des Jubilars, Prof. Dr. Henschel, mit großem Fleiße und vieler Gelehrsamkeit gearbeitete Geschichte der Medizin in Schlesien, (unter dem bescheidenen Titel: Zur Geschichte der Medizin in Schlesien. 1s Heft. Verlag von Aderholz), auf welche wir vorzüglich um deswillen hier aufmerksam machen, weil in ihr ein im Ganzen sehr lobenswürdiger religiöser Geist weht, und sie einen neuen und schönen Beleg liefert, wie im Christenthum alle Weisheit und Kunst sich concentrirt, und wie in jedem Lande, wo das Christenthum eingeführt wurde, vom Anbeginn an, wie im Allgemeinen alle wahre Bildung und Wissenschaft, so insbesondere auch die Arzneikunde vom geistlichen Stande geweckt genährt und gefördert wurde. Was in dieser Schrift zunächst von Schlesien gesagt wird, dürfte gewiß in ähnlicher Weise von den meisten andern christlichen Ländern gelten; auch war es dem Hrn. Verf. eben so sehr um die Anknüpfung des Schlesischen an die Gesammtgeschichte, als um das Schlesische für sich, zu thun, da alle wissenschaftliche Geschichte nichts ist als gelehrtes Spreusammeln und leidiges Stoppelwerk, wenn sie nicht aus dem dargestellten innigsten Zusammenhange alles Geschehenen in Kirche und Staat, in Kunst und Wissenschaft, im weltgeschichtlichen und nationalen Leben gemeinsam hervorgeht. In Schlesien begann, wie in vielen andern Ländern, das geistige Leben, und mit ihm Kunst und Wissenschaft erst, nachdem hier das Christenthum, diese unerschütterliche Grundlage aller wahren Bildung, im Jahre 966 eingeführt worden war; und in den nächstfolgenden Jahrhunderten haben wir Schlesiens Aerzte wahrscheinlich nur unter den höheren Geistlichen zu suchen, denn im Laienstande dürften in jenen Zeiten namhafte Aerzte nicht zu finden seyn. Mit dieser sehr wahrscheinlichen und nahe liegenden Vermuthung, daß bei der Kirche die Wurzel der vaterländischen ärztlichen Bestrebungen zu suchen sey, beginnt die Geschichte der Medizin in Schlesien. Ist sie aber, wie kaum zu zweifeln, nicht unbegründet, so sehen wir hier dieselbe Erscheinung, die durch das ganze Mittelalter, ja durch die ganze Welt- und Geistergeschichte geht, daß nämlich jede geistige, und insbesondere auch jede medizinisch-geschichtliche Entwickelung durch die Diener der Kirche begonnen wird, und aus dem Mysterium der Religion sich hervor |Sp. 0138| bildet, so wie sie stets in das Gebiet des Glaubens zurückkehrt.
— Daß im Verlaufe dieses belobten Geschichts-Werkes einzelne Aeußerungen vorkommen, welche der wohlunterrichtete Katholik nicht unterschreiben kann, darf nicht befremden, wenn man bemerkt, daß der Verfasser kein Theologe und evangelisch-lutherischen Glaubens ist. Jedenfalls ist es aber eine erfreuliche Erscheinung, daß in unsern Tagen ein Arzt seyn, der Religion so günstiges selbstständiges Urtheil, auf gründliche Gelehrsamkeit gestützt, freimüthig ausspricht, und ausdrücklich verlangt, daß jeder Arzt den religiösen Glauben zu seinem treuen Begleiter erwähle. Muß man doch oft genug die traurige Erfahrung machen, daß viele Aerzte, fern vom Glauben, fern von höherer Ansicht des menschlichen Lebens, den Menschen nur als ein Maschinenwerk betrachten, das dem Thiere gleich im Tode seine gänzliche Vernichtung finde! —
— Als ein Beispiel fortschreitender Humanität verdient angeführt zu werden, was kürzlich die "Breslauer Zeitung" gemeldet hat, daß nämlich für die auf den vier Gymnasien in Breslau befindlichen Schüler mosaischen Glaubens, deren Zahl sich auf 150 beläuft, ein eigener jüdischer Religionslehrer angestellt werden soll, der die empfindliche Lücke, die bisher allerdings in dem Unterrichte der meisten Judenkinder bestanden hat, auf eine angemessene und von den Schulbehörden beaufsichtigte Weise ausfüllen soll. Es scheint überhaupt, als ob in dieser Provinzial-Hauptstadt ein humaner Sinn immer erfreulicher Fortschritte mache, denn täglich hört man von neuen, wahrhaft christlichen Annäherungen der verschiedenen Confessionen, die sich dort noch zu Anfang dieses Jahrhunderts in der schroffsten Weise einander gegenüber standen.
(Pr. St.-Ztg.)
Berlin, den 19. Jan. Die bevorstehende Verurtheilung der Mucker, von welcher deutsche Blätter meldeten, beruht auf einer irrthümlichen Verwechselung mit einer hier entdeckten unsittlichen Gesellschaft, deren Urtheil längst gefällt wurde und ziemlich hart ausgefallen ist, obgleich sich darunter mehrere angesehene Männer befinden. Was die Mucker betrifft, so ist gleich vom Beginn eine Criminal-Untersuchung nur gegen die Prediger eingeleitet worden; um jedoch bei der Menge darin verwickelter Personen von Rang und Familie das Aergerniß nicht größer zu machen, ist auch diese niedergeschlagen und die Prediger nur ihres Amts entsetzt worden.
(Pr. St.-Ztg.)
Wien, den 1. Dezember. Am 31. Juli d. J. hatte in der hiesigen päpstlichen Nuntiaturkapelle eine erbauliche und rührende Feierlichkeit statt. Herr Hauptmann Ludwig de L'or, aus Berlin gebürtig, gewesener Lehrer an der k. sächs. Militärakademie, und Dr. Carl Wilhelm Bünger, Collegialprediger aus Dresden, zuletzt in Bautzen als Hilfspastor angestellt, ein beliebter protestantischer Kanzelredner, legten in die Hände Sr. Eminenz des Kardinals Ostini, Apost. Nuntius, das kath. Glaubensbekenntnis, oder das Juramentum professionis fidei nach röm. Art und Weise ab. Der als Schriftsteller berühmte Priester Anton Passy hielt bei dieser Gelegenheit als Lehrer der beiden Convertiten eine Anrede in französischer Sprache, die er, obschon ein geborner Wiener, mit seltener Geläufigkeit spricht und schreibt. Er verbreitete sich über die Fügungen der göttlichen Vorsehung, wie diese in dem Leben Beider sich offenbarte. Ergreifend war seine Auseinandersetzung des Einflusses der Lectüre und der Presse auf die religiösen Ueberzeugungen der Zeitgenossen, dann des Verhältnisses der Philosophie zur Wissenschaft von der Kirche. — Fürst Metternicht ließ sich als Pathe bei der Firmung de L'or von einem Mitgliede der Staatskanzlei repräsentiren, Graf Bombelles, Aja der Söhne des Erzherzogs Franz, erschienen als Zeuge. Dr. Bünger soll, dem Vernehmen nach, seine Biographie schreiben, und katholische Theologie studiren.
(Ch.)
Mannheim, 1. Januar. Die sich hier aufhaltenden Engländer halten an Sonn- und Festtagen in dem schönen und geräumigen Lyceumssaale durch einen eigenen englischen Geistlichen ihren Gottesdienst, dessen Ritus sehr viel Aehnlichkeit mit den durch die preußische Agende vorgeschriebenen Ceremonien hat. Der Zugang ist Niemanden untersagt, und es ist die hohe Andacht nicht zu verkennen, mit welcher diese Mitglieder der anglikanischen Kirche ihrem Gottesdienste anwohnen.
(Allg. K. Z.)
* Ueber das Wesen der katholischen Kirche und die Stellung derselben zum Protestantismus und zum Judenthum.
Von Dr.
F. A. Staudenmaier
. Professor an der kathol. theol. Facultät der Universität Gießen.
(Fortsetzung.)
Fragen wir nun, wie es sich bei einer etwaigen Verständigung der katholischen Kirche mit der protestantischen, in Absicht auf die Grundlage verhalte, so kann sich die erstere, da die letztere in sich dreifach getheilt ist, wenn sie sich an über die Grundlage Gleichgesinnte wenden will, um über das Andere, worüber noch Verschiedenheit ist, sich zu verständigen, nur an Diejenigen halten, die an einen historischen Christus glauben, wenn auch dieser Glaube da und dort noch eine pietistische Färbung haben sollte, den Pietismus in einer edleren und besseren Gestalt genommen, obschon das rechte, lebendige Christenthum des Pietismus als eines Besondern nicht bedarf, weil es die wahre christliche Frömmigkeit, die etwas Allgemeines und nichts Zunftmäßiges ist, schon von selbst in sich schließt.
Mit diesem Theile der protestantischen Kirche hätte daher die katholische, die Grundlage des Glaubens betreffend, gemeinsame Sache gegen den Rationalismus zu machen.
Es ist daher nothwendig, diesen in seinem eigentlichen Wesen, so wie in seinen neuesten Formen etwas näher zu bezeichnen.
Wäre der Rationalismus seinem Wesen nach nichts anderes, als das Streben des menschlichen Geistes, in den Inhalt der christlichen Wahrheit wissenschaftlich einzudringen, den Glauben zum Wissen zu vermitteln, zwischen Offenbarung somit und Vernunft eine solche Versöhnung zu stiften, daß hiebei jeder ihr Recht widerfährt; so könnten wir in diesem Rationalismus nichts Neues erblicken, denn ein solches Streben war in der Kirche schon seit der apostolischen Aufforderung, Rechenschaft von den Gründen des Glaubens und der Hoffnung zu geben, vorhanden. Von diesem alten Rationalismus ist aber der neuere auf das bestimmteste zu unterscheiden, welcher nicht in den Thätigkeiten der Vernunft, die auf Alles denkend eingeht, sondern in der Thätigkeit des gemeinen Verstandes besteht, der sich mit äußerlichen Reflexionen über eine Sache begnügt, ohne in das Innere tiefer einzugehen. In diesem Wesen hat sich der Rationalismus selbst begriffen, als er von sich offen bekannte, das sey sein Hauptstreben, den Inhalt der Offenbarung auf jene Religionswahrheiten zurückzuführen, die durch die bloße Vernunft (Verstand) erkennbar seyen. Daß hiebei der Verstand der absolute Maßstab für alle Offenbarung sey, ist von selbst klar, und die wirkliche Anwendung des Grundsatzes zeigte es deutlich genug, denn diese bestand und besteht noch darin, alle und jede Offenbarung, die außer dem Menschen selbst ist, also von Außen kommt, und nicht schon in dem menschlichen Geiste selbst als natürliche Offenbarung liegt, zu verwerfen. Hiebei wird die Offenbarung Gottes, die außer dem Menschen ist, und von Außen an den Menschen kommt, als eine zweite Quelle und als eine zweite Potenz des religiösen Erkennens schlechthin aufgehoben, und wenn man dennoch sich das Ansehen geben will, als lasse man der Offenbarung bei der Verständigung über sie ihr natürliches Recht und respektive dieses, so beruht dieß entweder auf der lächerlichen Täuschung, als habe man das, was bloße Voraussetzung und bloßes Vorurtheil ist, schon bewiesen (denn der Rationalismus hat bisher nichts bewiesen als seine Unmacht und seine Verkehrtheit), oder, was noch schlimmer ist, auf offenbarer Felonie.
Das innere Wesen des Rationalismus, wovon alle seine Erscheinungsweisen nur die wesentlichen Formen sind, ist in der That nichts anderes, als der Aristotelis Metaphys. III, Aristoteles meint aber, von denen, die mythisch philosophiren, zu reden, sey der Mühe nicht werth.Unglaube der Zeit, der in allen möglichen Masken hervortritt. Dieser Unglaube selbst aber ruhet auf dem geistigen Hochmuthe, der Gott vorschreibt, wie er sich offenbaren soll, und der namentlich die unmittelbare oder |Sp. 0140| außerordentliche Offenbarung in all ihm Einfachheit und Erhabenheit nicht zuläßt. Insbesondere aber ist es die Menschwerdung Gottes, dieser innerste Mittelpunkt der göttlichen Offenbarung, an der Anstoß genommen wird, und die der Rationalist zum Besten Gottes selbst nicht zugeben will. Aber hier macht sich der hochmüthige Geist selbst zur Folie der göttlichen Natur und des göttlichen Willens. Denn nehmen wir alles, was Rationalisten je über die göttliche Offenbarung negirend vorgebracht haben, zusammen, so haben wir nur den überall und in Allem wiederkehrenden Einen Hauptsatz vor uns: Wäre ich selbst
Gott, ich würde nicht Mensch geworden seyn. Eine der verschiedenen Formen dieses rationalistischen Unglaubens ist in der Gegenwart die rein negative Kritik der heiligen Geschichte und die durchaus mythische Behandlung der historischen Person Christi. Die Thätigkeit dieser negativen Kritik und dieser mythischen Behandlung besteht in der Hauptsache darin, an der heiligen Geschichte Alles gelten zu lassen, nur dieß nicht, daß sie wirkliche Geschichte ist. Die Theologie versteht sich daher, was ihr historisches Moment betrifft, zu einer Art und Kunst, der sich jede andere Wissenschaft die gleichfalls ein historisches Element in sich hat, schämen würde, und man wird so recht an die Sophisten zur Zeit des Sokrates erinnert, die das wunderbare Geschick besaßen, aus Weiß Schwarz, und aus Schwarz Weiß zu machen, wie in der That auch schon Aristoteles die mythischen Philosophen zu den Sophisten gerechnet that.
Sehen wir zudem noch auf die Art und Weise hin, wie diese Umbildung des objectiv Geschichtlichen in Ideen geschieht, so wie auf die durchaus subjektive Willkür, mit der das ganze Geschäft vorgenommen wird, so sehen wir uns berechtigt, darauf ganz und gar die Worte anzuwenden, die wir bei
Paulus im ersten Briefe an Timotheus finden, jene wichtigen Worte nämlich, welchen der Apostel seinen geliebten Sohn im Glauben ermahnt gewissen Leuten einzuschärfen, daß sie nicht afterlehren, noch mit Mythen sich abgeben, die mehr unnütze Zänkereien, als die göttliche Oekonomie im Glauben fördern.1 Tim. 1,14.
Das Christenthum ist weder selbst auf Mythen noch auf mythische Ausdrückung seiner für sich schon klaren und unzweideutigen Thatsachen gebaut, mit welcher das erklärende Wort ohnehin schon verbunden war; sondern das Christenthum ist, um nur den Sinn des Apostels wieder zu geben, auf die göttliche Oekonomie gebaut, die von Seite des Menschen durch den Glauben ergriffen wird. Unter der göttlichen Oekonomie aber ist zu verstehen, der göttliche Plan der Offenbarung, wie dieser Plan von Gott selbst kund gemacht und in Ausführung gebracht worden ist, welche Kundmachung und Ausführung zugleich in lebendigen göttlichen Thaten vor uns steht, von deren innerer Macht, Größe und Wahrheit Jeder durch das Vermögen des Glaubens lebendige Erfahrung machen kann, so wie es nur durch die wahre und wirkliche Verbindung des Rationellen mit dem Historischen, und des Historischen mit dem Rationellen, folglich aus der wahren und wirklichen Durchdringung des Selbstbewußtseyns mit der göttlichen Offenbarung möglich ist, zu jener Speculation sich zu erheben, welche die wahrhaft theologische ist, woraus zugleich hervorgeht, wie wenig der Rationalist als rein negativer Kritiker und als unhistorischer Mythenhascher auf den Namen eines Theologen Anspruch zu machen habe. Damit steht im Zusammenhange, oder ist nur eine consequente Folge, daß der Katholizismus in keiner Zeit dahin kommen kann, die großen Thaten der göttlichen Offenbarung in Mythen zu verkehren, daß es daher auch unmöglich ist, mit jenen in Einheit zu |Sp. 0141| kommen, die auf den mythischen Standpunkt sich gestellt haben, und auf ihm beharren wollen. Hier also ist an eine Verständigung und Ausgleichung nie zu denken, weil sonst die katholische Kirche zuvor aufgehört haben müßte, das zu seyn, was sie ist.
Denn das ist das Eigenthümliche dieser Kirche, vorzugsweise historischer Natur zu seyn, und auf das lebendige Factum der göttlichen Offenbarung zu bauen; ihr Bewußtseyn ist vermittelt durch die lebendige Thatsache dieser wirklichen Offenbarung , und diese Thatsachen gehören mit ihrem Wesen und mit ihren Folgen selbst zu den Thatsachen des Bewußtseyns der Kirche.
So ruhet sie auf dem Realen, Wirklichen, Factischen, Lebendigen, Objectiven, Historischen, nicht auf abstracten Begriffen, eben so wenig auf Mythen, die in leere und dürftige Ideen willkürlich umgewandelt werden; sie lebt ganz in göttlichen Thatsachen, in göttlicher Wirklichkeit, in göttlichen Werken, und ist selbst ein göttliches Werk, des sich in der Wirklichkeit offenbarenden Gottes. Und dieses Wirkliche, Thatsächliche, Lebendige ist zugleich das unfehlbare, unzweideutige Zeugniß, so wie die objektive Gewißheit der christlichen Wahrheit. Diese Wahrheit ist somit eine lebendige, eine in Wirklichkeit und Thatsachen bestehende Wahrheit, eine lebendige Idee somit, und kein bloßer, abstracter Gedanke, der an Nichts haftet, und eben deßwegen alle möglichen Formen und Unformen annehmen kann, in welcher Proteusnatur zugleich die Möglichkeit mythischer Deutung liegt. In jener lebendigen Idee liegt auch das Rationale des Christenthums, denn dieses ist nur die eine Seite der concreten Idee, und der klare, milde Reflex des christlichen Geistes selbst; aber daß wahrhaft Rationale der Idee darf nicht verwechselt werden mit dem Rationalistischen, in welchem sich bis jetzt neben dem unhistorischen Uebermuthe zugleich die innere Leerheit des Geistes geoffenbaret hat.
So viel über die Grundlage des Glaubens im Katholizismus, auf welche wir in unserer kurzen Abhandlung das Hauptgewicht legen zu müssen geglaubt haben. Daß über diese Grundlage die katholische Kirche mit einem Theile der protestantischen in Uebereinstimmung ist, gewährt uns Freude, denn ohne diese Uebereinstimmung über die Grundlage könnte es auch keine Grundlage für die gegenseitige Verständigung geben. Mit diesem Theile der protestantischen Kirche kann, da man über die Grundlage Eins ist, die gewünschte Verständigung, sofern sie noch zum Glaubensgrunde gehört, nur in sofern Statt finden, als gefragt wird, wie sich die göttliche Offenbarung in dem Geschlechte erhalte und fortsetze, und wie sie fortwährend vermittelt werde.
Ueber diesen Punkt, so wie über die übrigen, werden wir von nun an, ohne Unterbrechung, meistens nur die Grundanschauung der katholischen Kirche darstellen; denn wir müßten sonst befürchten, die Abhandlung schwelle gegen ihre eigene Absicht zu einer Symbolik an.
Daß die göttliche Offenbarung Vermittelung des höhern Lebens durch die Gottheit sey, ist oben schon ausgesprochen worden. Ebenso haben wir auseinander gesetzt, daß und wie diese Vermittelung eine geschichtlich-lebendige sey. Dieser Charakter der geschichtlichen Lebendigkeit ist aber für die Offenbarung ein bleibender; oder mit andern Worten: die Offenbarung, die als geschichtlichlebendige in die Menschheit eingetreten ist, setzt sich eben so geschichtlich-lebendig fort, oder vermittelt sich eben so geschichtlich-lebendig in der Menschheit, — und zwar durch die Kirche.
(Fortsetzung folgt.)
Uebersicht der neuesten Arbeiten der englischen Missionsanstalt auf
Malta
.
Von Dr.
Wolff
in Tübingen.
Von der fruchtbaren Thätigkeit der zu Malta blühenden englischen Missionsanstalt geben die neuerlich auf Veranlassung |Sp. 0142| derselben gedruckten Bücher ein erfreuliches Zeugniß. Wir glauben, den Freunden solcher Literatur einen Dienst zu erweisen, wenn wir diese Bücher, so viel uns deren letzthin zugekommen sind, vollständig aufführen. Die meisten derselben sind arabisch, und, mit Ausnahme weniger, Religionsbücher. Der arabische Styl der europäischen Verfasser dieser Schriften zeichnet sich durch ungekünstelte Leichtigkeit in der Ausdrucksweise vortheilhaft aus.
I. In arabischer Sprache.
Klarer Beweis der Wahrheit der beiden Geheimnisse der christlichen Religion, nämlich des Geheimnisses der Dreieinigkeit und des Geheimnisses der Fleischwerdung der Gottheit. Malta, 1834. (126 S.)
In der Vorrede legt der Verf. die hohe Wichtigkeit dieser Lehren an's Herz, und gibt sein Bestreben zu erkennen, dieselben auf leicht faßliche Weise darzustellen. Das Buch zerfällt in zwei Theile, denen eine Einleitung und ein Schlußwort beigefügt ist. Der erste Theil handelt von dem Geheimnisse der Dreiheit der göttlichen Persönlichkeit und der Einheit ihrer Substanz, und zerfällt wieder in vier Abschnitte; der andere Theil handelt von der Fleischwerdung unseres Herrn Jesus Christus, der zweiten Person der h. Dreieinigkeit.
Ausgewählte Verse, ausgezogen aus den heil. Büchern und in Klassen eingetheilt zum Gebrauch für Schulen. Malta, 1835. (118 Seite).
Es sind 27 Klassen, wovon die erste von Gott, die zweite von Jesus Christus, die dritte vom heiligen Geist, die letzte von der Vergeltung der Frommen und Gerechten handelt.
Erzählungen genommen aus dem heil. Buch (der h. Schrift) in Fragen und Antworten, zum Behuf des Unterrichts der jungen Leute und der Kinder. Malta, 1832. (33 S.)
Der erste alttestamentliche Theil beginnt mit der Frage: Wer hat die Welt erschaffen? und schließt mit der Frage: Was haben sie (die Juden) nach ihrer Rückkehr (aus dem Exil) gethan? Der zweite, neu-testamentliche Theil beginnt (S. 17) mit der Frage: Wer ist der Messias? und schließt mit Fragen über die Apostel.
Die Pilgerreise des Christen, das heißt dessen, der wandert von der vergänglichen Welt in die bleibende Welt, in zwei Theilen, verfaßt von dem ausgezeichneten und prophetischen Lehrer Johannes
Bunyan. Er hat aber diese Pilgerreise in einer Vision zurückgelegt. Erster Theil. 1834. (281 S.)
Es ist dieß eine Übersetzung des bekannten Buches des englischen Mystikers Bunyan (geb. 1620). Voran geht dessen Lebensgeschichte auf neun Blättern. Das Buch ist mit acht lithographirten Bildern versehen.
Erzählungen, ausgezogen aus dem alten Testamente. Malta, 1833. (380 S.)
In der Vorrede, die die erste Seite einnimmt, wird der Nutzen des Lesens der biblischen Erzählungen auseinandergesetzt, wie man aus denselbigen Gottes Weisheit und Macht, seine Heiligkeit und Güte kennen lerne u. s. w. Besonders seyen die Stellen berücksichtigt, in denen sich eine Hindeutung auf den Messias findet. Am Ende jedes Abschnittes, deren 61 sind, werden Betrachtungen beigefügt zum Nutzen der Kinder und zum Frommen der Jünglinge, damit sie tiefer eingeweiht werden, in die göttliche Kenntniß. Das Buch ist mit vielen Bildern geziert.
Einige nützliche Gedanken über das Ende der Zeit. Malta, 1829. (24 S.)
Die Abhandlung knüpft sich an die Worte in der Apokalypse 10,5, und an die Stelle Matth. 24, 44.
Dreizehn Briefe, geschrieben von einigen Christen zur Widerlegung der grundlosen Behauptungen des Herrn Petrus, Metropoliten von Beirut, des Maroniten, von der gepriesenen Allgemeinheit und anzuerkennenden Dignität der Glaubenssätze der römischen Kirche. Malta, 1834. (335 S.)
Die Polemik ist klar und scharf gehalten, und stützt sich nicht nur auf Bibelstellen, sondern auch auf Stellen der Kirchenväter, mit welchen der Verfasser vertraute Bekanntschaft an den Tag legt.
Die Gleichnisse unseres Herrn Jesus Christus mit ihrer Erklärung, zum Nutzen jedes Freundes der Wahrheit und ihres Wesens. Malta 1828. (180 S.)
Am Schlusse der Vorrede bemerkt der Verf., daß er die in seiner Erklärung ctirten Stellen des alten und neuen Testaments selbstständig aus dem Hebräischen und Griechischen übersetzt und frühere falsche Uebersetzungen berichtigt habe. Der Anfang der Vorrede ist eins Lobpreisung Gottes. Die Parabeln sind in gewöhnlicher Reihenfolge aus Matthäus, Markus und Lukas gegeben. Ihre Erklärung ist bündig und
|Sp. 0143| Erklärung des Gleichnisses unseres Herrn Jesus Christus von dem Säemanne (Matth. 13, 1-23) in abgekürzter Weise. Malta, 1829.
Am Schlusse des Büchleins, das 10 Seiten umfaßt, findet sich ein frommes, auf den Inhalt des Gleichnisses sich beziehendes Gedicht in fünf Doppelzeilen.
Die Sprüche Salomon's (nach einer neuen Uebertragung) mit französischer Uebersetzung gegenüber. Malta, 1834.
Gebete für alle Tage der Woche (für den Morgen und Abend) Malta, 1832. (51 S.)
Forschet in der Schrift (JH. 5, 34). Malta, 1833. (Ein Traktätchen von 22 Seiten).
Aufklärung der christlichen Glaubenslehre nach Anleitung der heiligen Schrift. Malta, 1833. (196 S.)
Eine kurze biblische Dogmatik in 18 Kap., von denen einzelne wieder mehrere Unterabtheilungen haben, in Fragen und Antworten.
Kurze Geschichte vieler Reiche und Städte, und was sich in denselben ereignet hat, von der alten Zeit bis auf die unsrige 1833 (136 S.)
Ausgesuchter Schatz in der Aufdeckung der Länder und Meere. Malta, 1833. (164 S.)
Aufgereihte Perlen von der Wissenschaft der Sphären und Gestirne. Malta, 1833. (44 S.)
Geschichte des Herrn Schadjak, welcher viel zu dulden hatte wegen seines festen Bestehens auf der Wahrheit. Malta, 1833. (52 S.)
Geschichte des Generals Georg Dikran (?) und seines mitleidigen Dieners. Malta, 1834. (16 S.)
II. In syrischer Sprache.
Ein syrisches A-B-C- und Lesebuch in schönen Estrangelo Charakteren. Malta, 6833, (23 S.)
III. In türkischer Sprache.
Ein türkisches A-B-C- und Lesebuch von 24 Seiten.
IV. In griechischer Sprache.
Περιληψις της παλαιας διαϑηχης δια τoυς ἀλληλo διδαςχoυμεvoυς χαὶ δια χαϑε Χριστιαvov. ὑπό Ν. Νιχητυπλoυ πελoπovvησιoυ ἐϰ Δημητoαvης. ἐν μελιτη εϰ της τυπoγραϕιας της ἐν τη ἀγγλιχαvη ἐϰϰλησια ἐξ ἀπoστoλιϰης ἑταιραιας. 1833 (131 S.).
Ausgabe des alten Testamentes für den wechselseitigen Unterricht und jeden Christen von N. Niketoplos dem Peloponneser aus Lemetoane. Zu Malta, aus der Druckerei der englischen Kirche der apostolischen Brüderschaft. 1833 (131 S.)
Iωάvvoυ τỡυ Χρυσoστoμoυ τα περι τηςαvαγvωσεως τωv γραϕωv ảπαvτα. ἐν μελιτη, 1832. (192 S.)
Johannes Chrysostomus Erläuterungen (Entgegnungen) über das Verständniß der Schriften. Malta, 1832. (192 S.)
V. In italienischer Sprache.
Cenni sui primordi della Riforma nata ai giorni di Martino Lutero nel principio del secolo decimo sesto, tratti della storia ecclesiastica del reverendo Giuseppe Milner A.M. Malta, 1828. (259 P.)
Winke in Hinsicht auf den Ursprung der von Martin Luther zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts eingeführten Reformation; gezogen aus der Kirchengeschichte des hochwürdigen Joseph Milner, A. M. Malta, 1828.
* Die vorstehende Mittheilung verdankt man der Allg. Lit. Ztg. Dezember 1836. Ergänz. Bl., bis auf die Uebersetzung der neu-griechischen und italienischen Titel, welche wir supplirten.
Die Uebersichten über die theologisch-literarischen Neuigkeiten, welche die Universal-Kirchenzeitung ihren Lesern darbieten wird, werden erst im Laufe des nächsten Monats beginnen, wen erst mit den Novitäten des laufenden Jahres der Anfang dazu gemacht werden wird.
(6) Bei Kirchheim, Schott und Thielmann in Mainz ist erschienen, und in allen Buchhandlungen zu haben:
Binterim, Dr. A. J., Pfarrer in Bilck, pragmatische Geschichte der deutschen National-, Provinzial- und vorzüglichsten Diozesanconcilen, vom 4ten Jahrhundert bis auf das Concilium zu Trient. Mit Bezug auf Glaubens- und Sittenlehre, Kirchendisciplin und Liturgie, 1r Band. Einleitung und Geschichte der Concilien vom 4ten bis zum 7ten Jahrhundert. 2r Band. Geschichte der Concilien des 8ten und der ersten Hälfte des 9ten Jahrhunderts. Mit dem Bildnisse des Verfassers: gr. 8. 6 fl. od. 3Rth: 8 ggr.
Colmar, J. L., Bischof zu Mainz, Predigten, herausgegeben von Freunden und Verehrern des Verewigten, 1r Band. Vom ersten Sonntage des Advents, bis Septuagesima. Mit der Biographie des Verfassers. gr. 8. 2 fl. 42 kr. od. 1 Rth. 12 ggr.
Feste, die, des Herrn und ihre Feier in der katholischen Kirche. Dargestellt von Dr. Räß und Dr. Weis. 2 Bände, gr. 8. gehef. 6 fl. oder 3 Rth. 8 ggr.
Humann, J. J., Bischof zu Mainz, Predigten, herausgegeben von Freunden und Verehrern des Verewigten. Mit der Biographie und dem Porträt des Verfassers. gr. 8. 2 fl. 42 kr. Oder 1 Rth. 15 ggr.
Katholik
, der. Eine religiöse Zeitschrift zur Belehrung und Warnung. Herausgegeben von Dr. N. Weis. Jahrgang 1837 gr. 8. 8 fl. od. 5 Rth.
Klee, Dr. H., Professor in Bonn, katholische Dogmatik. 3 Bände gr. 8. 10 fl. od. 5 Rth. 16 ggr.
Dogmengeschichte. 1r Band. gr. 8. (Unter der Presse.)
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Liebermann, F. L. B. Institutiones theologicae. 3 tom. Editio quarta. 8. maj. 10 fl. 48 kr. oder 6 Rth.
Parizsk, A., Erklärung der sonn- und festtäglichen Evangelien für die Jugend. Ein praktisches Hilfsbuch für Katecheten und Homileten. 2 Bde. Vierte verbesserte Auflage, gr. 8. 3 fl. 36 kr. od. 2 Rth.
Pontifical, das römische. Uebersetzt und mit archäologischen und liturgischen Einleitungen begleitet vom geistlichen Rath und Regens M. A. Nickel, 1r Theil. gr. 8. 2 fl. 15 kr. od. 1 Rth. 6 ggr.
Riffel, C., Professor in Gießen, geschichtliche Darstellung des Verhältnisses zwischen Kirche und Staat. Von der Gründung des Christenthums bis auf die neueste Zeit, 1r Theil. Von der Gründung des Christenthums bis auf Justinian I. gr. 8. 3 fl. 54 kr. od. 2 Rth. 6 ggr.
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Stolberg, F. L. Graf zu, Geschichte der Religion Jesu Christi, fortgesetzt von Fr. v. Kerz, 29r, der Fortsetzung 16r Band. gr. 8.
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Ulenberg, C., weiland Pfarrer in Köln, Geschichte der lutherischen Reformatoren, Martin Luther's, Philipp Melanchthon's, Matthäus Flacius Illyricus, Georg Major's und Andreas Osiander's. Aus dem Lateinischen von dem Uebersetzer der zweiundzwanzig Beweggründe, 1r Band. Auch unter dem Titel: Dr. Martin Luther's Leben und Wirken von seiner Geburt bis zu seinem Tode gr. 8. 3 fl. 30 kr. oder 2 Rth.
Werner, Dr. F., Domdekan, der Dom zu Mainz und seine Denkmäler, nebst Darstellung der Schicksale der Stadt und der Geschichte ihrer Erzbischöfe von der Gründung der Stadt bis zur Translation des erzbischöflichen Stuhls nach Regensburg. 3 Bände. gr. 8.
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